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Der KSV Hessen Kassel bedankt sich für das Interesse und wünscht noch ein schönes Wochenende.

Aus Berliner Sicht: Torquote verdreifacht, Gegentrefferquote gedrittelt

KSV-TRADITIONSELF IN BERLIN ZU GAST
Beim Rückspiel gegen die Traditionself von Hessen Kassel beweist Wednesday United, dass der Fortschritt in Berlin zu Hause ist.
Berlin – Dieses Mal war es ein Fußballspiel. Mit einem Auswärtstor im Rücken traf sich der berühmteste Club der deutschen Hauptstadt, Wednesday United - alle anderen Vermutungen hatte Hertha BSC am Tag zuvor im Olympiastadion schon widerlegt – zum Rückspiel gegen das frühere Zweitligateam von Hessen Kassel. Wo in Kassel das Tor von Martin „The Moorhuhn“ Lengemann für den Gegner auch unter allergrößten Mühen nur schwer zu verfehlen war, machten die Hauptstädter den nordhessischen Gästen das Leben auf nicht eigenem Platz – unser Gruß an die Geschäftsstelle des zweitberühmtesten Hauptstadtclubs – deutlich schwerer: Statt 1:11 stand es am Ende 3:6, zu Beginn lag Wednesday nach einem Treffer von Ralf „Dirty Old Man“ Becker sogar in Führung. Die Freude währte zwar nur rund 12 Minuten, dann hatten die Gäste zum großen Unmut der genau 18 nicht zahlenden Zuschauer ausgeglichen – aber immerhin war der Dirty Old Man von seiner eigenen Brillanz derartig überwältigt, dass er sich mit seinen bekannten aufmunternden Kommentaren betreffs sexueller Orientierung, Potenz und sonstigen Fähigkeiten der eigenen Mitspieler deutlich zurückhielt.
Bis zur Pause gelingt den Gästen auf freundliche Einladung von Philip „The Football Fairy“ Cassier noch das 3:1, einen Schuss von United-Leihgabe und KSV-Jugendspieler-Legende Christian „Ozzy“ Lengemann kratzt United-Keeper Peter „Magic Hands“ Richter von der Linie. Die Kasseläner schienen sich etwas missverstanden zu fühlen – daheim hatte es zur gleichen Zeit schon 8:0 gestanden. In Berlin können sie von Glück reden, dass Wednesday nicht noch einen seiner drei Hochkaräter durch Sebastian „Poison“ Theiss, Christian „Whity“ Weiss und Sascha „The Hatchet“ Dübbers genutzt hat. Das wäre ein Spaß geworden...
Pausentee auf dem August-Bier-Platz 2 – haha, welch passender Name für das ganze Wochenende – keine Zeit, sich um das Spiel zu kümmern: Hier wird ein Sexsymbol geboren. Alles, was weiblich ist, hat nur noch Augen für einen Mann, einen Spieler. Captain Christian „Whity“ Weiß spricht, die Frauen kreischen und hämmern wie von Sinnen auf mitgebrachten Trommeln herum. Wer soll sich da konzentrieren? Und trotzdem legt Wednesday in der zweiten Halbzeit noch eine Schippe drauf.
Wenige Minuten nach Wiederanpfiff gelingt Hessen Kassel durch Jurek Förster, mitten in einer Wednesday Drangperiode, die überraschende 4:1 Führung. Jetzt nur nicht einbrechen, geht die Parole durch die Berliner Reihen. Noch immer haben einige die zweite Halbzeit gegen Arsenal F.C. im Hinterkopf. Aber Berlin ist nicht London und - oh Wunder, im Gegenzug gelingt Marco „The Gent“ Reimert nach genialer Vorlage von Peter „The Last Bohemian“ Dausend und brillantem Solo gegen drei Kasseler Verteidiger das 2:4. Das Sahnehäubchen auf einer Leistung, die viel für die nächsten 25 Spielzeiten erwarten lässt. Das 2:5 zählt eigentlich nicht, weil der Schiri wohl mal die Regeln lesen müsste – er bringt es tatsächlich fertig, einen indirekten Freistoß nicht anzupfeifen und trotzdem hinterher das Tor für Kassel zu geben. Die nüchternen Proteste von Steffen „Cassius“ Käwert - „Ey Du ..., bist Du blind oder was!?“ – helfen, dem Unparteiischen einen unvergesslichen Vormittag zu bereiten. Der nächste Freistoß geht in Ordnung: Mohr mit dem Ball stehend vor Thomas „Iron“ Hartmann, ein Schrei, Thomas „Iron“ Hartmann stehend neben Peter Mohr ohne Ball. Das tut dem Iron jetzt leid – aber wer soll nach 72 Minuten schon noch genügend Luft für eine präzise Blutgrätsche haben? Der Ball halbrechts am 16er, Kassels Torhüter Kaiser, jetzt von Beruf Busfahrer, löffelt den Ball nach Chivalert-Stoitchkov-Art über die Mauer, das Moorhuhn hebt ab, das Moorhuhn flattert, das Moorhuhn hält das 2:5 fest. An der Seitenauslinie entbrennt eine heftige Diskussion, ob man Weiß nach der Nummer noch als alleiniges Sexsymbol feiern darf. Aber Lengemann kann sich auf seine Abwehr auch verlassen: Mario „The Baby-Faced-Assassin“ Firyn läßt dem ehemaligen polnischen Erstligastürmer Jerzy Matys nicht eine gute Chance. Nicht mal, nachdem die Legende des zweitberühmtesten Hauptstadtclubs Holger Brück drei Wednesdays nacheinander den Ball zwischen den Beinen durchgeschoben hat.
Das Spiel neigt sich dem Ende zu. Noch 5 Minuten. Manfred Grawunder tankt sich an der rechten Seite durch die Wednesday Abwehr. Wie einst im Gelsenkirchener Parkstadion vor mehr als 50.000 Zuschauern, halten die Fans der Heimmannschaft den Atem an. „Hau ihn um!“ ruft einer, doch Grawunder, tänzelt in den Strafraum, vorbei an Iron Harty, lupft den Ball an und schießt flach am herauseilenden Moorhuhn, unhaltbar ins Berliner Tor. Wednesday United bläst zur Schlussoffensive. The Dirty Old Man schlägt den Ball aus der Abwehr, lang und zentral ins Mittelfeld. Matthias „Ravanelli“ Marburg (geht seit kurzem mit Jan Koller zum Friseur) treibt die Kugel durch die Kasseler Hälfte, düpiert zwei kurhessische Verteidiger, legt das Spielgerät flach in den Lauf des heraneilenden Manne „No Nickname“ Hüneke, der zieht ab, Horst Kaiser hebt aaaaab, aber zu spät, das Geschoss schlägt ein im Netz. Schlusspfiff: 3:6. Die Fans, einige sind sogar mit dem Bus aus Aurich, in Ostfriesland angereist, Jubeln am Spielfeldrand. Wednesday United läuft in die Kurve und macht die Welle. Das Stadion tobt, junge Mädchen stürmen auf das Spielfeld, fallen Torhüter Lengemann um den Hals und übereichen Blumensträuße. Nach minutenlangen Jubelszenen verabschieden sich beide Teams unter die Dusche. Vereinzelte Medienvertreter wollen noch Stunden nach dem Spiel Kasseler und Berliner Spieler friedlich vereint beim Bier auf der Wiese liegen gesehen haben. In der abendlichen Sportschau war davon allerdings keine Rede. Die Trainer Brück und Lengemann sagten in der abschließenden Pressekonferenz übereinstimmend: „Sonntag, der 14. September 2003 war ein großer Tag für den deutschen Fußball.“ Fortsetzung nicht ausgeschlossen.

Nachgerechnet gegenüber dem Hinspiel heißt das für Wednesday: Torquote verdreifacht, klar. Und die Gegentrefferquote sogar fast gedrittelt. Wie das geht? Ganz einfach: In Kassel hatte das Spiel nur 60 Minuten, das heißt alle fünf Minuten und 45 Sekunden schlug’s ein. In Berlin dagegen: 90 Minuten, 6 Gegentreffer, also nur noch alle 15 Minuten. Doch toll, oder?



Wednesday United F.C. spielte mit:

1.) Martin Lengemann (Tor)
2.) Ralf Becker
4.) Christian Weiß
5.) Sebastian Theiß
6.) Manne Hüneke
7.) Thomas Hartmann
8.) Mario Firyn
9.) Steffen Käwert
10.) Marco Reimert
12.) Peter Dausend
13.) Philip Cassier
14.) Mattias Marburg
15.) Sascha Dübbers
24.) Peter Richter (Tor)


KSV Hessen Kassel spielte mit:

Horst Kaiser (Tor)
Bodo Schmidt
Manfred Grawunder
Christian Lengemann
Uwe Lecke
Lueko Holthuis
Peter Mohr
Holger Brück
Jörg Langer
Gerd Kiefer
Jurek Förster
Jerzy Matys


<i>(KSV Hessen, 17.09.2003)</i>

Veröffentlicht: 17.09.2003

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Datum des Ausdrucks: 26.04.2024