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Der KSV Hessen Kassel bedankt sich fĂŒr das Interesse und wĂŒnscht noch ein schönes Wochenende.

"Ich war schon sehr frustriert"

Interview mit Jens Rose
Jens Rose, PrĂ€sident des KSV Hessen Kassel, im Interview ĂŒber die jĂŒngste Schlappe und die nahe Zukunft.
Zwei Tage nach dem Debakel des Fußball-Regionalligisten KSV Hessen Kassel gegen die zweite Mannschaft des TSV 1860 München nimmt KSV-Präsident Jens Rose Stellung: zur Niederlage im letzten Saisonspiel, zu Neuverpflichtungen und zu Mehmet E. Göker.

Herr Rose, haben Sie das 3:8 vom Wochenende schon verdaut?

Rose: Die Fans sind zumindest schneller zur Tagesordnung übergegangen als ich. Ich war schon sehr frustriert. Ich habe der Mannschaft auch deutlich gesagt, dass es so nicht geht. Unser Trainer Matthias Hamann hat nach dem Spiel den Klassenerhalt in den Vordergrund gestellt, ich dagegen das sportliche Auftreten gegen 1860 München.

Haben Sie Verständnis für dieses Auftreten?

Rose: Nein. Gerade die Spieler, die den Verein verlassen und nicht mehr alles gegeben haben, müssen sich nach solch einem Spiel die Frage stellen, ob sie überhaupt die Qualifikation für höhere Aufgaben haben.

Gab es schon Drohungen aus Saarbrücken, das ja auch deshalb abgestiegen ist, weil 1860 München in Kassel gewonnen hat?

Rose: So wie ich das mitbekommen habe, sind die mit sich selbst beschäftigt. Dort sind ja alle Verantwortlichen erst einmal zurückgetreten. Für den Verein ist der Abstieg ganz bitter. Saarbrücken ist mit einem Etat in die Saison gegangen, der dreimal so hoch war wie unserer.

Können Sie den Vorwurf kontern, dass der KSV Wettbewerbsverzerrung betrieben hat?

Rose: Zum einen: Mir wäre lieber gewesen, wenn die Traditionsmannschaften wie Saarbrücken und Darmstadt die Klasse gehalten hätten. Zum anderen: Das Spiel hat uns auch klar die Grenzen aufgezeigt. Wenn wir nicht hundert Prozent geben, bekommen wir eben gehörig einen auf den Deckel. Umso höher ist letztlich der Klassenerhalt einzuschätzen. Wir dürfen nicht vergessen: Wir haben als Abstiegskandidat über unsere Verhältnisse gespielt.

Welche Konsequenzen ziehen Sie daraus für die neue Saison? Bisher scheinen die Personalplanungen zu stocken.

Rose: Wir tun, was wir tun können - und verhalten uns ähnlich wie vor der vergangenen Saison, als wir in erster Linie junge, hungrige Spieler verpflichtet haben, auch wenn sie vielleicht noch nicht so konstant waren. Sebastian Zinke zum Beispiel bewerte ich ähnlich wie Mario Klinger. Und auch Daniel Möller vom SSV Reutlingen hat großes Potenzial.

Aber das können noch nicht alle Verstärkungen für die neue Saison sein?

Rose: Wir wollen noch einen Stürmer, einen Mittelfeldspieler und einen Abwehrspieler verpflichten.

Und keinen Regisseur?

Rose: Ein spielstarker Sechser würde uns auch weiterhelfen.

Das könnte Mario Klinger sein ...

Rose: Klinger wird uns verlassen. Das steht fest.

Und wen werden Sie verpflichten?

Rose: Wir müssen sehen, wer zur Verfügung steht. Finanziell sind uns die Hände gebunden. Selbst Regionalligaaufsteiger bieten für Spieler oft mehr als wir. Wir wollten den Etat auf drei Millionen Euro aufstocken. Die Realität aber sieht anders aus. Wir fahren mit zwei Millionen Euro schon ein Risiko, weil sich die Sponsoreneinnahmen nicht wesentlich erhöht haben, was ich bedauere, aber nicht erklären kann.

Wie weit geht das finanzielle Risiko?

Rose: Wir werden keine Aktionen starten, bei denen anschließend auch kein doppelter Fallschirm mehr hilft zur Rettung. Ich gehe lieber gesund in die vierte Liga als krank in die dritte, um dort alles aufs Spiel zu setzen, was wir uns in den vergangenen Jahren aufgebaut haben. Dafür waren diese Jahre viel zu anstrengend.

Sie haben bereits angekündigt, dass nächstes Jahr Schluss ist als Präsident. Wer wird Ihr Nachfolger?

Rose: Einer von denen, die sich zur Wahl stellen.

Wird darunter auch KSV-Hauptsponsor Mehmet E. Göker sein?

Rose: Soweit ich weiß, hat er klar gesagt, dass er kein Vorsitzender werden wird. Eine anders lautende Aussage hat er gleich wieder zurückgezogen.

Und Ihr Entschluss steht fest?

Rose: Ja. Es gibt schließlich auch potenzielle Nachfolger, die ähnliche Ansichten haben wie ich. Letztlich kann ich die Entscheidung gar nicht beeinflussen. Wer neuer Präsident wird, entscheiden die Mitglieder des Vereins basisdemokratisch.

Von Florian Hagemann und Frank Ziemke

HNA-Sportredaktion, 05.06.07

Veröffentlicht: 05.06.2007

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Datum des Ausdrucks: 26.04.2024