"Schauen nicht aus Häme hinüber"

KSV HESSEN - KSV BAUNATAL
Es ist mal wieder soweit: Heute steigt im Kasseler Auestadion (15 Uhr) das brisante Fußball-Derby zwischen dem KSV Hessen Kassen und dem KSV Baunatal. Beide Mannschaften sind bisher hinter den eigenen Erwartungen zurückgeblieben.
Das Derby soll die Wende zum Positiven einleiten. Vor dem Spiel sprach Frank Ziemke mit dem KSV-Vorsitzenden Jens Rose und Baunatals Abteilungsleiter Herbert Stöhr.


<i>Sie wollten beide die Spitze angreifen. Die aber ist nach neun Spieltagen in kaum erreichbarer Ferne. Wie groß ist die Enttäuschung in Baunatal und Kassel? </i>

Stöhr: Groß. Es ist einfach nicht das, was wir uns vorgestellt haben. Nach all der Arbeit im Vorfeld. Trotzdem hoffe ich immer noch, dass wir irgendwie die Kurve kriegen. Auch wenn es derzeit verwegen klingt: Die Plätze zwei bis vier sind noch zu erreichen.

Rose: Das kann ich unterschreiben. Wir haben so viel Arbeit investiert, um Trainer und Spieler zu finden. Dann kommt gerade etwas Euphorie auf, und schon ist alles vorbei.


<i>Wo sehen Sie denn die Ursachen für die Misere?</i>

Rose: Vielleicht haben wir beide die falschen Leute ausgesucht. Nein, ernsthaft: Ich kann es mir einfach nicht erklären. Wir haben gute Spieler auf dem Platz. Aber es fehlt der letzte Kick.

Stöhr: Wir hatten eine gute Vorbereitung. Bis zu der Pokalniederlage in Wattenbach. Danach ist irgendwas passiert in der Mannschaft. Und als klar wurde, wer die ersten elf sind, ist zusätzlich etwas blockiert. Einige Spieler können mit dieser Situation nicht umgehen. Wir haben sehr viele gleichwertige Leute. Vielleicht war das ein Fehler.

<i>Guckt man trotzdem auch auf den Nachbarn und fragt sich, was bei dem schief läuft? </i>

Stöhr: Zuerst schauen wir auf uns. Und wenn wir zum Nachbarn hinüberschauen, dann nicht aus Häme. Wir erleben schließlich beide die gleiche Situation.

Rose: Natürlich gucken wir auch nach Baunatal. Es gibt zwei wirklich wichtige Spiele in dieser Saison - das gegen den Tabellenführer FSV Frankfurt und nun das gegen Baunatal.


<i>Ein Angriff auf die Spitze kostet Geld. Wie sehr trifft Sie das frühe Aus im Meisterschaftskampf finanziell? </i>

<div class='boximcontent boximcontent_left'><img src='http://ksv.lopri.net/pictures/05-09-24-113143_stoehr.jpg' border='1'><br clear='all'>Herbert Stöhr</div>Stöhr: Natürlich kann das Auswirkungen auf unsere Sponsoren haben. Das muss man klar sagen. Wir haben zwar nicht den Titel versprochen, aber eben den Angriff auf die Spitze. Klar, dass die Sponsoren nun enttäuscht sind.

Rose: Wir liegen bisher bei den Zuschauerzahlen trotzdem noch über dem Schnitt. Klar ist aber: Wenn wir Samstag nicht ein Zeichen setzen, werden die Fans uns abstrafen.


<i>Die Löwen unternehmen bereits den vierten Anlauf. Wie lange kann der Klub sich ein Scheitern noch leisten? </i>

Rose: Wir haben bisher immer Gewinne gemacht. Wir machen nur, was wir bezahlen können. In dieser Saison haben wir im Sponsoring um 15 Prozent zugelegt. Das zeigt: Die Leute wollen höherklassigen Fußball.


<i>Baunatal hat dagegen erstmals die Ziele so offensiv gesteckt. Haben die Dragons sich übernommen? </i>

Stöhr: Ich denke nicht. Wir haben die ganze Sache mit unserem früheren Trainer Bernd Lichte besprochen und geplant. Wir haben uns entsprechend verstärkt, alle Positionen doppelt besetzt. Wir waren vorbereitet.


<i>Seit der Trennung von Bernd Lichte wirkt die Fußball-Abteilung wie ein Schiff, bei dem man nicht recht weiß, wer der Steuermann ist. Trifft Rechtsanwalt Dr. Dirk Scharrer mittlerweile die Entscheidungen?. </i>

Stöhr: Da wird irgendwie proklamiert, dass Dr. Scharrer hier das Zepter in der Hand hält. Aber alles was hier nach Lichtes Rücktritt passiert ist, ist so abgesprochen. Wir haben sofort festgelegt, dass sein Nachfolger jemand von außen sein soll. Mit Ali Marzban haben wir einen ganz anderen Typ als Lichte gefunden. Vielleicht war das mal nötig.


<i>Wie beurteilt man in Kassel diese Geschehnisse? Einige der handelnden Personen in Baunatal waren ja vor nicht langer Zeit bei den Löwen aktiv.</i>

Rose: Und genau aus diesem Grund sage ich da lieber gar nichts zu.


<i>Wie brisant ist das Derby angesichts der Tabellenkonstellation und des Personalaustausches? </i>

Rose: Ungeheuer brisant. Ist doch logisch, wenn so viele Leute aus Mannschaft und Umfeld die Seiten wechseln.

Stöhr: Egal in welcher Konstellation und unter welchem Stern - dieses Spiel will man einfach gewinnen.

Rose: Wer Samstag verliert, der ist endgültig weg vom Fenster.

Stöhr: Das sind wir doch sowieso beide schon.

Rose: Das sehe ich nicht so. Wir hatten das schon mal mit Darmstadt. Da waren wir auch weit weg und sind noch mal rangekommen. Und nichts ist besser als ein Derbysieg, um sich aufzubauen.

Stöhr: Stimmt. Das sehe ich auch so.


<i>Und wer gewinnt nun das Derby? </i>

Rose: Wir.

Stöhr: Wir.


<i>Und warum? </i>

Rose: Weil bei uns endlich der Knoten platzen wird.

Stöhr: Weil wir die besseren Spieler haben.


<i>HNA-Sportredaktion, 24.09.05</i>

Veröffentlicht: 24.09.2005

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Datum des Ausdrucks: 27.04.2024