Das Geschenk Gottes

KSV Hessen - Stuttgarter Kickers 2:1 (1:1)
Fußball-Fans haben nicht selten ein Gespür dafür, wem besondere Anerkennung gebührt. Und so skandierten die Anhänger nach dem 2:1-Sieg ihres KSV Hessen Kassel gegen die Stuttgarter Kickers am Samstag im Auestadion: „Wir woll’n den Mirko seh’n, wir woll’n den Mirko seh’n.“ Mirko, Dickhaut mit Nachnamen, stand weit weg von ihnen, gab Interviews auf dem Rasen, sagte, wie stolz er doch sei, Teil dieses Teams zu sein – und erhörte schließlich das Flehen der Fans. Er lief zu ihnen und stimmte das Humba-Humba-Tätärä an.

Humba-Humba-Tätärä - der KSV Hessen Kassel hat den Klassenerhalt geschafft. Und Mirko Dickhaut, der 36-Jährige, hat vor 3300 Zuschauern das entscheidende Tor dazu beigetragen. In der 48. Minute: Da hatte sich der defensive Mittelfeldspieler mal mit nach vorn gewagt, Thorsten Bauer legte den Ball auf ihn zurück, und Dickhaut schoss aus 20 Metern. Er schoss nicht mit dem Vollspann, wie das wohl die anderen 19 Feldspieler getan hätten, er schoss mit dem Innenrist, schlenzte den Ball in Richtung Tor. Und zwar so präzise, dass David Yelldell, der Torhüter der Kickers, keine Chance hatte. 2:1. Jubel im Auestadion, Jubel um Dickhaut, den Ex-Profi, der zur richtigen Zeit an der richtigen Stelle stand und genau eines machte: das Richtige - seinen ersten Saisontreffer. Motto: Wahre Helden heben sich ihre Geniestreiche eben für die wichtigen Momente auf.

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zoomMitten in der Hüpfburg: der Torschütze zum 2:1 - Mirko Dickhaut
Foto: Roland Sippel

Dickhaut war da, als nicht klar war, wie sich das Spiel entwickeln würde. Der KSV hatte eine miserable erste Halbzeit geliefert, war mit 0:1 durch Angelo Vaccaros Treffer in der 33. Minute in Rückstand geraten - und am Ende dieses Durchgangs dann doch wieder im Spiel: Nach Turgay Gölbasis Kopfball wehrte Stuttgarts Mustafa Akcay den Ball mit der Hand auf der Linie ab. Schiedsrichter Tobias Christ gab folgerichtig Elfmeter und stellte Akcay vom Platz. Bauer erzielte das 1:1, das KSV-Trainer Matthias Hamann später als Geschenk Gottes bezeichnen sollte. In der Tat kam es wie aus heiterem Himmel. Selbst die eigentlich angezeigte Nachspielzeit von zwei Minuten war schon abgelaufen. So gesehen traf der KSV zweimal in der 48. Minute. Einmal vor der Pause, einmal danach.

Beide Szenen zusammen waren die Wende in dieser Partie, in der die Löwen zunächst einen internen Wettbewerb zu veranstalten schienen: Wer zuerst am gegnerischen Strafraum auftaucht, hat verloren - Stürmer Bauer einmal ausgenommen. Hamann hatte mit Dickhaut, Sebastian Busch und Jan Fießer - wie er es nannte - zweieinhalb Sechser aufs Feld geschickt, eher defensiv ausgerichtete Mittelfeldspieler also. Und so sah das Ganze auch aus. Dass seine Spieler trotz dieser verhaltenen Grundausrichtung nicht aggressiver zu Werke gingen, wurmte den Coach, der auch trotz des Ausgleichs eine deutliche Ansprache in der Kabine hielt.

Vielleicht war sie es ja, die den Löwen zu mehr Mut verhalf. Nach der Pause und nach dem 2:1 spielte der KSV besser, traute sich mehr zu. Buschs und Beyers Fernschüsse verfehlten aber ihr Ziel. Das eigentliche haben die Löwen trotzdem erreicht: den Klassenerhalt.


Von Florian Hagemann | HNA-Sportredaktion | Montag, 21. Mai 2007

 

Busch, der Kämpfer

Die KSV-Spieler in der Einzelkritik - Suslik bester Mann.

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zoomDominik Suslik wird hart attakiert von Angelo Vaccaro (vorne)
Foto: Roland Sippel

Oliver Adler: Beim Gegentor machtlos, zuvor - in der 32. Minute - Retter in höchster Not gegen Angelo Vaccaro.

Turgay Gölbasi: Außenverteidiger mit viel Drang nach vorn. Sein Kopfball kurz vor der Halbzeit brachte die Wende.

Thorsten Schönewolf: Schlicht und einfach: gut.

Mario Klinger: Nicht so sicher wie gewohnt. Setzte - als Innenverteidiger ein Stück weit auch verständlich - nicht so viele Akzente nach vorn.

Dominik Suslik: Rückte für den verletzten Michael Kümmerle auf die Position des linken Außenverteidigers. War bester Mann auf dem Platz, weil er auch in der ersten Halbzeit Fußball spielte, als viele seiner Kollegen noch schliefen.

Daniel Beyer: Bei ihm wechselten sich Licht und Schatten ab. Pech bei Weitschüssen.

Sebastian Busch: Fügte sich nach langer Zeit als Ersatzspieler gut ins Team. Gefiel durch Weitschüsse und Kampfgeist. Hätte er nicht nachgesetzt, hätte es keinen Eckstoß gegeben, wäre es nicht zum Elfmeter gekommen, hätte es zur Halbzeit nicht 1:1 gestanden. Lieferte den Beweis, dass Erfolg irgendwie erzwingbar ist. Pech für ihn: Sah die fünfte Gelbe Karte.

Mirko Dickhaut: Wer hätte das gedacht? Der Oldie schießt das Tor zum Klassenerhalt - und was für eins. Respekt!

Denis Berger: Fataler Fehlpass vor dem 0:1, kam erst in der zweiten Halbzeit in die Gänge. Bis in den fünften Gang schaltete er aber auch da nicht.

Jan Fießer: Mit der Rolle als offensivster defensiver Mittelfeldspieler überfordert. Irgendwie tat er einem leid. Bemühte sich immerhin.

Thorsten Bauer: Auch wenn es nur ein Elfmeter war: Das Tor hat er sich verdient. Fleißiger Einzelkämpfer im Sturm.

Arne Schmidt: Kam für den angeschlagenen Dickhaut, spielte ordentlich.

Martin Wagner: Zehn Minuten reichen, um eine unglückliche Figur abzugeben.

Sebastian Wojcik: Ohne Wertung.

Von Florian Hagemann | HNA-Sportredaktion | Montag, 21. Mai 2007

 


Stimmen

Dickhaut: „Ich bin sehr glücklich"

KSV-Spieler Sebastian Busch: „Ich bin glücklich, zufrieden und fühl mich gut. Es war schön, mal wieder von Anfang an gespielt zu haben." KSV-Spieler Mirko Dickhaut: „Ich bin sehr glücklich, dass ich mit dem KSV in meiner Heimat solch zwei tolle Jahre erlebt habe: Erst den Aufstieg in die Regionalliga - und jetzt den Klassenerhalt. Ich bin sehr glücklich - auch darüber, dass ich noch einmal ins Team zurückgekehrt bin." KSV Trainer Matthias Hamann: „Wir freuen uns und können stolz sein auf das, was wir in den vergangenen zwei Jahren erreicht haben." Kickers-Trainer Robin Dutt: „Ich kann dem KSV nur zum Klassenerhalt gratulieren."

 

Von Florian Hagemann | HNA-Sportredaktion | Montag, 21. Mai 2007

Veröffentlicht: 21.05.2007

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Datum des Ausdrucks: 26.04.2024