"Chancen leichtfertig verspielt"

INTERVIEW MIT THOMAS FREUDENSTEIN
Trainer Thomas Freudenstein über die Misere bei den Löwen.
Der KSV Hessen Kassel hat in der Fußball-Oberliga mit der Niederlage gegen Klein-Karben einen weiteren Rückschlag hinnehmen müssen. Vor dem Heimspiel gegen Eintracht Frankfurts Amateure sprach Frank Ziemke mit Trainer Thomas Freudenstein über die derzeitige Situation.


<i>Wie tief sitzt die Enttäuschung nach der Niederlage in Klein-Karben?</i>

Freudenstein: Sehr tief. Wir hatten die Chance, Boden gutzumachen. Aber im Spiel hat man schon nach den ersten vergebenen Möglichkeiten gesehen, dass die Köpfe zu schnell nach unten gehen. Das moniere ich schon seit Wochen.

<i>Nach zwölf Spieltagen zehn Punkte Rückstand auf Spitzenreiter Darmstadt. Der KSV ist sehr früh an einem Punkt angekommen, an dem man sagen muss: Die Sache ist gelaufen. Wir können unser Ziel nicht erreichen.</i>

Freudenstein: Um die Meisterschaft zu spielen, ist derzeit utopisch. Das liegt daran, dass wir viele Chancen leichtfertig verspielt haben . Allerdings war auch nicht zu erwarten, dass Darmstadt seine so überdurchschnittlich gut nutzt.

<i>Generell hat man den Eindruck, die Mannschaft schwächelt immer dann, wenn sie unter Druck steht.</i>

Freudenstein: Die Statistik sagt das so aus. Ich kann also nicht widersprechen. Gerade von den Führungsspielern habe ich in diesen Spielen vermisst, dass sie ihre Nebenleute aufrichten.

<i>Andreas Mayer fehlt Ihnen also? </i>

Freudenstein: Man kann das nicht allein an ihm fest machen. Die richtige Einstellung muss ich von jedem erwarten. Darmstadt hat uns doch gezeigt, was man mit der richtigen Aggressivität und dem Willen bewirken kann. Bei uns klappt das wie in Karben nicht mal gegen die Kleinen. Das ist wirklich bedenklich.

<i>Harte Kritik gibt es vor allem für Rudi Istenic. Warum erfüllt er die Erwartungen nicht?</i>

Freudenstein: Er ist derzeit einfach nicht in der Lage umzusetzen, was er fußballerisch drauf hat. Aber es ist Quatsch, jetzt auf ihm rumzuhacken. Er hat die wenigsten Spiele mitgemacht.

<i>Haben Sie selbst Fehler gemacht? </i>

Freudenstein: Jeder Mensch macht Fehler bei der Arbeit. Ich glaube aber sagen zu können, dass ich keine Fehler gemacht habe, die uns Punkte kosten. Trotzdem versuche auch ich ständig, mich zu verbessern.

<i>Wie motivieren Sie die Mannschaft nun für den Rest der Saison?</i>

Freudenstein: Der Zug ist ja noch nicht komplett abgefahren. Rechnerisch stehen wir nur knapp vier Spiele hinten an. Vor allem aber müssen wir uns fußballerisch weiterentwickeln.

<i>Und warum sollen die Fans trotzdem ins Auestadion kommen?</i>

Freudenstein: Weil ich überzeugt bin, dass wir auf lange Sicht attraktiven Fußball spielen werden, der die Fans ansprechen wird.


<i>Beim letzten Heimspiel gegen Ober-Roden war bereits ein deutlicher Zuschauer-Rückgang spürbar. Wie lange haben die Löwen nach ihrer Rückkehr in die Oberliga noch Kredit bei den Fans? </i>

Freudenstein: Wenn Umfeld und Fans merken, dass hier vernünftige Arbeit geleistet wird, dann werden wir auch nach einem schwächeren Jahr den Kredit nicht verspielen. Wichtigste Aufgabe ist deshalb, zu vermitteln, dass wir vernünftige Arbeit leisten.

Veröffentlicht: 10.10.2003

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Datum des Ausdrucks: 27.04.2024