Das geilste Spiel seines Lebens

Kim Schwager
Kim Schwager ĂŒberzeugte in Stuttgart und ist nun eine Alternative fĂŒr den KSV-Coach.

Erfahren hat er es im Hotel, am Nachmittag vor dem Spiel. Er bekam Bauchschmerzen, eine Mischung aus Nervosität und Vorfreude. Ja, er sollte dabei sein, von Anfang an, in der Partie beim Aufstiegsaspiranten Stuttgarter Kickers am Abend unter Flutlicht. Er, der gerade einmal ein Spiel in der Fußball-Regionalliga von Beginn an bestritten hatte. Er, der damals und bei seinen sonstigen Kurzeinsätzen nicht recht hatte überzeugen können. Umso überraschender war die Entscheidung des Trainers für ihn, für Kim Schwager.

Kim Schwager also sollte es richten. Nicht in der Abwehr wie üblich, sondern im Mittelfeld. Linke Seite. Dort, wo der KSV zuletzt Probleme hatte. Schwager sollte den Druck machen, den der KSV auf dieser Seite oft genug nicht hatte erzeugen können.

Und was macht er? Erzeugt Druck, spielt besser als bei allen anderen kurzen und etwas längeren Einsätzen zuvor. Auf einmal lief wieder etwas über die linke Seite. Und nicht nur das: Fast hätte Kim Schwager, der 20-Jährige, auch noch getroffen. In der 22. Minute schoss er einen Freistoß - diesmal aus halbrechter Position und aus mehr als 25 Metern - direkt aufs Tor. Stuttgarts Keeper David Yelldell konnte gerade noch zur Ecke abwehren.

Spätestens danach war Schwager obenauf, vollgetankt mit Selbstbewusstsein. Vergessen schienen die Bauchschmerzen. Vergessen schien die Anspannung.

Am Ende - nach dem 3:1-Sieg - war er um ein „unbeschreibliches Gefühl“ reicher, wie er nach dem Schlusspfiff sagte - und: Um „das geilste Spiel meines Lebens“. Gewonnen beim Favoriten. Vor 2555 Zuschauern. Unter Flutlicht. „Es hat einen Riesenspaß gemacht. Doch jetzt bin ich körperlich am Ende. Ich werde mich auf der Heimfahrt nur noch ausruhen.“

Vielleicht hat er dabei nachgedacht über das, was kommt. Schwager hofft, dass er sich ins Team gespielt hat, dass er morgen gegen Wehen im Auestadion auch wieder von Beginn an auf dem Platz steht. Er hat einen Rat für Trainer Hamann: „Never change a winning team“ - ändere nie ein erfolgreiches Team.

Ob das Hamann beherzigt? Er hat sich noch nicht festgelegt. Fernab davon attestierte er Schwager nach dem Spiel in Stuttgart eine sehr gute Leistung - und darüber hinaus: Schwager habe zuletzt einen großen Sprung nach vorn gemacht und stets eine erstklassige Einstellung gezeigt. Nicht zuletzt deshalb gab Hamann Schwager eine Chance. Er hat sie genutzt - trotz Bauchschmerzen.

 

Von Florian Hagemann
HNA-Sportredaktion

Freitag, 10. November 2006 

Veröffentlicht: 10.11.2006

© KSV Hessen Kassel e.V.
Datum des Ausdrucks: 27.04.2024