Slawomir Chalaskiewicz: Müssen jetzt eine Siegesserie starten

REGIONALLIGAREIFE FEHLT
Wenn der KSV Hessen den Aufstieg in der Fußball-Regionalliga schaffen will, dann muss er heute um 15 Uhr gegen Viktoria Griesheim im Kasseler Auestadion eine Siegesserie starten.
Das ist die Meinung von Löwen-Spielmacher Slawomir Chalaskiewicz. Über die momentane Situation im Team, Probleme und Aussichten sowie seine eigenen Zukunftspläne sprach der polnische Fußballprofi mit Redakteur Rolf Wiesemann.

<i>Die Euphorie vom Darmstadt-Sieg ist nach dem 1:1 gegen Waldmichelbach schnell wieder verflogen. Ist der Gegner unterschätzt worden?</i>
<b>Chalaskiewicz:</b> Vielleicht. Ein Sieg ist zu 70 Prozent Kopfsache, der Rest ist fußballerische Qualität. Es gibt in der Oberliga keine leichten Gegner, die man so einfach besiegen kann.

<I>Auswärts ist die Mannschaft anscheinend besser motiviert, wie die Siege in Fulda, Erzhausen und Darmstadt zeigen?</i>
<b>Chalaskiewicz:</b> Da kommt uns die offensivere Spielweise der Gegner entgegen. Zu Hause müssen wir fast immer gegen dichte Abwehrreihen kämpfen.

<i>...die dann auch noch wertvolle Punkte entführen. </i>
<b>Chalaskiewicz:</b> Ja, weil wir noch zu oft Fehler machen. Der Trainer motiviert uns gut, aber manchmal habe ich das Gefühl, einige spielen nur nach Lust und Laune. Oder manche Spieler haben Angst vor dem eigenen Publikum. Das sollte uns aber gerade dann anfeuern, wenn es nicht so gut läuft.

<i>Aber spielerisch liegt doch auch einiges im Argen? </i>
<b>Chalaskiewicz:</b> Wir haben genug Chancen, um zu gewinnen. Aber viel zu oft kommt der letzte Pass nicht an, wird der freie Nebenmann übersehen oder die Flanken sind ungenau. Wenn dann hinten nicht richtig aufgepasst wird, sind die Punkte weg.

<i>Und damit auch schon fast der Aufstieg?</i>
<b>Chalaskiewicz:</b> Nur der erste Platz zählt, und der ist und bleibt unser Ziel. Um das zu erreichen, müssen wir jetzt eine Serie von fünf oder sechs Siegen hinlegen. Wenn wir in jedem Spiel nicht nur 100 sondern 150 Prozent geben, dann kann es klappen.

<i>Ist die Mannschaft denn reif für den Aufstieg? </i>
<b>Chalaskiewicz:</b> Es ist überraschend, dass wir so weit oben stehen, obwohl wir nicht konstant genug sind. So ist der Aufstieg vielleicht zu schaffen, aber reif für die Regionalliga sind wird deshalb noch nicht.

<I>Was fehlt denn?</i>
<b>Chalaskiewicz:</b> Der Leistungsunterschied zur Regionalliga ist sehr groß. Man sieht es doch jetzt an Eschborn. Die Mannschaft müsste personell verstärkt werden. Auf jede Position gehört eine Doppelbesetzung.

<i>Dazu hat der KSV einen Etat von einer Million Euro errechnet.</i>
<b>Chalaskiewicz:</b> Das reicht nicht. Es müssen mindestens 1,5 bis zwei Millionen sein. Aber auch im Vereinsumfeld müsste vieles professioneller werden. Zum Beispiel sind die Trainingsbedingungen alles andere als optimal. Der Verein muss sich überlegen, ob der Aufstieg überhaupt machbar ist. In der Regionalliga gleich gegen den Abstieg zu spielen, macht alles kaputt. Dann lieber noch ein Jahr an der Oberligaspitze mitspielen. Das ist für alles interessanter.

<I>Auch für einen 40-jährigen Profi wie Sie es sind? </i>
<b>Chalaskiewicz:</b> Das kommt darauf an. Ich warte auf ein Gespräch, möchte aber nicht wieder einen Ein-Jahres-Vertrag unterschreiben. Ich hätte gerne etwas Längerfristiges. Dann könnte ich daran denken, meine Familie aus Polen nachkommen zu lassen, die ich jetzt nur achtmal im Jahr sehe.

<i>(WIE/HNA-Sportredaktion, 03.04.2004)</i>

Veröffentlicht: 03.04.2004

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Datum des Ausdrucks: 27.04.2024