Couragierte Löwen mit Befreiungsschlag zum Rückrundenauftakt

VfR Aalen - KSV Hessen 1:2 (0:1)
Ausgerechnet beim Aufstiegs- Kandidaten VfR Aalen, der zuvor neun Spiele unbesiegt blieb, erzielte der KSV Hessen Kassel am ersten Rückrundenspieltag mit einer geschlossenen Mannschaftsleistung den ersehnten Dreier in der Fremde.
Arne Schmidt (21., nach Pass Fießer) und Thorsten Bauer (70., per Kopf nach Freistoß-Vorlage Schmidt) trafen.

Mit nunmehr 23 Punkten stehen die Löwen nach dem 18.Spieltag wieder "über dem Strich". Das letzte Auswärtsspiel des Jahres endete für die Löwen wie das erste (24. Februar 2007) mit einem Sieg. Die Erfolgsstätte beide Male das Städtische Waldstadion in Aalen. Dabei ist dieser 2:1-Sieg am 1.Dezember 2007 ungleich höher zu werten als der 2:0-Erfolg vor gut neun Monaten. Zum einen sind die Aufstieg ambitionierten Aalener in dieser Saison spielstärker, haben die meisten Tore der Liga erzielt und außerdem gab kaum einer einen Pfifferling auf die Fuldastädter, die zum letzten Mal auswärts auf den Tag genau vor drei Monaten punkteten, ja gar siegten. Ebenfalls in Baden-Württemberg, ca. 90 Kilometer von Aalen entfernt bei den Stuttgarter Kickers (2:0). Seither ging das Team von Trainer Matthias Hamann durch ein Auswärts-Tal und überließ gleich sechs Mal in Folge dem jeweiligen Gastgeber (Ingolstadt, Pfullendorf, München, Stuttgart, Sandhausen, Burghausen) den Sieg und das Feiern.

 

Dabei hatten die Löwen bei ihren Auftritten teilweise gar nicht mal enttäuscht. Der KSV Hessen, der sich vor Saisonbeginn personell zwar in der Breite verstärkt hat, doch in der Tiefe nicht unbedingt. Von daher galt (gilt) es stets sachlich bleiben, den Ball flach halten eben und dieser jungen Mannschaft Reife- und Entwicklungszeit zu geben.

Hamann setzte diesmal auf drei Sechser

Zum Spiel in Aalen. VfR-Coach Edgar Schmitt nahm gegenüber der Vorwoche zwei personelle Änderungen vor und brachte im Sturm statt Steegmann diesmal Maric von Beginn an und in der Innenverteidigung erhielt Stickel den Vorzug vor Welm. Demgegenüber musste Trainer Matthias Hamann nach wie vor auf den erkrankten Denis Berger verzichten (außerdem fehlte Sebastian Wojcik nach „Pferdekuss“ im Training). Der 39jährigie Löwen-Coach nahm eine Veränderung vor (Zinke für Busch) und setzte diesmal auf drei Sechser, die gegen die „Torfabrik der Liga“ erst mal die Defensive stärken sollten. Mit Erfolg. Und da Jan Fießer, Sebastian Zinke sowie Arne Schmidt allesamt auch offensive Fähigkeiten haben und konstruktiv zur Spieleröffnung beitragen zu vermögen, versteckten sich die Löwen keineswegs. Nachdem es für den Tabellendritten um den großartigen Spielgestalter Christian Holzer durch die Mitte kaum ein Durchkommen gab und die Hereingaben von Außen meist sichere Beute der langen Löwen-Lulatsche Thorsten Schönewolf und Tobias Willers wurden, machten sich die Gäste auch eigens munter nach vorn auf.

Arne Schmidt bereitete Tor vor und schloss auch ab

Nach feinem Zuspiel des in der ersten Halbzeit emsigen und agilen Martin Scholze, zog Thorsten Bauer im Strafraum ab, doch sein Rechtsschuss wurde zur Ecke abgewehrt. Wenig später probierten die „Studenten“ im KSV-Team einen wie einstudiert wirkenden Angriff. Dominik Suslik – Blickrichtung nach Rechtsaußen, Pass nach innen – bediente an der Strafraumgrenze Arne Schmidt, dessen Linksschuss flach am VfR-Gehäuse vorbei strich. Dann – wir sind übrigens mal wieder bei der in diesem Artikel magischen Zahl DREI – der dritte Angriffs-Versuch. Mit eindrucksvollem Erfolg. Arne Schmidt eroberte in der eigenen Hälfte gegen Sandro Cescutti den Ball, ehe es zügig und schnell ging. Ein Bitz-Konter! Jan Fießer, von Arne Schmidt angespielte, setzte diesen wiederum über halblinks mustergültig in Szene. Der 23jährige marschierte in seiner stoischen Art in den Strafraum und vollendete auf dem tiefnassen Terrain mit einem trockenen Linksschuss, halbhoch ins kurze Eck. 1:0 für die Löwen nach 21 Spielminuten und das erste Fuß- und Auswärtstor in der Regionalliga für den Mann mit der Drei und der Eins auf dem Trikot der Löwen.

Der temperamentvolle, engagierte und sympathische VfR-Coach Edgar Schmitt („Euro-Eddy, Sie wissen schon…) trieb nach dem Rückstand sein Team zu wütenden Attacken, doch bis zur Pause hatten die Löwen das Geschehen (und den Gegner) gut unter Kontrolle und ließen kaum eine Torchance der Schwarz-Weißen zu (nur ein Mal rettete Tobias Willers beim Schuss von Holzer). Im Gegenteil: der KSV Hessen war sogar drauf und dran, um auf 2:0 zu erhöhen. Nach feiner Einzelaktion von Thorsten Bauer, der stets anspielbar war, gewohnt großen Aufwand betrieb und seinen Mitspielern wiederholt auf- und ablegte, düpierte der 30jährige die gesamte Aalener Abwehr. DREI Gegner konnten „Totti“ nicht aufhalten, doch statt dann frei vor Keeper Linse aus elf Metern halbrechts einzuschießen, legte der Löwen-Goalgetter quer auf den mit gelaufenen Serdar Bayrak. Der 22jährige Türke war jedoch von zwei Kontrahenten umzingelt, so dass diese hochkarätige Torchance ungenutzt blieb.

VfR Aalen nach Wiederbeginn sehr druckvoll

Seitenwechsel! Bereits einige Minuten vor dem Anpfiff des gut leitenden 23jährigen Schiedsrichters Karl Valentin aus Taufenkirchen zur 2. Halbzeit, kehrte die Elf von Edgar Schmitt auf den Rasen zurück. Die Körpersprache verriet…die wollen jetzt gleich ein Feuerwerk abbrennen. Und in der Tat legten die Gastgeber, die bis dato seit neun Spielen unbesiegt waren, druckvoll los. Andreas Hofmann, der kurz zuvor nach einem rüden Foul gegen Serdar Bayrak die erste gelbe Karte dieser fairen Partie erhielt, verfehlt mit seinem Flachschuss nur knapp das Tor (53.). Noch enger wurde es beim Kopfball von Marco Sailer. Vom Innenpfosten des KSV- Gehäuses sprang der Ball wieder ins Feld zurück und bevor Marijo Maric abstauben konnte, war Thorsten Schönewolf geistesschnell zur Stelle und bereinigte im Fünfmeterraum diese brenzlige Situation. Im dritten Versuch wurden dann jedoch auch die Gastgeber für ihr Bemühen belohnt. Aus einer vermeintlich für den KSV Hessen ungefährlichen Situation, kam plötzlich doch noch fast von der Eckfahne der Flankenball von Haller (bereitete auch vor einer Woche das VfR-Tor vor) vor das KSV-Tor. Dort köpfte Linksverteidiger und VfR-Kapitän Torsten Traub als „lachender Dritte“ am ersten Pfosten zum 1:1-Ausgleich zu seinem dritten Saisontor ein (67.)

Ein Tor mit Signalwirkung für die Gastgeber, deren Haupttribünen-Besucher nun ihr Team nach vorne trieben. Doch im Gegensatz zu manch anderem, vorhergehenden Auswärtsspiel behielten die Löwen diesmal kühlen Kopf und die Nerven. Kapitän Schönewolf und Co. stemmten sich wacker dagegen. VfR-Coach Schmidt wollte unbedingt den Sieg und wechselte binnen weniger Minuten – wie im Hinspiel – gleich DREI neue Offensivkräfte ein. Drei Spielerwechsel in sieben Minuten! Darunter der spielstarke Branko Ogic für Regisseur Christian Holzer. Ogic führte sich sogleich mit seinem ersten Ballkontakt spektakulär ein. Halblinks am Strafraumeck der Löwen gab die Nr. 10 des VfR einen phantastischen, verdeckten Schuss ab, der obendrein noch als Aufsetzer zusätzliche Gefahr hervorrief und bei dem Oliver Adler sein ganzes Können aufbot (66.).

Thorsten Bauer Torschütze vom Dienst gegen Aalen in 2007

Nach Adlers Glanztat versuchten die Löwen, statt biederer Befreiungsschläge zuvor, endlich auch wieder Fußball nach vorn zu spielen und Trainer Matthias Hamann dachte sich wohl, „was Eddy kann, kann ich auch“, und wechselte ebenfalls binnen sieben Minuten DREI Mal aus. Zunächst kam für den gelb belasteten „Scholli“ Scholze der kopfballstarke Defensivakteur Christoph Keim, der sich sogleich jedoch in des Gegners Strafraum begeben durfte, wo der 26jährige eine Freistoß-Hereingabe, kurz hinter der Mittellinie, von Arne Schmidt erwartete. Der Ball kam, Keeper Linse auch…doch am schnellsten war…der mit dem Riecher….Thorsten Bauer. Bauer sucht Ball...und mit seinem nunmehr bereits 13. Saisontor köpfte Kassels Nr. 10 zum vielumjubelten und in dieser Spielphase besonders wertvollen 2:1 ein. Die Löwen hatten sich eindrucksvoll nach dem Ausgleich zurück gemeldet und die Antwort geliefert (70.).

Die letzten 20 Spielminuten plus DREI Minuten Nachspielzeit dürften den Löwen endlos lang vorgekommen sein. Doch mit aufopferungsvollem Einsatz hielten Rückhalt Oliver Adler und seine Vorderleute die DREI Punkte fest und landeten – in Anbetracht der Tabellen-Konstellation und der Resultate der Wochen zuvor – den bisher wohl wichtigsten Saisonsieg fest.

Ein Rückrunden-Auftakt nach Maß, der wie ein Befreiungsschlag für die Löwen wirkte, die am Samstagabend noch dem neuen KSV-Clubhaus an der Damaschkestraße im Beisein der mitgereisten, treuen Löwen-Fans ihre Aufwartung machten. Jetzt gilt es unbedingt zum Jahres-Finale am kommenden Samstag nachzulegen (14 Uhr, Auestadion, gegen den SSV Reutlingen – „Sechs-Punkte-Spiel“!).

Herbert Pumann

Samstag, 1. Dezember 2007

TRAINER-KOMMENTARE BEI PRESSEKONFERENZ

Matthias Hamann (KSV): „Wir haben heute in der Zweikampfstärke und Leidenschaft unsere Trümpfe auf dem tiefen Boden gehabt. Ich bin stolz auf meine Mannschaft. Mit Glück und Spucke haben wir auch die Phase nach der Halbzeitpause gut überstanden. Für uns ist das ein großartiger Rückrundenstart bei einem Aufstiegskandidaten, denn in dieser Form wird Aalen eine gute Rolle um den Aufstieg in die 2. Liga spielen.“

Edgar Schmitt (VfR): „Wir wollen das große Ziel Aufstieg packen und haben sicher das Potenzial dazu, doch müssen uns derzeit in die Winterpause retten. Meine Spieler sind sehr traurig in der Kabine und haben nicht mal mehr die Kraft, um zu streiten. Wir haben unser Glück, denke ich, in dieser Saison noch nicht aufgebraucht. Wir wollten heute unbedingt nach vier Remis in Folge gewinnen, haben auch alles versucht, doch hatten gar nicht mal so viele Torchancen.“

VfR Aalen: Linse – Okle, Stickel, Alder, Traub – Hofmann – Haller, Holzer, Cescutti – Sailer, Maric. Trainer: Schmitt.

Ausgewechselt: ab 61. Min. Fall für Cesutti, ab 65. Okic für Holzer, ab 67. Steegmann für Sailer.

Bank: Rittenauer (ETW), Welm, Leschinski, Köpf.

KSV Hessen: Adler – Suslik, Schönewolf, Willers, Kümmerleg – Fießer, Zinke, Schmidt – Bayrak, Scholze – Bauer. Trainer: Hamann

Ausgewechselt: ab 69. Min. Keim für Scholze, ab 70. Busch für Fießer, ab 76. Strobel für Bayrak.

Bank: Lamczyk (ETW), Möller, Tanjic, Beyer.

Schiedsrichter: Karl Valentin (Taufkirchen) – Zuschauer: 2.400.

Tore: 0:1 Schmidt (21.), 1:1 Traub (67.), 1:2 Bauer (70.)

Gelbe Karten: Hofmann (47., Foulspiel), Okic (74., Unsportlichkeit), Stickel (90., Foulspiel) – Scholze (49., Foulspiel), Willers (59., Foulspiel).

 

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Veröffentlicht: 01.12.2007

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Datum des Ausdrucks: 09.05.2024