Mit Sturm in ruhigere Gewässer

TRAINERWECHSEL
Beim KSV Hessen Kassel stehen die Zeichen von nun an auf Sturm - und sollen dem Fußball-Oberligisten nach den Wirren der letzten Wochen den Weg weisen in ruhigere Gewässer.
Einen Tag nach dem Rücktritt von Trainer Hans-Ulrich Thomale haben die Löwen schnell die wichtigsten Personalentscheidungen getroffen. Bernd Sturm, bisher sportlicher Leiter, trat bereits gestern als Trainer an. Und Präsident Jens Rose, der seine Zukunft vor drei Wochen eng an den Verbleib Thomales gebunden hatte, bleibt weiterhin im Amt.

„Es geht allein um die Interessen des Vereins. Niemandem würde es helfen, wenn ich jetzt auch in den Sack haue“, sagte Rose. Anders hätte die Sache ausgesehen, wenn der Trainer unter Druck von außen aus dem Amt gedrängt worden wäre - „dann hätte ich mir wirklich Gedanken gemacht“. Thomale hatte am Montagabend seinen Job zur Verfügung gestellt - unter anderem auch mit dem Hinweis: „Ich will nicht verantworten, dass der Verein ohne Präsident dasteht.“

Der Vorsitzende also bleibt. Und erneuert seine Kritik an den Spielern: „Die Mannschaft muss sich fragen lassen, warum sie solche Leistungen abliefert, wenn sie angeblich für den Trainer spielt.“ Konsequenzen für einige Akteure scheinen nicht mehr ausgeschlossen. „Reden hilft nicht mehr. Wir müssen die Mannschaft wachrütteln. Ich kann mir vorstellen, dass es Veränderungen geben wird“, sagt Rose.

Bernd Sturm allerdings schließt das erst einmal aus: „Am Kader wird sich zurzeit personell nichts ändern. Wir müssen den Negativtrend stoppen. Da wird jeder gebraucht“, sagt der 52-Jährige, der zunächst einen Vertrag bis zum Saisonende unterschrieb. Sturm will sich ganz auf den KSV konzentrieren und seine Arbeit beim Jugendstützpunkt des DFB beenden. Könnte er sich auch eine längerfristige Zusammenarbeit vorstellen? „Darüber wird dann zu reden sein.“

Für den früheren Zweitliga-Spieler war es keine leichte Entscheidung, Thomales Nachfolge anzutreten. „Man kommt leicht in den Ruf, gesägt zu haben“, sagt er, betont: „Das ist nicht meine Art.“ Bei der Entlassung von Thomas Freudenstein war er mit solchen Vorwürfen konfrontiert worden. Mittlerweile ist das für Sturm kein Thema mehr. Vorstandsmitglied Holger Günther betont: „Er ist genau der Richtige für die Mannschaft. Er kennt die Spieler und die Liga.“ Sturms erstes Ziel: Stabilisieren, Punkte sammeln und im Winter unter den ersten fünf ankommen. „Aber von Aufstieg soll hier niemand mehr reden. Wir stehen nur drei Punkte vor den Abstiegsrängen.“

Wie der Vorstand zog auch Sturm den Hut vor seinem Vorgänger: „Seine Entscheidung muss man respektieren.“ Thomale verzichte mit seinem Rückzug auch auf weitere Gehaltszahlungen. „Eine große Geste“, sagt Günther. Und Rose meinte: „Das zeigt seinen Charakter. Für mich ist und bleibt er ein guter Trainer.“

<i>(Frank Ziemke/HNA-Sportredaktion, 06.10.2004)</i>

Veröffentlicht: 07.10.2004

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