Zum Liveticker

Der KSV Hessen Kassel bedankt sich fĂŒr das Interesse und wĂŒnscht noch ein schönes Wochenende.

Wollte immer Fußballer werden

INTERVIEW MIT JULIO CESAR
Stürmerstar Julio Cesar Da Rosa stellt sich den Fragen von Tim Siebrecht.
Julio Cesar da Rosa kommt aus der 3,3 Millionen Einwohner - Stadt Porto Alegre in dem brasilianischem Staat Rio Grande do Sul. Dort ist er bei seinen Eltern mit seiner Schwester aufgewachsen.

So wie 75% der brasilianischen Bevölkerung ist auch Julio katholisch und Religion spielt eine wichtige Rolle in seinem Leben. "Gott hat mich berufen Fußballer zu werden". Von klein auf war es sein größter Wunsch Fußballer zu werden. Angetrieben von den brasilianischen Fußballidolen, wie in seinem Fall Romario, sei es der Traum eines jeden Jungen in Brasilien, ein erfolgreicher Fußballer in Europa zu werden. Er hat somit jede Gelegenheit genutzt mit seinem Freunden zu spielen. Er beschreibt, dass der Fußball in Brasilien zum täglichen Leben gehört: "Sobald ein Kind in Brasilien geboren wird, bekommt es vom Vater einen Fußball geschenkt."
Julio hatte als Jugendlicher zwar berufliche Visionen, Arzt oder Sänger zu werden, jedoch hat er seine ganze Konzentration auf den Fußball gerichtet, so dass ein Studium nicht in Frage kam. In der Folgezeit spielte er in verschiedenen brasilianischen Clubs, wie Canaos, Lajadense, Novo Hamburgo und Sao Jose. Mit 18 wurde er dann von einem Spielerbeobachter entdeckt und ihm wurde angeboten in Europa zu spielen. Es folgte eine Saison in der italienischen Serie B beim FC Treviso. Danach ging er zunächst zurück nach Brasilien, kam aber kurze Zeit später zurück nach Europa, um einen erneuten Versuch zu starten. Dabei hatte er einen dreimonatigen Aufenthalt beim FC Zürich, bevor er dann in der Saison 2001/02 zum KSV Hessen Kassel kam. Beim KSV legte Julio gleich eine beeindruckende Statistik von 20 Toren in 15 Spielen hin, stieg mit dem KSV Hessen Kassel in die Oberliga Hessen auf und hat jetzt bereits weitere 16 Treffer erzielt.

Somit kann Julio mit seinen 24 Jahren bereits auf eine bewegte Vergangenheit zurückblicken und hat viele verschiedene Spielsysteme kennengelernt. Auf die Frage nach dem Unterschied zwischen dem Fußball in Brasilien und Europa antwortet Julio: "In Europa wird wesentlich härter und schneller gespielt. Der Schwerpunkt im Spiel deutscher Mannschaften liegt mehr in der mannschaftlichen Geschlossenheit und der Mannschaftstaktik. In Brasilien geht es mehr um die pure Spielkunst und um spektakuläre Spielsituationen." Julio weiß sich jedoch sehr gut und erfolgreich in das deutsche System zu integrieren und nennt als ideales Spielsystem die 4-4-2 Aufstellung. "Am liebsten spiele ich direkt in der Spitze, so wie auch mein Vorbild Ronaldo."

Da Julio ein läuferisch sehr starker und vor allen Dingen schneller Spieler ist, fragte ich ihn, wie schnell er die 100 Meter läuft: "Das weiß ich nicht genau. Das ich schnell bin merke ich allerdings daran, dass ich meine Gegenspieler immer überhole. Ich kann mich in dieser Saison an keinen Gegenspieler erinnern, der mitgehalten hat. Wenn ich 100 Meter laufe bin ich eigentlich nicht so schnell, aber wenn ich einen Ball sehe geht es mit mir durch".

Ein weiterer Unterschied zwischen dem Fußball in Brasilien und Deutschland ist seiner Meinung nach die Stimmung im Stadion. "In Brasilien erlebt der Zuschauer das Spiel so, als sei jedes Spiel das Spiel der Spiele. Es wird viel mehr gerufen und angefeuert, gerade bei spektakulären Einzelaktionen. In Deutschland sehen die Zuschauer den Fußball eher als reinen Mannschaftssport. Grundsätzlich ist das Verständnis von Fußball in Brasilien anders. Fußball ist dort mehr ein Spiel was Spaß machen soll, eine Form von Kunst, die zu vergleichen ist mit dem Spielen von Musik. Jedes Fußballspiel ist ein Fest." Julio erzählt, dass er in Brasilien vor Kulissen von 5.000 - 30.000 Zuschauern gespielt hat. Je nachdem, wie wichtig das Spiel gewesen ist.

Von dem Klima in Deutschland zeigt sich Julio unbeeindruckt. Zwar seien die kalten Monate schon unangenehm, sie sind aber kein Hinderungsgrund auch weiterhin hier zu spielen, wo er auch seine Zukunft sieht. Ob Julio allerdings in der nächsten Saison noch in Kassel spielen wird, steht noch nicht fest. Zuerst müssten noch einige Dinge geklärt werden. Interesse besteht nach seiner Aussage aber von beiden Seiten. "Kassel ist ein interessanter Verein", sagt Julio und fügt hinzu, daß er gerne öfter trainieren würde, da er hier ausser Fußball keine weiteren Verpflichtungen hat. Immerhin seien die Trainingseinheiten in dieser Saison von 3 auf 4x pro Woche gelegt worden.

Übrigens: Das WM-Finale 2002 Deutschland gegen Brasilien hat Julio bei seiner Familie in Brasilien gesehen. "Natürlich hat mein Herz für Brasilien geschlagen. Bei einem Sieg für Deutschland, hätte ich mich aber auch gefreut, da ich Fußballspieler bin und weiß wie man sich fühlt, wenn man gewinnt."

Zum Schluss wollte ich noch wissen, welche Musik Julio gerne hört. "In Brasilien Pagode und Samba. Das sind zwei gute Musikarten zum tanzen. In Deutschland Hip Hop und Reggae." Sepultura kennt er noch aus seiner Jugend, deren Musik ist aber nicht sein Stil.

Veröffentlicht: 05.05.2003

© KSV Hessen Kassel e.V.
Datum des Ausdrucks: 26.04.2024