Nein, ein geeigneter Aufbaugegner für die von Insolvenz gebeutelte Borussia aus Fulda, das waren sie nicht, die Junglöwen des KSV Hessen Kassel. Aber immerhin ließen sie sich heute gut 60 Minuten Zeit das auch unmißverständlich zu beweisen.
Nur dreizehn angereiste Spieler aus der Domstadt sprechen eine deutliche Sprache. Da stand das letzte Aufgebot auf dem Rasen, eine Elf mit dem Rücken am Abgrund, nicht wissend, ob der letzte, finale Schritt rückwärts verhindert werden kann. Fulda tat nichts für das Spiel, begann ab der ersten Minute, tiefstehend in der eigenen Hälfte, den bis zu diesem Zeitpunkt erreichten Punktgewinn zu verteidigen. Im Minutentakt brandeten die Löwenangrife auf das von Dennis Hohmann gut gehütete Fuldaer Tor. Schäfers Team baute auf, kombinierte, spielte quer, tastete sich ran und ... schoß vorbei ... köpfte drüber ... vergab kläglich ... hatte Pech ... scheiterte an Hohmann oder verlor sich allgemeinen Gewusel im ständig lichterloh brennenden Fuldaer Strafraum.
In der 36. Minute endlich die Erlösung aus Kasseler Sicht. Der heute deutlich bessere, allerdings auch abwehrtechnisch überhaupt nicht geforderte Barak schlägt von der Außenlinie eine lange Flanke auf Mario Kilians Kopf, der auf den zentral in den Strafraum hereineilenden Marco Heussner ablegt. Heussner läuft weiter auf Hohmann zu und läßt dem ihm entgegenspringenden Keeper mit einem überlegten Flachschuss zum 1:0 keine Chance.
Nach der Halbzeitpause kam Erwin Glogic für den heute zwar fleißigen, aber glücklosen Thomas Brechler. Mit Glogic kam, wie so oft nach seiner Einwechselung, frischer Wind und endlich auch die Zielstrebigkeit in die pausenlosen Angriffsbemühungen der Junglöwen, die Chancen zu Toren werden läßt. Nach nur zwei Minuten auf dem satten Grün, überwindet der quirlige Glogic Torhüter Hohmann erneut mit einem trockenen Flachschuß aus etwa 13 Metern zum 2:0 in der 66. Minute.
Nur zwei Minuten später Teil eins der "Mario Klilian-Show". Kilian erhält an der Strafraumgrenze den Ball, jedoch blockieren beide Innenverteidiger seinem Weg zum Tor. Mario spielt sich trotzdem mitten durch die Beiden hindurch, gerät ins Straucheln ... fällt ... wird im Liegen von einem weiteren Abwehrspieler bedrängt ... spitzelt trotzdem den Ball um den Kontrahenden herum ... steht wieder blitzschnell und schaufelt den Ball zum 3:0 ins Netz. Diese fantastische Aktion generiert tosenden Beifall von den Rängen. Endlich ein "Super-Mario" ohne Blaumann und ohne Schiebermütze.
Die 76. Minute sieht dann den zweiten Teil der "Kilian-Show". Eine mustergültige Flanke von Philip Bruns landet auf der Brust des Goalgetters, tropft ab und mündet in einen präzisen Flachschuß, der Torhüter Hohmann jeglicher Abwehrmöglichkeit beraubt. 4:0 durch "Super-Mario", den neuen, hellen Stern am Kasseler Stürmerhimmel.
Den Schlußpunkt am heutigen Nachmittag setzt ein Zauber-Freistoß von Philip Herbold in der 88. Minute. Eigentlich legt sich Wittke den Ball zurecht, Hohmann erschreit sich eine Drei-Spieler-Mauer, hadert noch ein wenig mit seinen ungehorsamen Vorderleuten und plötzlich läuft Herbold an und "schnippelt" den Ball gekonnt zum 5:0 um die Mauer ins Tor.
Hand auf's Herz: Kann man einer Mannschaft, die 5:0 gewinnt, allen Ernstes eine lediglich durchschnittliche Leistung bescheinigen? Ja, das kann man. Zu einer guten Leistung fehlte es heute einfach bei der Entschlossenheit im Zweikampf, bei der Präzision im Spiel in die Spitze und, man mag es kaum glauben, an der absolut schlechten Verwertung der vorhandenen Chancen.
So war es auch nicht verwunderlich, daß Schäfer nach dem Spiel konstantierte: " Die haben es uns absolut schwer gemacht ... indem sie nichts taten ..." und auch Nachwuchskoordinator Hans-Jörg Ehrlich war mit der gebotenen Leistung nicht restlos zufrieden. "Wir haben uns zum Teil dem Gegner angepasst. Bei einem so schwachen Gegner muß einfach deutlich mehr drin sein ... "
Natürlich ist das "Jammern auf hohem Niveau". Letztendlich haben die vier tollen Tore der zweiten Halbzeit alle Anwesenden begeistert und die Vorfreude auf das Stadtderby in Lohfelden am Sonntag, den 13.09., enorm gesteigert.
Eine Neuerung gibt es noch zum Abschluß zu berichten: Ab sofort können auch Karten für die Heimspiele der zweiten Mannschaft im Vorverkauf auf der Geschäftsstelle erworben werden.
Hessen Kassel U23: Tobias Wolf - Jan Niklas Hanske, Thomas Brechler (ab 62. Erwin Glogic), Murat Osmanoglu (80. David Vonhold), Mario Kilian, Hussein Huseini (ab 73. Luca Bork), Ricky Wittke, Philip Herbold, Marco Heussner, Yusuf Barak, Philipp Bruns.
Borussia Fulda: Dennis Hohmann - Markus Bloß, Michel Jäpel, Granit Rexhepi, Jonas Lind, Gino Hilfenhaus, Anil Ulugünes, Agron Duga, Mehmet Bardakci, Semir Hasic, Nderim Fetahu (ab 11. Fabian Lehmann).
Zuschauer: 200
Tore: 1:0 Marco Heussner (36.), 2:0 Erwin Glogic (66.), 3:0 Mario Kilian (68.), 4:0 Mario Kilian (76.), 5:0 Philipp Herbold (88.).
Eckart Lukarsch, Presseteam
05.09.2009
Veröffentlicht: 05.09.2009
