Ein neuer Tiefpunkt

KSV Hessen - 1. FC Schwalmstadt 0:3
Erst gab es den sportlichen Offenbarungseid, dann ein Rücktrittsangebot des Trainers und schließlich das Eingeständnis der eigenen Hilflosigkeit.
"Ich bin ratlos. Das gebe ich offen zu", gestand der erste Vorsitzende Jens Rose. Gerade einmal ein halbes Jahr nach dem Rücktritt von Hans-Ulrich Thomale ist der KSV Hessen Kassel an einem neuen Tiefpunkt angelangt.

"Ich muss mich fragen, ob ich mir das noch antun muss. Ich sterbe tausend Tode da draußen", hatte Trainer Bernd Sturm nach der deprimierenden 0:3-Niederlage gegen den 1. FC Schwalmstadt erklärt, und seinen Rücktritt angeboten: "Ich bin bereit, in die Riege zurückzutreten." Einen Tag später aber war das Thema vorerst vom Tisch. "Wir haben so viele Trainer verschlissen. Es ist der Sache jetzt am dienlichsten, wenn er weitermacht", sagte Rose nach einer Sitzung von Vorstand, Aufsichtsrat und Trainer am Sonntag. "Wir haben alles besprochen und ich werde es weitermachen", bestätigte Sturm, der nun in der Schlussphase der Saison einen neuen sportlichen Leiter an die Seite gestellt bekommen soll.

Im Mittelpunkt der Kritik stand nach der Pleite gegen Schwalmstadt auch nicht der Trainer, sondern die Spieler, die eine desolate und überwiegend lustlose Leistung ablieferten. "Wir sind Kasseler, und ihr nicht", schallte es aus dem Fanblock. Und Sturm brach in ungewohnt scharfer Form den Stab über seiner Elf: "Das ist keine Mannschaft. Die ziehen nicht an einem Strang." Zweimal habe er in der Woche bereits das Training unterbrechen müssen, weil die Einsatzbereitschaft fehlte. "Was sich da andeutete, hat sich heute fortgesetzt", so Sturm.

"Er hat recht. Das hat man auf dem Platz gesehen", erklärte auch Rose. Dort war der KSV die eindeutig unterlegene Mannschaft. Schwalmstadt zeigte sich hervorragend eingestellt und deckte die Schwächen der Gastgeber mit denkbar einfachen Mitteln auf. Lange Bälle in den Rücken der viel zu langsamen KSV-Abwehr führten immer wieder zu Torchancen. "Teilweise hatte ich das Gefühl. überrollt zu werden", meine Torhüter Norman Stollberg, der noch hielt, was zu halten war. Mit drei Gegentreffern waren die Gastgeber am Ende deshalb sogar noch gut bedient.

Viel schlimmer aber: Ein Aufbäumen war in keiner Phase zu spüren. Ebenso wenig ein Zusammenhalt. "Wir reden miteinander. Aber es kommt offenbar nichts an", schimpfte Slawomir Chalaskiewicz. Kapitän Thorsten Schönewolf, der wegen einer Gürtelrose ausfiel, und Stürmer Thorsten Bauer betonten die durch Wetter, Platzverhältnisse und viele Verletzungen beeinträchtigte Vorbereitungsphase. "So wie wir trainiert haben, spielen wir jetzt auch", sagte Bauer.

Acht Punkte trennen die Löwen von einem Abstiegsplatz. Eigentlich ein ordentliches Polster. Doch nach der Leistung vom Samstag glaubt nicht nur Thorsten Bauer: "Wir stecken mitten drin im Abstiegskampf." Und Sturm fordert: "Es muss sich jetzt zeigen, wer noch bereits ist, etwas für den Verein zu tun."

<I>(HNA-online, www.hna.de, 25.04.2005)</I>

Veröffentlicht: 24.04.2005

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Datum des Ausdrucks: 27.04.2024