Warum die Abschiede von Cesar, Arnold und Dickhaut etwas misslungen waren

"Schlimm an so einem Tag"
Nein, so hatten sie sich diesen Tag der Abschiede nicht vorgestellt. Alles war vorbereitet. Alles war geplant fĂŒr die letzten Auftritte von Julio Cesar und Marc Arnold, fĂŒr den vielleicht letzten von Mirko Dickhaut.
. Die Auswechslung-Zeiten waren festgelegt. Es gab Blumensträuße. Eine Flagge Brasiliens für Julio Cesar. Zwei Luftballons von Sohn Lukas für Marc Arnold. Doch dann gab es keine Ehrenrunde für Cesar und Arnold. Keine Gelegenheit für die letzte große Feier - allein mit den Fans. Der Fußball hatte einen Strich durch die Rechnung gemacht. "Weil man alles planen kann, aber so ein Spiel eben nicht", wie Vorstandsmitglied Jochen Gabriel enttäuscht feststellte.

3:8. Das tat weh. "Das ist schlimm. So eine Niederlage an so einem Tag", erklärte Julio Cesar. Da hatte er gerade Autogramme geschrieben wie noch nie in seinem Leben. Nach dem Schlusspfiff, nachdem sie ihn auf Schultern vor die Tribüne zu den Fans getragen hatten. Die KSV-Anhänger stürmten den Platz, bestürmten Cesar, der auf Trikots, Plakaten, Stadionheften seine Unterschrift geben musste. So wurde es am Ende zumindest doch ein wenig Julios Tag. Der Tag, an dem der KSV und seine Fans Abschied nahmen vom brasilianischen Publikumsliebling. Ein Tor hatte er noch einmal geschossen. Zum zwischenzeitlichen 1:1. Sein letztes Tor. Das Ende seiner Zeit im Aue-stadion ging Cesar sehr nahe. "Ich bin sehr, sehr traurig", sagt er. Und: "Ich wünsche dem KSV alles Gute. Und ich muss jetzt weiter machen."

Marc Arnold macht nicht mehr weiter. Für ihn ist Schluss, auch wenn das Ende anders war als erhofft. "Dumm gelaufen", sagt Arnold enttäuscht, "diesen Tag hatte ich mir anders vorgestellt." Nach der Auswechslung hatte auch er sich auf die Bank gesetzt statt die Ehrenrunde zu laufen. Zu frustrierend waren die Ereignisse auf dem Spielfeld. "Aber irgendwie erleichtert einem so ein Spiel auch den Abschied vom Fußball", meint der 36-Jährige.

Zu diesem Zeitpunkt steht er mit Sohn Lukas, der traurig ist, "weil Papa jetzt nicht mehr Fußball spielt, aber dafür spiele ich jetzt ja", etwas abseits auf dem Rasen. Weil längst leichtes Chaos herrscht im Stadion, gibt es für ihn nicht einmal die moralische Unterstützung der Fans. Trotzdem sagt Arnold: "Ich hatte eine Karriere mit mehr Höhen als Rückschlägen. Und die Zeit in Kassel war ein toller Abschluss." Zumal sie zugleich ein Neubeginn ist. Arnold schafft bei den Löwen den nahtlosen Übergang vom Spieler zum Manager. Auch deshalb steht für ihn trotz des misslungenen Abschiedsspiels fest: "Es ist ein großes Glück, dass ich hier gelandet bin."

Für den Dritten im Bunde war es vielleicht ein ganz unspektakulärer Abtritt von der Bühne. "Wahrscheinlich ist es schon so, dass dies mein letztes Spiel war", sagt Mirko Dickhaut. Wehmut aber verspürte er nach seiner Auswechslung nicht. Weil sein Wechsel in den Fußball-Ruhestand als zukünftiger Stand-by-Spieler und Trainer der zweiten Mannschaft fließend verläuft. "Ich bin ja noch dabei. Ich bleibe beim Verein, ich trainiere mit den Jungs. Ich konnte mich auf diesen Augenblick vorbereiten. Und eigentlich freue ich mich jetzt schon auf die nächste Saison", sagt Dickhaut. So war er am Ende vielleicht der Einzige, der das Auestadion an diesem Tag halbwegs zufrieden verließ. Einfach, weil es für ihn kein richtiger Abschied war.

Von Frank Ziemke/ HNA-Sportredaktion / 04.06.2007

Veröffentlicht: 04.06.2007

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