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Der KSV Hessen Kassel bedankt sich fĂŒr das Interesse und wĂŒnscht noch ein schönes Wochenende.

"Wir wollen aufsteigen, aber nicht mit Gewalt!"

INTERVIEW MIT JENS ROSE
Jens Rose weiß, wovon er spricht, wenn er über Finanzen redet.
Der Präsident des Fußball-Oberligisten KSV Hessen Kassel verdient sein Geld als Inhaber eines Gleisbau-Unternehmens, "und da weiß ich, was von wirtschaftlichen Möglichkeiten abhängt". Im Fußball bestimmen die finanziellen Möglichkeiten eines Vereins meist auch den sportlichen Erfolg. In Nordhessen wollen sie zwar wieder eine Fußball-Hochburg errichten, denn nach dem Selbstverständnis der Cluboberen gehört Hessen Kassel gar in die Zweite Bundesliga. Nur wissen Rose und seine Vorstandskollegen genau, dass es in dieser Spielzeit in der
hessischen Oberliga zwei Konkurrenten gibt, die ein ähnliches Selbstverständnis pflegen. Und im Vergleich zu Darmstadt 98 und Borussia Fulda liege Kassel mit einem Etat von 500.000 Euro eben ein wenig zurück, so der Präsident.


<b>Zeitweise zehn Punkte Rückstand</b>
Weil das so ist, haben sie beim ehemaligen Zweitligisten vor der laufenden Saison den Ball bewusst flach gehalten. Kassel musste nämlich nicht nur das Budget um etwa 15 Prozent reduzieren, sondern verlor in den beiden ehemaligen Profis Andreas Mayer (zum FC St. Pauli) und André Breitenreiter (Holstein Kiel) auch zwei seiner Leistungsträger. Kompensiert wurden die Abgänge fast ausnahmslos durch Talente aus der Region, in dem mittlerweile 39 Jahre alten Ex-Profi Slawomir Chalaskiewicz (SV Babelsberg, früher Hansa Rostock) wurde nur ein routinierter Kicker geholt. Obgleich der Saisonstart durchaus gelang - am fünften Spieltag siegte Kassel gar in Fulda 1:0 - sah es zwischenzeitlich so aus, als sollte Roses Prognose, mit Darmstadt und Fulda nicht konkurrieren zu können, eintreffen. Nach dem 0:2 am neunten Spieltag zu Hause gegen die Lilien betrug der Rückstand auf den Spitzenreiter neun Punkte, nach dem zwölften Spieltag und dem 0:1 beim KSV Klein-Karben lag das Team von Trainer Thomas Freudenstein sogar zehn Zähler hinter Darmstadt 98 zurück. "Die Mannschaft ist noch nicht so gefestigt", sagt Rose im Rückblick auf den zwischenzeitlichen Einbruch.


<b>Keine Drahtseilakte</b>
Mittlerweile haben die Talente wie die Abwehrspieler Artur Tews (21) und Christoph Keim (22), Mittelfeldakteur Sebastian Busch (20) sowie Angreifer Adem Usta (21) unter Führung der Routiniers Chalaskiewicz, Thorsten Schönewolf (Libero/32) und Zoran Zeljko (Tor/34) sowie Torjäger Thorsten Bauer (bereits 17 Treffer) jedoch einen großen Schritt nach vorne gemacht, weswegen Kassel von den zehn Punkten Rückstand in den vergangenen Wochen sieben gutgemacht hat. "Wir sind der Hecht im Karpfenteich", beschreibt Rose die Rolle der Nordhessen, die sich nun durchaus Chancen ausrechnen, Darmstadt und Fulda im Rennen um den Regionalliga-Aufstieg noch auszubremsen. Mit Gewalt soll in Kassel der Aufstieg allerdings nicht erzwungen werden. "Deswegen", so sagt Rose, "werden wir uns in der Winterpause nicht verstärken". Es mache keinen Sinn, "den jungen Talenten, die sich die jetzige Position erarbeitet haben, andere Leute vor die Nase zu setzen". Finanzielle Drahtseilakte scheiden in Kassel sowieso aus. "Ich werde nichts machen, was den KSV gefährdet", sagt der Präsident. Dazu hat er die unseligen Zeiten, als der KSV Hessen Kassel Konkurs ging und schließlich vor fünf Jahren in der Kreisliga neu anfangen musste, noch zu genau im Kopf. Deswegen lautet seine Maxime: "Lieber wirtschaftlich gesund in der Oberliga spielen, als mit Schulden in die Regionalliga gehen."


<i>Von Andreas Hunzinger / Frankfurter Rundschau</i>

Veröffentlicht: 01.12.2003

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Datum des Ausdrucks: 26.04.2024