Der KSV Hessen muss bei Spielerverpflichtungen vorsichtig kalkulieren

WEITER WARTEN AUF CHALASKIEWICZ
Hans-Ulrich Thomale brachte es auf den Punkt. "Es entbehrt nicht einer gewissen Tragik, wenn man 84 Punkte holt, die meisten Tore schießt, gleich zwei Spieler in der Spitzengruppe der Torjäger hat und trotzdem nur Vizemeister wird."
Hinter dieser Feststellung verbirgt sich auch die Gefühlsschwankung zwischen Stolz und Frust, die beim Fußball-Oberligisten KSV Hessen Kassel schon vor dem klaren Abschlusssieg gegen Borussia Fulda (4:1) spürbar war. Stolz darauf, wie der Löwen-Trainer in der Pressekonferenz anmerkte, dass diese tolle Saisonbilanz mit Spielern erreicht wurde, deren spielerische Qualitäten teilweise doch arg begrenzt sind.

Als Uli Thomale dazu den Namen Nico Radler erwähnte, erntete der Coach lautstarke Missfallensäußerungen von einem Teil der Zuhörer im VIP-Raum des Auestadions. Doch der für seine offene Meinungsäußerung bekannte Fußballlehrer ließ sich nicht beirren. "Wenn diejenigen, die jetzt hier oder auf der Tribüne lautstark Kritik äußern, sich bereit finden würden, mehr Geld zu spenden, dann könnten wir mit einer starken Mannschaft auch den Fußball bieten, den wir alle im Auestadion sehen wollen." Beifall für die klaren Worte. Denn was Thomale ansprach - auch wenn er mit dem gegen Fulda prächtig aufspielenden Radler diesmal das falsche Beispiel erwischte - ist das augenblickliche Dilemma des KSV Hessen. Der möchte nämlich gern, kann aber nicht so offensiv daran gehen, die Mannschaft für die neue Saison zu formieren.

"Das Geld ist knapp. Und wir sind nicht bereit, finanzielle Experimente zu veranstalten", stellt der KSV-Vorsitzende Jens Rose klar, der in dieser Zeit noch nicht einmal weiß, ob er den jetzigen Kader bei der Stange halten kann. Beispiel Slawomir Chalaskiewicz. Der polnische Spielmacher, zweifellos die bestimmende Persönlichkeit im KSV-Team, will als 40-jähriger Profi zu Recht die Chance nutzen, sein Gehalt für eine Vertragsverlängerung aufzubessern. "Ich habe ihm gesagt, dass wir nicht mehr zahlen können und wollen. Wenn er einen Verein kriegt, der ihm mehr bietet, können wir ihn nicht halten", stellt Rose klar und fügt hinzu: "Es sei denn, es kommt einer und übernimmt die Kosten."

In der Schwebe hängt weiterhin auch das Bleiben von Christoph Keim und Tobi Nebe, dem Abwanderungsgedanken Richtung Baunatal nachgesagt werden. Rose: "Der Tobi hat auf jeden Fall noch einen Vertrag bei uns." Ein weiteres Jahr bleiben wird dagegen Matthias Rudolph. Ob dagegen Rudi Istenic in der kommenden Saison noch das Löwen-Trikot tragen darf, ist fraglich. Sein Samstag-Einsatz als Chalaskiewicz-Ersatz war ein Reinfall. Ohne Biss, ohne Schwung und ohne Kondition verdiente sich der Slowene lediglich einen Trostpreis in der Kategorie Traber der Woche. Damit sind keine Meistertitel zu gewinnen.

<i>(Rolf Wiesemann/HNA-Sport-Redaktion, 07.06.2004)</i>

Veröffentlicht: 07.06.2004

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