Der Senkrechtstarter

Turgay Gölbasi
Turgay Gölbasi (23) ist beim KSV Hessen zur festen Größe geworden und wird schon von höherklassigen Klubs beobachtet.
Die Späher höherklassiger Klubs haben in den Stadien schon Stellung bezogen, um ihn zu beobachten. „Ich weiß, dass Interesse von außerhalb an mir besteht“, sagt Turgay Gölbasi. Und irgendwie macht dies den Abwehrmann des Drittligisten KSV Hessen auch stolz. Schließlich ist es nach wie vor sein vorrangiges Ziel, Profi zu werden. Wer ihn da bei den Spielen seiner Löwen unter die Lupe nimmt, bleibt unklar. „Ich weiß es nicht“, behauptet der 23-Jährige.

Noch aber lebt Gölbasi bei seinen Eltern in Kassel und spielt für den KSV. Sehr gerne, wie er sagt. Da, auf der rechten Außenbahn, ist er auf dem Platz zur festen Größe geworden. Er erfüllt nach hinten alle in ihn gesetzten Aufgaben und auch im Spiel nach vorn lässt er fast keine Wünsche offen. Auffällig vor allem seine Konstanz. Formschwankungen scheint Gölbasi nicht zu kennen. Wie macht er das? Seine Antwort ist zurückhaltend: „Ehrlich gesagt, weiß ich es nicht.“ Er versuche, möglichst schon zu Beginn der Spiele keinem Zweitkampf aus dem Weg zu gehen. „Das ist wichtig für mich. Denn so kann ich für mich das Gefühl entwickeln, gut in die Begegnung reinzukommen.“ Ansonsten gebe es keinerlei Geheimnisse.

Der gebürtige Herforder türkischer Abstammung begann seine fußballerische Laufbahn im Kasseler Nordstadtstadion beim SV Hermannia. Als Jugendlicher wechselte er zum KSV Hessen, von dort zum FSC Lohfelden und später zum KSV Baunatal. Seit eineinhalb Jahren ist Gölbasi wieder ein Hessen-Löwe. Er hat es nicht bereut, schwärmt von den Fans, von der Aufstiegsfeier im Mai und den Fußballfesten zum Start in die Regionalliga, als der KSV bundesweit für Aufsehen sorgte. Ein tolles Drumherum, eine einmalige Euphorie. „Unfassbar, was da zum Teil abging.“

Klassenerhalt

Er habe sich aber nie davon blenden lassen. „Trotz der Siege zu Beginn der Serie war mir immer klar, dass es für uns nur um den Klassenerhalt geht.“ Dies habe auch die gesamte Mannschaft immer so gesehen.

Inzwischen sind die Zeiten härter geworden und dies habe mitunter Folgen auf die Stimmungslage. So sei es nach der jüngsten Niederlage in Reutlingen auf der Rückfahrt auffällig ruhig im Bus gewesen. Gölbasi: „Die Tour kam mir unendlich lang vor.“

Die Kameradschaft aber habe nicht gelitten. Alle hätten sich geschworen, am Samstag gegen Pirmasens Gas zu geben. „Die Mannschaft weiß, um was es geht.“ Jetzt hofften sie auf lautstarke Unterstützung der Fans. Zu denen gehören inzwischen auch viele Türken. Gölbasi: „Mein Bekanntenkreis ist zum Beispiel immer da.“ Als er noch in der Jugend beim KSV gespielt hatte, habe es immer wieder Gerüchte gegeben, wonach Türken grundsätzlich nicht in der ersten Mannschaft der Löwen spielen dürften. Dies sei Schnee von gestern.


<i>Von Ulrich Brehme
HNA-Sportredaktion

Freitag, 03. November 2006</i>

Veröffentlicht: 03.11.2006

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Datum des Ausdrucks: 11.05.2024