Thorsten Bauer

INTERVIEW
„ ... da bin ich zu sehr Nordhesse ! “
Frage: Auf Deinem Trikot steht "Kasseler" drauf. Ist da auch ein "Kasseler" drin ?

Thorsten Bauer: Ich bin in Kassel geboren und aufgewachsen und habe zudem 14 Jahre beim KSV in der Jugend gespielt. Ich habe schon immer gesagt, dass der KSV Hessen Kassel mein Verein ist. Es ist auch egal, ob ich die nächsten Jahre hier bleibe oder noch einmal weggehe. Der KSV wird mein Verein bleiben.

Frage: In der Saison 2000/01 hast Du 25 Tore für den KSV Baunatal geschossen. Warst Du damit Torschützenkönig der Oberliga Hessen ?

Thorsten Bauer: Nein. Saber Ben Neticha hat damals für Bad Vilbel 33 Tore gemacht. Trotzdem war es meine beste Saison bis jetzt. Sowohl von dem Erfolg der Mannschaft, der vergleichbar war mit dem Erfolg unserer Mannschaft aus der letzten Saison, als auch von meiner persönlichen Entwicklung als Spieler.

Frage: Was war der Grund für diese erfolgreiche Saison ? War das Spiel auf Dich zugeschnitten ?

Thorsten Bauer: Wir hatten in dem Jahr mit Maik Wolf und Nils Gertenbach zwei sehr gute Außen gehabt, die sehr gute Flanken gespielt haben. In diesem Jahr wurde sehr viel über außen gespielt. Mir kommt dies sicherlich entgegen, so wie auch jetzt durch Chalas überragenden Ecken und Freistöße. Ich komme dann auch zu meinen Toren, wie in unserem ersten Spiel der Saison gegen Bad Vilbel, wo ich gleich zwei Tore geschossen habe.

Frage: Am vorletzten Spieltag der Saison 2000/01 kam es zu einem Spiel, was als Schlüsselspiel um den Aufstieg in die Regionalliga galt. Ihr habt in diesem Spiel 0:1 gegen den OSC Vellmar verloren. War da wirklich nicht mehr drin oder wolltet / solltet ihr nicht aufsteigen ?

Thorsten Bauer: In diesem Jahr habe ich eine sehr gute Saison gespielt und hätte sie mir nicht kaputtmachen lassen. Das war auch nicht der Fall. Von der Vereinsführung des KSV Baunatal wurde immer gesagt, dass wir die Chance aufzusteigen nutzen sollen. Gegen den OSC haben wir dann 90 Minuten auf ein Tor gespielt. Dabei hatte ich selbst noch die große Torchance, als ich den Ball aus einem Meter in die Torecke geschoben habe. Ich hatte schon die Arme zum jubeln gehoben doch Vellmars Torwart Thomas Kneuer hat den Ball noch irgendwie gehalten. Bitter war dabei, dass Vellmar, für die es um nichts mehr ging, um ihr Leben gekämpft haben. Das war von Vellmar zwar ein faires Verhalten gegenüber der Liga, man hat aber ganz deutlich gemerkt, dass es ihnen darum ging, es uns unbedingt zu vermiesen. Das ärgert mich heute noch. Umso bitterer, dass sie es wirklich geschafft haben.

Frage: Nach dieser Saison bist Du in die Regionalliga Süd zu Jahn Regensburg gewechselt, wo Du Dich mit 12 Einwechselungen nicht durchsetzen konntest. Woran lag es ?

Thorsten Bauer: Das war eine recht ungünstige Konstellation. Mich hat der Trainer Karsten Wettberg geholt, der auch überzeugt von mir war. Zwei Tage nach meiner Unterschrift wurde er entlassen. Dafür wurde dann Günter Sebert geholt, der nicht zu mir gestanden hat. Dadurch hatte ich es natürlich sehr schwer, mich in die Mannschaft zu spielen. Zudem hatte er noch einen Stürmer aus Mannheim mitgebracht, den er bevorzugt hat.

Frage: Als Du dann in der Saison 2002/03 wieder zum KSV Hessen Kassel gewechselt bist, warst Du in der ersten Hälfte der Saison mehr Vorbereiter als Goalgetter. Erst durch den Trainerwechsel hast Du Deine Tore geschossen.

Thorsten Bauer: Am Anfang der letzten Saison hatte ich einen schweren Stand, weil ich nicht getroffen habe, wie ich, der Trainer und auch die Fans sich das vorgestellt haben. Ich habe zwar einige Tore vorbereitet, aber Stürmer werden nun mal an Toren gemessen. In der Winterpause kam dann Andre Breitenreiter, womit ich hintendran war. Oliver Roggensack hat Andre und Julio am Anfang vertraut. Seit Thomas Freudenstein Trainer ist, habe ich aber wieder einen Trainer, der hinter mir steht. Und das ist für mich ganz wichtig. In meiner Zeit beim KSV Baunatal war das mit Bernd Lichte auch so. Er hat mir das Vertrauen gegeben und mir auch zugestanden Fehler zu machen. Von Thomas Freudenstein bekomme ich diese Rückendeckung auch und dadurch ist es für mich einfacher meine Leistung zu bringen, weil ich befreiter aufspielen kann.

Frage: Über wieviele Bauer-Tore werden die Löwen-Fans diese Saison jubeln ?

Thorsten Bauer: Ich möchte mehr Tore als letzte Saison schießen. Wichtiger ist mir aber noch der Mannschaftserfolg. Ob ich dann am Ende 14, 18 oder sogar 20 Tore schieße, wäre für mich persönlich zwar schön, für die Mannschaft ist es aber das Wichtigste, oben mitzuspielen.

Frage: Wie wichtig ist Dir die Rückennummer 10 ?

Thorsten Bauer: Jörg Schmidt hatte mich damals gefragt, welche Nummer ich haben möchte. Da habe ich die 10 genommen, weil ich in Baunatal mit der 10 die Saison gespielt habe, in der ich die 25 Tore geschossen habe. Hätte ich da die 18 oder 25 getragen, hätte ich auch die genommen. Bei mir ist das ein wenig Aberglaube.

Frage: Oder hattest Du als Kind ein Idol, dass die 10 getragen hat ?

Thorsten Bauer: Nein. Da hätte ich andere Nummern nehmen müssen. Ich war als Kind großer Fan von Andreas Köpke. Ich glaube aber nicht, dass der Zoran mir die 1 gegeben hätte ... Ich finde aber zum Beispiel Giovane Elber genial. Die 9 hätte ich aber nicht genommen, weil die mir in dem Jahr in Regensburg zugeteilt wurde. Und an diese Zeit habe ich nicht so gute Erinnerungen.

Frage: Mit welchem Verein sympathisierst Du als Fan neben dem KSV ?

Thorsten Bauer: Mein Vater war schon immer Bayern-Fan und von daher bin ich geprägt. Eigentlich bin ich aber Fan des 1. FC Nürnberg. Andy Köpke halt ...

Frage: Das war knapp. Bei Andy Köpke hättest Du ja auch Eintracht Frankfurt sagen können.

Thorsten Bauer: Nein, gar nicht ! Die Südhessen würde ich nie nennen. Da bin ich zu sehr Nordhesse ! Das ist, als wäre ich in Schalke geboren und dann Dortmund-Fan. Das geht nicht.


Das Interview führte
<i>Tim Siebrecht</i>

Veröffentlicht: 25.08.2003

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Datum des Ausdrucks: 27.04.2024