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Der KSV Hessen Kassel bedankt sich fĂŒr das Interesse und wĂŒnscht noch ein schönes Wochenende.

"Wir sind so arrogant"

FC BAYERN II
Hermann Gerland, Trainer der Bayern-Amateure, im Gespräch - auch über den KSV.
Noch zweimal schlafen, dann spielt der KSV Hessen Kassel wieder in der Fußball-Regionalliga. Zum Saisonauftakt gastieren die Löwen beim zweiten Team des FC Bayern München. Ein Gespräch mit deren Trainer Hermann Gerland.

Herr Gerland, gegen Aufsteiger, so besagt es eine Fußball-Floskel, ist es am Anfang einer Saison besonders schwer zu spielen. Wie groß ist der Respekt vor dem KSV?

Gerland: Wir haben grundsätzlich vor jeder Mannschaft Respekt - vor allem, weil wir viele junge und unerfahrene Spieler haben.

Viele Regionalliga-Teams setzen auf junge Spieler. Ist das der neue Trend?

Gerland: Bei den meisten Mannschaften war das bisher so: Die haben viele junge Spieler im Kader, aber es spielen nur die Älteren. Ich hab’ ja nur drei, die älter sind als 21. Am Samstag müssen zwei A-Jugendliche ran.

Haben Sie den KSV Hessen Kassel einmal beobachtet?

Gerland: Wissen Sie: Wir sind so arrogant, wir beobachten keine Gegner. Die jungen Spieler sind so ehrgeizig, was sollen wir da noch den Gegner beobachten?

Der KSV hat auch viele junge Spieler.

Gerland: Der Oliver Adler ist doch bald 40. Dann spielen noch Mirko Dickhaut und Mike Arnold mit - die sind ja zusammen fast schon so alt wie meine Mannschaft.

Aber sonst...

Gerland: Der Bauer ist doch auch schon 28, und der Mason spielt doch auch mit. Der ist doch auch schon 35. Dann sind Sie schon bei fünf älteren Spielern. Bleiben nur noch sechs. Bei mir werden neun ganz junge Spieler auflaufen.

Ich gebe es auf - Sie haben sich scheinbar doch richtig gut mit dem KSV auseinander gesetzt. Trainer Matthias Hamann haben Sie selbst einmal bei Tennis Borussia Berlin trainiert. Wie ist er Ihnen in Erinnerung geblieben?

Gerland: Das war ein hervorragender Fußballer mit etwas limitierten Geschwindigkeit.

Hätten Sie gedacht, dass er Trainer wird?

Gerland: Das konnte ich damals nicht absehen. Aber er ist sehr gut ausgebildet. Und er hat Erfolg. Aber Oberliga und Regionalliga sind zwei verschiedene Paar Schuhe. Deshalb wehre ich mich auch dagegen, dass die Amateur-Klubs der Bundesligateams womöglich künftig nur noch in der vierten Liga spielen sollen. Dafür habe ich überhaupt kein Verständnis.

Warum? Die ganzen zweiten Teams der Bundesligisten machen die Regionalliga kaum attraktiver.

Gerland: Glauben Sie, dass zu Kickers Emden gegen die TSG Hoffenheim viele Zuschauer kommen? Das ist doch auch für das Fernsehen nicht interessant. Spieler wie Lahm, Schweinsteiger und Borowski sind alle über die Amateur-Teams von Bundesligisten in der dritten Liga in die Bundesliga gekommen. Wenn jetzt solche Talente, die schon bei den Jugendteams der Bundesligisten aktiv waren, in der vierten Liga spielen müssten, wäre das unverantwortlich. Sie hätten da überhaupt keinen Druck mehr, weil es in der vierten Liga wesentlich einfacher ist. Aber sie brauchen Druck, um sich entwickeln zu können. Es geht um die Ausbildung der Talente.

Alles soll also so bleiben, wie es ist?

Gerland: Ja. Bei einer eingleisigen Regionalliga wären die Wege noch weiter, die Kosten noch höher.

Aber auch in der dritten Liga können Sie als zweite Mannschaft eines Bundesligisten nicht aufsteigen. Was ist Ihr persönlicher Antrieb?

Gerland: Nehmen wir das Ligapokalspiel zwischen Hamburg und Bremen. Da haben mit Baumann, Trochowski, Guerrero und Jarolim vier Leute mitgespielt, die ich mit ausgebildet habe. Das ist sehr schön zu sehen. Es macht Spaß, die jungen Spieler auszubilden. Ich fahre jeden Morgen gerne zur Arbeit an die Säbener Straße. Wenn alle Arbeitnehmer das behaupten könnten, dann ginge es uns besser.

Also nie mehr zurück in die Bundesliga?

Gerland: Nun ja. Mein Arbeitgeber muss zufrieden sein. Meine Frau fühlt sich sehr wohl in München. Aber ich bin Westfale. Und was ist, wenn mein Arbeitgeber nicht mehr zufrieden ist mit mir? Ich hatte ja Angebote, auch aus der Bundesliga. Die habe ich abgelehnt. Aber wenn man immer nur ablehnt, kommen womöglich keine Anfragen mehr. Das habe ich auch unserem Manager Uli Hoeneß erzählt. Der hat gleich gefragt, ob ich einen Fünf-Jahres-Vertrag haben will, weil wir immer nur einen Vertrag per Handschlag machen. Aber ich brauche das nicht. Ich bin schon zufrieden.

Was ist Ihr Ziel diese Saison?

Gerland: Wenn es gut läuft: das obere Drittel. Wenn wir wieder Verletzungspech haben, spielen wir womöglich wieder gegen den Abstieg. Fünf Führungsspieler sind gegangen.


<i>Von Florian Hagemann
HNA-Sportredaktion

Donnerstag, 03. August 2006</i>

Veröffentlicht: 03.08.2006

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Datum des Ausdrucks: 26.04.2024