Moral stimmt, Rhythmus noch nicht

KSV BAUNATAL - KSV HESSEN 1:2 (1:1)
Die Sieger ließen sich feiern. Während die Spieler des KSV Baunatal nach der 1:2-Niederlage im Nordhessenderby bereits auf dem Weg in die Umkleidekabine waren, rissen die glücklichen Kasseler Löwen und ihr Anhang ihre Arme immer wieder zur Welle in die Höhe.
KSV Hessen wie er siegt und lacht. "Das war ein hartes Stück Arbeit und noch lange kein Befreiungsschlag", erklärte Kassels Kapitän Thorsten Schönewolf, "aber wir haben zurückgelegen und das Spiel umgedreht. Das zeigt, diese Mannschaft hat Moral."

Moral ja, aber die Löwen sind trotz des Sieges noch nicht in der Verfassung, als Oberliga-Meisterschaftsfavorit aufzutreten. Was fehlt ist der richtige Rhythmus. Es mangelt an punktgenauer Abstimmung in der Abwehr, die anfällig für Konter ist, und am konstruktiven Mittelfeldspiel, das zu selten direkt und schnell läuft. Dagegen dient der Platz zwischen den Strafräumen noch zu oft als Versuchsfeld für hohe Flugbälle.

Aber mit dem Erfolg kommt auch der Rhythmus wieder, ist Schönewolf sicher. Und auch Thorsten Bauer, dem nach seinem ersten Saisontor zum 1:1 ein Stein vom Herzen fiel, glaubt, dass die noch fehlende Feinabstimmung im Löwen-Team bald abgeschlossen ist. "Wir spielen eben keinen Hurra-Fußball. Das ist die Philosophie unseres Trainer, die ihm auch heute wieder Recht gegeben hat."

Nein, im Hurra-Stil ist das Parkstadion vom Favoriten diesmal nicht erstürmt worden. Dazu bot der KSV Baunatal zu gut Paroli. Aber das druckvollere, athletische Spiel der Gäste, die auf Außen mit Beyer, Tews (rechts) sowie Rudolph und Keim (links) viel Druck aufbauten, setzte sich schließlich durch. Auch weil Joker Julio Cesar stach, kurz nach seiner Einwechslung für den Siegtreffer sorgte (66.).

"Ich habe erst Odensaß spielen lassen, um Cesar dann als Überraschungseffekt zu bringen", erläuterte Trainer Hans-Ulrich Thomale den Schachzug, der die Baunataler Matt setzte. Entscheidend für die Niederlage seiner Elf wertete Baunatals Coach Bernd Lichte das Unvermögen, die Hessen durch zielgerichtetes Spiel im Mittelfeld auszukontern.

Das hätte klappen können, wenn sich Torjäger Usta nicht in etlichen Privatfehden mit seinen alten Kameraden aufgerieben hätte und dadurch unkonzentriert beste Chancen vergab. So blieb allein der Führungstreffer des überragenden Moriba Bamba die einzige zählbare Ausbeute der VW-Städter, bei denen trotz der Niederlage die einsatz- und kampffreudige Abwehrkette mit Bayrak, Cihan, Gölbasi und Wefringhaus imponierte.

Die Hessen sind jetzt da, wo sie hinwollten. "Wir sind nicht da, wo wir noch hinwollen", zog Bernd Lichte die Bilanz für beide Teams. Der KSV Baunatal steht nach der Niederlage wieder stärker unter Erfolgsdruck. "Aber dem", so Lichte, "werden wir wohl standhalten können."

Von Rolf Wiesemann

<i>(HNA-Sportredaktion, 23.08.04)</i>

Veröffentlicht: 23.08.2004

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Datum des Ausdrucks: 27.04.2024