Entscheidung auf heute vertagt

KSV HESSEN
Vorstand des KSV Hessen will personelle Konsequenzen ziehen.
Die sportliche Krise ist da, und sie erfordert ein beherztes Zupacken. Das blamable 0:1 des Titelaspiranten KSV Hessen gegen Wörsdorf, mit dem die Kasseler ihre Aufstiegsambitionen „ad acta legen können“ (Kapitän Andreas Mayer), hat am Sonntag bei Klubvorstand und Spielausschuss für lebhaften Diskussionsstoff gesorgt. Bei einem Treffen beider Gremien zu mittäglicher Stunde sollten erste Konsequenzen aus der sportlichen Misere gezogen werden. Vor allem solche personeller Art. Doch nach der Krisensitzung erklärte Klubchef Jens Rose gegenüber unserer Zeitung: „Wir haben die Entscheidung noch einmal vertagt. Sie wird jetzt am Montagmittag fallen.“
Die Lage ist ernst. Daher stellt Rose auch klipp und klar fest, „dass jetzt einer den Kopf hinhalten muss“. Entweder Trainer Oliver Roggensack oder der eine oder andere der zuletzt versagenden Spieler. „Wir müssen und werden ein Zeichen setzen, dass es so nicht weitergeht“, verkündete der Vereinsvorsitzende nach einer Sitzung mit ziemlich konträren Meinungen, bei der es hoch herging.
Schon vorher hatte Jens Rose Trainer Roggensack telefonisch unterrichtet: „Es geht auch um seine Person.“ Von seiner Entscheidungsgewalt als Klubchef wollte der 41-jährige Gleisbau-Unternehmer gestern allerdings keinen Gebrauch machen. Rose: „Wir werden das demokratisch entscheiden.“
Während hinter den Kulissen trotz des praktisch verpatzten Aufstiegs weiter zweigleisig für Ober- und Regionalliga geplant wird, geht im Spielerlager der Löwen das Rätselraten um den eklatanten Leistungsabfall nach der Winterpause weiter.
„Es ist absolut der Wurm drin. Eine totale Blockade. Mit zunehmender Spieldauer wird man immer mutloser, verliert einfach die Lust“, sagt der gefrustete Andreas Mayer, der offen zugibt: „Ich spiele im Moment so schlecht wie noch nie.“
Dass Anspruch und Wirklichkeit so weit auseinander klaffen ist für den Spielführer „eine Sache des Kopfes“. Mit dieser schwierigen Situation, so Mayer, hat im Löwen-Lager keiner gerechnet. Der Schock sitzt tief. „Einige Spieler sind wohl nicht im Stande mitzuspielen. Vielleicht haben sie sogar schon aufgesteckt“, mutmaßt der Kapitän, der sich darüber ärgert, „dass ich mich dem schwachen Niveau nahtlos angepasst habe“.
Von seinem Kapitän erhält Trainer Roggensack volle Unterstützung. „Mir tut er total Leid, weil wir das, was er uns erzählt, nicht richtig umsetzen. Ich hoffe, der Vorstand überlegt sich das alles noch einmal“, bricht Mayer eine Lanze für den Coach.
Roggensack selbst bemängelte nach der Wörsdorf-Pleite die fehlende Entschlossenheit im Team. „Wir haben uns heute versteckt. Wir befinden uns in einer Phase, wo es einfach nicht rund läuft.“
Dass dabei auch die noch nicht abgeschlossene Integration der Neuzugänge eine Rolle spielt, lässt Roggensack deutlich durchblicken. „Wir haben die Leute geholt, weil sie angeblich Verstärkungen sein sollten. Aber es sind ja keine Knaller“, so der Coach.
Inzwischen scheint auch der bis zum Samstag noch hoffnungsvoll gestimmte Löwen-Trainer langsam zu resignieren. „Aus dem heutigen Spiel kann ich leider keinen Rückschluss ziehen, dass wir jetzt eine Siegesserie starten“, bekannte der enttäuschte Roggensack. Und die wäre Grundvoraussetzung, um die enteilten Eschborner im Saison-Schlussspurt vielleicht doch noch einzufangen.


<i>Von Rolf Wiesemann</i>



KOMMENTAR
<span class='smallfett'>Rolf Wiesemann über die Lage beim KSV Hessen</span>

Der KSV Hessen steckt in Nöten. Mit dem Verpassen des Aufstiegszuges droht die Oberliga-Restsaison zum Langweiler für den gestrauchelten Titelaspiranten und seine Fans zu werden. Das Resultat: weniger Zuschauer, weniger Geld in der Klubkasse.
Das schmerzt. Vor allem wenn man, wie bei den Löwen, in der Winterpause noch kräftig ins Personal investiert hat. Fünf Neuzugänge, ein finanzieller Kraftakt, an dem man sich auch schnell verheben kann.
Das soll vermieden werden. Deshalb tut Entscheidung Not. Nur, wen soll es treffen? Den Trainer als schwächstes Glied in der Kette? Dann müsste erst die Nachfolge geregelt sein. Die Spieler? Dann müssen außer Zoran Zeljko alle bangen.
Offene Fragen. Der KSV Hessen steckt wirklich in Nöten.


<i>(HNA-Sportredaktion, 31.03.03)</i>

Veröffentlicht: 31.03.2003

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Datum des Ausdrucks: 26.04.2024