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Der KSV Hessen Kassel bedankt sich fĂŒr das Interesse und wĂŒnscht noch ein schönes Wochenende.

Ein Bravourstück ganzer Kerle

SV DARMSTADT 98 - KSV Hessen
Selbst im unbändigen Freudentaumel, der die jubelnden Löwen-Spieler und ihren freudetrunkenen Anhang unmittelbar nach dem 4:3-Triumph in Darmstadt am Sicherheitszaun im Böllenfallstadion zusammenführte, blieb einer cool.
Slawomir Chalaskiewicz, der Vater des Sieges, gab Interviews. Einhelliger Tenor der Fragen: Wie war das mit diesem unglaublichen Freistoß-Siegtreffer aus 45 Metern Torentfernung? "Ich hatte so etwas noch nie vorher ausprobiert. Aber als ich merkte, der Darmstädter Torwart steht etwas weit vor seinem Kasten, und außerdem bläst mir der Wind ganz kräftig in den Rücken, habe ich einfach geschossen. Ein echter Glückstreffer", frohlockte der einmal mehr überragende KSV-Spielmacher.

Der Wind als Bundesgenosse der Löwen. Zumindest in Halbzeit zwei. "In der ersten Hälfte hat uns der starke Gegenwind mächtig irritiert", erklärte Kapitän Thorsten Schönewolf das zunächst zerfahrene Angriffsspiel des KSV. Doch schon da kamen die Elemente zum Tragen, die den Überraschungssieg perfekt machten: Einsatzwille, Moral und Zweikampfstärke.

Trainer Uli Thomale hatte für das Gigantenduell der Oberliga "ganze Kerle" gefordert. Und der KSV-Coach bekam sie. In Form seiner ganzen Truppe. Ohne Abstriche, ohne Ausfall, mit dem diesmal nicht ins Gewicht fallenden Manko, dass im Zweikampf mit dem Gegner allzu fahrlässig Freistöße am eigenen Strafraum provoziert wurden.

Das allerdings wurde durch positive Erkenntnisse in der Partie mehr als wettgemacht.

Da wäre zu allererst die spielentscheidende Kasseler Mittelachse zu erwähnen. Thorsten Schönewolf als überragender Turm in der fest gefügten Abwehrmauer, der Dreh- und Angelpunkt Chalaskiewicz mit seinen beiden Freistoßtreffern (71. und 86.) sowie Torgarant Thorsten Bauer, der Saisontreffer 20 zum zwischenzeitlichen 3:3 (84.) beisteuerte.

Was die tolle Mannschaftsleistung der Löwen noch wertvoller macht, war die enorme Formsteigerung weiterer Spieler. Wie die des jungen Artur Tews, der mit blitzsauberen Pässen zwei Tore vorbereitete, oder von Routinier Nico Radler. Er krönte seine Schwerstarbeit im defensiven Mittelfeld mit dem wichtigen Kopfball zum 1:1 (55.).

Und auch zwei lange in der Versenkung verschwundene Akteure feierten ihre sportliche Wiedergeburt. Julio Cesar de la Rosa wirbelte nach seiner Einwechselung (46.) die Abwehr der Lilien wie in alten Zeiten durcheinander, und auch der oft geschmähte Rudi Istenic rechtfertigte seine Hereinnahme (70.) durch eine Reihe gewonnener Zweikämpfe und kluger Angriffs-pässe.

"Den einen Tag klappen die Dinge, die man macht, den anderen dann nicht. Diesmal war es eine nahtlose Angelegenheit", wollte Uli Thomale seine goldrichtigen taktischen Entscheidungen nicht überbewertet wissen. Seine lapidare Erklärung für den geglückten Überraschungscoup und die Revanche für die 0:2-Hinspielniederlage: "Nach 30 Jahren Praxis hat man das im Kopf." Und dort ist hoffentlich so viel gespeichert, dass die Löwen auch nach dem kommenden Heimspiel gegen Waldmichelbach mit ihrem Anhang wieder kräftig feiern können.

<i>(Rolf Wiesemann/HNA-Sportredaktion)</i>


BIERFLUT UND EIN BOYKOTT
<b>Ärger über Darmstadt wegen Tribünenplätzen

VIP-Raum-Boykott:</b>
Kasseler waren genug am Böllenfalltor - doch im VIP-Raum und zur Pressekonferenz ließ sich außer Trainer Thomale kein Löwe sehen. Grund des Boykotts: Die Lilien hatten nur 100 statt der verabredeten 300 Sitzplatzkarten nach Kassel geschickt. Der KSV aber hatte längst 300 Tickets an den Fan gebracht. Jens Rose schickte daraufhin mehrere Aufkäufer nach Darmstadt, die an den Vorverkaufsstellen Eintrittskarten organisierten.

<b>Bier-Frage:</b>
Kein Bier, alkoholfrei oder die volle Dröhnung? Für den KSV war das im Sonderzug eine klare Sache. "Die Frage hat sich für uns nicht gestellt. Wenn schon, dann richtig", meinte Manager Jörg Schmidt, "ich traue den Leuten zu, dass sie wissen, wann sie genug haben." Genug war nach rund 300 Kisten.

<b>Ein Verletzter:</b>
Eine Platzwunde an der Stirn - mehr passierte nicht im Sonderzug. Und diese Wunde war auch nicht Ergebnis einer Auseinandersetzung, sondern einer durch Zugluft zuschlagenden Tür, die einen KSV-Anhänger unglücklich am Kopf traf. "Eine rundum tolle Sache, so das Fazit von Jörg Schmidt, wir werden das sicher irgendwann wiederholen. Aber in einer anderen Liga."

<i>(FRZ/HNA-Sportredaktion, 22.03.2004)</i>

Veröffentlicht: 22.03.2004

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Datum des Ausdrucks: 26.04.2024