Selbst um den Sieg gebracht

KSV Hessen - VfB Marburg 1:1 (1:0)
Zwei wichtige Punkte verschenkte der KSV Hessen am Samstagabend im Auestadion. Vor 2095 Zuschauern reichte es gegen den VfB Marburg nur zu einem 1:1-Unentschieden.
Es gibt Fussballspiele die man einfach gewinnen muss. Weil der Gegner während der gesamten neunzig Minuten keine einzige Torchance hat. Weil man überlegen ist und sich selber Möglichkeiten en masse heraus spielt. Weil man bis zur 90. Minute 1:0 führt. Bitter ist es dann, wenn am Ende doch nur ein mageres Pünktchen auf der Haben-Seite steht. Noch bitterer, wenn daran eine Person maßgeblich beteiligt ist, die eigentlich nur die Aufgabe hat, ein Spiel unparteiisch zu leiten. "Zu dem sage ich besser gar nichts" fauchte dann auch Präsident Jens Rose direkt nach dem Schlusspfiff.

Wie bei einem schlechten Schauspiel hatte das ganze drei Akte, die das aufgebrachte Publikum mit Schmährufen und Pfiffen gegen den Mann in Schwarz begleitete.

Der erste in der 82. Minute. Schiedsrichter Vollmar aus Bad Hersfeld, der schon zuvor durch selbst verliebte Gesten und kleinkarierte Pfiffe auffiel, schickt Nico Steffen nach einem Foul der eher harmloseren Art mit Gelb-Rot unter die Dusche.

Der zweite Akt dann vier Minuten später. Wieder darf ein Löwe für ein Allerweltsfoul vorzeitig unter die Brause, diesmal erwischt es Rudi Istenic.

Akt Nummer drei dann in der Nachspielzeit. Ohne richtig ersichtlichen Grund gab der Mann aus Bad Hersfeld in der 91. Minute einen Freistoß für Marburg direkt an der Strafraumgrenze. Rechner nutzte dieses Geschenk und semmelte den Ball am verdutzten Zoran Zeljko vorbei in die Maschen.

Die Overtüre erfolgte dann nach dem Schlusspfiff. Die 2000 Fans tobten, während die Marburger mit übertriebenen Gesten alles taten, um die Stimmung weiter anzuheizen.

Das es soweit kam, haben sich die Löwen allerdings in erster Linie selbst zu zuschreiben. Großzügig verjubelte man die besten Tormöglichkeiten. Chalaskiewicz frei vor dem Tor (3.); Usta ebenfalls völlig frei vor Steinbrenner (10.), Schönewolf Kopfball (12.), Torsten Bauer (13.), Kopfball Keim (27.), Chalaskiewicz wieder zweimal völlig frei (50.und 58.) und Bauer, der ein Abspiel probiert, obwohl er wesentlich günstiger stand (78.). Vom Gast aus der Universitätsstadt dagegen nichts zu sehen. Tormöglichkeiten bis zu Rechners Kunstschuss gleich Null.

Das Chancenverhältnis täuscht allerdings darüber hinweg, dass beim KSV noch viel Sand im Getriebe war. Das Spiel der Löwen zu statisch, zu sehr wurde über die Mitte gespielt, zu selten der freie Mann auf dem Flügel gesehen. Keim ruderte teilweise minutenlang mit den Armen, ohne das er einen Ball zu sehen bekam. Der VfB, der sich konsequent in die eigene Hälfte verkroch, störte früh und liess dem umständlich agierenden KSV nur wenig Raum.

Mit fortschreitender Spielzeit wurde das eher schlechter als besser. Eingelullt von der eigenen Führung und den harmlosen Marburgern spulte der KSV sein Pensum herunter, ohne groß für Akzente zu sorgen. "Vor allem nach der Pause haben wir viel zu wenig Druck gemacht", kritisierte dann auch Trainer Thomas Freudenstein nach dem Kick.

Und so wurde dann am Ende aus einem Spiel, dass man eigentlich gewinnen muss, eine Partie mit nur einem Pünktchen auf der Haben-Seite.

VON OLIVER ZEHE

Foto: Umstritten an diesem Tag, Schiedsrichter Vollmar aus Bad Hersfeld, Foto Schneider)




KSV Hessen: Zeljko - Radler, Schönewolf, Krause - Steffen, Istenic, Keim, Owusu (73. Busch), Chalaskiewicz - Bauer, Usta (56. Rudolph).

VfB Marburg: Steinbrenner - Grunert (80. Combe), Stengel, Muradouglu (86. Hasuer), Hull - Rechner, Rasiejewski, Parson, Alija, Wegendt (62. Dahlhoff) - Brazil.

Tore: 1:0 Keim (37.), 1:1 Rechner (90. + 1)

Zuschauer: 2095, Schiedsrichter: Vollmar (Bad Hersfeld).

Besondere Vorkommnisse: Gelb-Rote Karten gegen Steffen (82.) und Istenic (86.), jeweils wegen wiederholten Foulspiels.


Aufstellung

Veröffentlicht: 11.08.2003

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Datum des Ausdrucks: 01.05.2024