Merle und Schmeer treffen

Als Trainer Uwe Wolf bei der kleinen Vorstellungsrunde im Auestadion vor dem Spiel gegen die U 20 Kameruns anmerkte, sein KSV Hessen Kassel wolle fortan Fußball mit viel Herzblut bieten, mochte das noch als Mutmacher nach einer verkorksten Saison durchgehen. Kurze Zeit später zeigte Wolfs Team vor allem eines: Fußball mit viel Herzblut. Am Ende gewann der umstrukturierte KSV vor 600 Zuschauern mit 2:1.
Auch wenn diese Partie natürlich nicht überbewertet werden darf, so bleibt doch nach diesem ersten Testspiel der Löwen in Vorbereitung auf die Anfang August beginnende Saison eine Erkenntnis: Hier steht ein in vielen Belangen anderer KSV auf dem Platz als noch vor wenigen Wochen: ein KSV mit selbstbewussten Typen, die viel miteinander reden, die sich an eine gewisse Ordnung halten und die gewillt sind, flott nach vorne zu spielen.
So fand sich in der Anfangsformation nur noch Andreas Mayer als Spieler, der auch in der vergangenen Saison für die Löwen aktiv war. Ansonsten präsentierten sich viele Neue dem Publikum – und machten gleich auf sich aufmerksam wie zum Beispiel Tobias Becker und Ricky Pinheiro im defensiven sowie Gabriel Gallus im offensiven Mittelfeld.

Autogramme vor dem Spiel gegen Kamerun: Enrico Gaede (von links), Ingmar Merle, Ricky Pinheiro, Stefan Müller und Nico Hammann präsentierten sich in dieser Form erstmals den KSV-Fans.
Foto: Fischer

Zwei aus der Region taten sich besonders hervor: Ingmar Merle, Neuzugang vom 1. FC Schwalmstadt, schoss den Ball in der zehnten Minute vom Strafraumeck mit Wucht ins Tor, zwölf Minuten später gab er die mustergültige Vorlage zum 2:0 durch Sebastian Schmeer. Der Ex-Baunataler köpfte gekonnt ein. Szenen, Spielzüge, die es lange nicht zu sehen gab im Auestadion – zumindest nicht vom KSV. In der zweiten Halbzeit verflachte die Partie, auch weil viel gewechselt wurde. Auffällig: KSV-Innenverteidiger Matthias Rahn sah nach einem Foul Gelb. Es gibt bereits die Geschichte, dass wegen ihm die Pflicht eingeführt worden ist, im Training Schienbeinschoner zu tragen.
Richtig hart zur Sache gingen aber auch und vor allem die über weite Strecken enttäuschenden Kameruner. Nach einer rüden Attacke von Rostand Moukap musste Tobias Damm ausgewechselt werden. Nach einer ersten Diagnose soll er allerdings nicht schwerer verletzt sein. Heute wird seine Schulter noch einmal untersucht. Kamerun konnte aber nicht nur hart, einmal wusste das Team auch zu begeistern: Louis Ndongo schoss von drei schönen Toren am gestrigen Abend das schönste Tor. Nach einem Fehler von Matthias Rahn lupfte er den Ball über KSV-Keeper Tobias Schlöffel.
Trotz einer Schlussphase, in der die Löwen um den Sieg bibbern mussten: Der neue KSV hat Lust auf mehr gemacht. Er gibt sich aber noch bescheiden. Uwe Wolf sagte bei der Vorstellung vor der Partie zur Zielsetzung: „Lieber erst einmal den Ball flach halten."

Von Florian Hagemann | HNA-Sportredaktion

KSV Hessen: Nulle (46. Schlöffel) - Hammann, Rahn, Müller, Dieck (60. Gundelach) - Pinheiro (60. Riske), Becker - Merle (60. Damm, 72. Maresca), Gallus (60. Gaede), Mayer (60. Senghore) - Schmeer

Schiedsrichter: Rübe (Vellmar) - Zuschauer: 600.

Tore: 1:0 Merle (10.), 2:0 Schmeer (22.), 2:1 Ndongo (82.)