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Der KSV Hessen Kassel bedankt sich fĂŒr das Interesse und wĂŒnscht noch ein schönes Wochenende.

Am Schluss Moral bewiesen

SPIEL IN ESCHBORN
KSV Hessen gibt Titelrennen trotz Niederlage in Eschborn nicht auf.
Wars das? Bedeutet die 2:3-Niederlage beim Oberliga-Schlager in Eschborn das Aus für den KSV Hessen im Kampf um Meisterschaft und Aufstieg? Wer nach dem Schlusspfiff die erschöpften Löwen-Spieler sah, die Enttäuschung in ihren Augen, die Fassungslosigkeit in ihren starren Gesichtern, musste unwillkürlich an Resignation denken. An Aufgabe in einem packenden Titelrennen, das nach diesem Duell der Giganten entschieden ist. Die Enttäuschung war riesengroß. Auch bei Oliver Roggensack. "Die bittere Erkenntnis, die ich aus diesem Spiel ziehe ist, dass wir nicht mit der nötigen Leidenschaft gekämpft haben", kritisierte der KSV-Trainer seine Mannschaft. Zu recht, denn was die mut- und emotionslos agierenden Hessen-Löwen bis kurz vor Schluss von Halbzeit zwei den vielen nach Südhessen angereisten Fans boten, hatte mit Oberliga-Spitzenfußball nichts zu tun. Da war kein Schwung, keine Linie, kein Aufbäumen, kein Biss zu erkennen. Man ließ Ball, Gegner und das Spiel einfach laufen. Die Eschborner nahmen dankend an und legten nach Leifermanns Führungstreffer (14.) durch Steiner (51.) und Guth (84.) zum 3:1 nach. Ein Sturmlauf der Gastgeber, der den nach Spielschluss mit den Tränen kämpfenden KSV-Kapitän wütend machte. "Wenn das ein modernes Spielsystem ist, dann höre ich morgen auf Fußball zu spielen. Die kloppen ja nur lange Bälle nach vorn", schimpfte Andreas Mayer über die Eschborner Taktik. Und wirklich. Schön anzusehen ist er nicht, der kraftstrotzende Hauruck-Fußball der Marzban-Elf. Aber er ist äußerst effektiv. 24 Spiele ohne Niederlage, das kann eine Mannschaft nur erreichen, wenn sie taktisch klug aus der Defensive, mit exakter Raumaufteilung, klarer Zuordnung, nimmermüdem Kampfgeist und Volldampf über fast die gesamte Spielzeit den Gegner unter Dauerdruck hält.
Genau wie am Samstag den KSV. Und da zeigte sich das Manko der Löwen. Trotz einiger begeisternder Soli von Dribbelkünstler Cesar (Torschütze zum 1:1/25.Minute) im ersten Durchgang und dem begeisternden Finale nach Breitenreiters Anschlusstreffer (87.) - dazwischen gab es einfach zu viel Leerlauf. Da wurde der dynamische Antritt eines Andy Mayer in Bestform und das durchdachte Aufbauspiel des verletzt pausierenden Silas Owusu vermisst.

Eine bittere Niederlage, obwohl diesmal gerade die Neuzugänge überzeugten. Allen voran Andre Breitenreiter, in souveräner Doppelfunktion als Ballverteiler und Angriffsspitze. Auch der flinke Somer Dayangan, der nach seiner Einwechslung (68.) für Schwung über den linken Flügel sorgte. Kein Wunder, dass gerade die Schlussminuten in Eschborn, in denen mit etwas Glück sogar noch der Ausgleich möglich gewesen wäre, den Hoffnungsfunken beim KSV am glimmen halten. "Wir haben am Schluss doch unsere Moral bewiesen. Noch ist nichts entschieden", betonte Nico Steffen trotzig. Und auch Abwehrchef Thorsten Schönewolf gibt sich noch nicht geschlagen: "Wenn wir es schaffen, unser Spiel mehr als nur eine halbe oder dreiviertel Stunde durchzuziehen, ist noch alles drin." Worte, die sicherlich auch Oliver Roggensack gerne hört. "Denn", so der KSV-Coach, "wir haben schließlich noch zehn Spiele vor uns." Und in denen kann in der Tat noch allerhand geschehen. Sogar, dass Eschborns Hauruck-Fußballer mal verlieren.


<i>Von Rolf Wiesemann</i>


KOMMENTAR
<span class='smallfett'>Erfolgsdruck ist weg</span>

<i>Rolf Wiesemann über die verbliebene Titelchance.</i>

Die Würfel sind gefallen. Endgültig. Und zwar zu Gunsten des FC Eschborn. Das werden sich viele gedacht haben, als sie von der Niederlage des KSV Hessen im Oberliga-Schlager hörten. Keineswegs unbegründet. Vier Punkte Vorsprung, das ist ein solides Polster für das Marzban-Team, das noch keines der 24 Spiele verloren hat. Eine sichere Bank, die jetzt allerdings beweisen muss, dass die bisher gezeigte Souveränität auch die Zeit der Hochstimmung nach dem Triumph über den Titelrivalen übersteht. Der KSV Hessen hat am Samstag eine Riesenchance vertan. Die Löwen haben keine Möglichkeit mehr, den Sprung an die Tabellenspitze aus eigener Kraft zu schaffen.
So weit, so schlecht. Wenn man aus Kasseler Sicht überhaupt etwas Positives aus der Eschborner Schlappe ziehen kann, dann ist das nicht der Blick auf die Tabelle, sondern die Hoffnung auf die Psychologie. Der Erfolgsdruck, das Duell mit dem Spitzenreiter unbedingt gewinnen zu müssen, ist weg. Die Löwen können jetzt wieder befreit aufspielen. Sie haben nichts mehr zu verlieren. Die Würfel sind gefallen. Aber sie werden noch zehnmal aufgenommen, geschüttelt und neu geworfen. Erst dann wird endgültig zusammengezählt. Ein Trost für die geschlagenen Löwen. Zugebenen, ein verflixt schwacher.

<i>/HNA-Sportredaktion, 24.03.03)</i>

Veröffentlicht: 26.03.2003

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Datum des Ausdrucks: 26.04.2024