Zum Liveticker

Der KSV Hessen Kassel bedankt sich fĂŒr das Interesse und wĂŒnscht noch ein schönes Wochenende.

Zweifel an der Sicherheit

GEWALT IN STADIEN
Nach Skandal in Stuttgart: Gewaltforscher mahnt Qualität von Ordnungsdiensten an.
Es passierte in der 80. Minute der Pokalbegegnung zwischen den Stuttgarter Kickers und Hertha BSC: Ein Wurfgeschoss trifft Schiedsrichter-Assistent Kai Voss am Kopf, er geht zu Boden, bleibt benommen liegen. Ärzte behandeln ihn, er steht wieder auf. Doch für Schiedsrichter Michael Weiner aus Giesen ist die Sache klar: Er bricht die Partie beim Stande von 2:0 für Hertha ab.

Einen Tag später diskutiert ganz Fußball-Deutschland über diese Szene. Und einmal mehr kommt die Frage auf, ob auch wirklich alles getan wird für die Sicherheit in den deutschen Stadien. Der Gewaltforscher Gunter Pilz, Professor am Institut für Sportwissenschaften in Hannover, will den Einzelfall von Mittwochabend in Stuttgart nicht hochstilisieren, erklärte gegenüber unserer Zeitung aber auch: „In Deutschland ist der Ordnungsdienst oft nicht gut genug geschult. Die Ordnungskräfte sind häufig nicht gerade die Professionellsten.“ In England sei das anders. Dort beispielsweise stünden die Leute vom Sicherheitsdienst das ganze Spiel über in knappen Abständen nebeneinander am Spielfeldrand - und beobachteten, was sich auf den Rängen tut. Diese Vorgehensweise fordert Pilz auch für alle deutschen Stadien.

Doch hierzulande besteht in dieser Beziehung Nachholbedarf - wohl auch deshalb, weil die Vereine die Sicherheit selbst gewährleisten müssen und hierin eine Möglichkeit zum Sparen sehen. Dass gewisse Mängel bestehen, bestätigt auch Hans Knese, Sicherheitsbeauftragter des Süd-Regionalligisten und Kickers-Konkurrenten KSV Hessen Kassel. Er sagt: „Insbesondere im süddeutschen Raum sind die Sicherheitsvorkehrungen nicht so strikt wie bei uns.“ Der KSV hat für jedes Heimspiel im Auestadion einen Sicherheitsdienst engagiert, zudem sind ehrenamtliche Helfer im Einsatz. Jeden Mittwoch vor der Begegnung findet eine Besprechung statt, „in der minutiös besprochen wird, was gemacht werden muss“. Ordner, die während der gesamten Partie die Fans im Auge haben, gibt es in Kassel bei jedem Heimspiel. Aber in der Ferne sieht es eben mitunter anders aus.

Dabei ist allen klar: Nachlässigkeiten in Sachen Sicherheit erhöhen das Risiko, dass gewaltbereite Fans etwa Gegenstände auf Spieler und Unparteiische werfen - zumal die Sicherheitszäune aus den meisten Fußballarenen längst verschwunden sind und die Zuschauer mittlerweile wie in England näher am Ort des Geschehens sitzen, wie Gewaltforscher Pilz anmerkt. Er sagt aber auch: Solche Vorfälle wie nun in Stuttgart sind nie ganz auszuschließen.

Immerhin: Die Polizei hatte den mutmaßlichen Täter noch am Abend des Spiels festnehmen können. Der 38-Jährige aus Stuttgart soll einen Hartplastikbecher in Richtung Linienrichter geworfen haben. Er war aber nicht der Einzige, der aus der Rolle fiel: Als Schiedsrichter-Assistent Kai Voss am Boden lag, brüllten andere Zuschauer lautstark „Hoyzer, Hoyzer“, den Namen des Skandal-Schiedsrichters Robert Hoyzer. Das meldet die Deutsche Presseagentur.


<i>Von Florian Hagemann
HNA-Sportredaktion

Freitag, 27. Oktober 2006</i>

Veröffentlicht: 27.10.2006

© KSV Hessen Kassel e.V.
Datum des Ausdrucks: 26.04.2024