Schock in Nachspielzeit mit letzter Aktion und Sekunde

Schock in Nachspielzeit mit letzter Aktion und Sekunde

SC Pfullendorf - KSV Hessen 1:0 (0:0)
Bitteres Ende für die Löwen in der Alno-Arena. In der Nachspielzeit und mit der letzten Aktion gelang Favoriten- Schreck SC Pfullendorf vor 680 Zuschauern durch Adem Sari, der vor Wochen bereits Matchwinner gegen den 1. FC Heidenheim war, per Kopfball das Tor des Tages. Statt leistungsgerechtem Remis somit eine bittere Last- Minute- Niederlage - die erste auswärts in der Rückrunde - für das Dickhaut-Team. Obendrein musste in der 70. Minute Kapitän Thorsten Schönewolf verletzt von Bord gehen.

Die längste Löwen-Auswärtsfahrt der Saison (Rückkehr nach Mitternacht), die sich obendrein wegen dem erstmals in dieser Spielzeit in der Fremde praktizierten Anti-Doping-Test für zwei KSV-Akteure verzögerte, wurde zur bittersten.

Zumal das Dickhaut-Team nicht nur erst in der Nachspielzeit das „Tor des Tages" kassierte, sondern auch seine erste Auswärtsniederlage seit einem halben Jahr. Damals im November 2008 bei den Freitagspielen im Stadion an der Grünwalderstraße in München gegen die zweite Garnitur der „Sechziger" und zuvor beim SSV Ulm.

Erstmals seit dem 1. Spieltag im August in Fürth, steht der KSV Hessen somit mal wieder auswärts nach einem Samstag-Spiel mit leeren Händen da. Vollmundig hatten sich demgegenüber im Vorfeld dieses seit drei Jahren vertrauten Aufeinandertreffens zwischen SCP kontra KSV die Pfullendorfer präsentiert. Gestärkt durch sechs Spiele in Folge ohne Niederlage (4 Siege, 2 Remis) und spezialisiert auf derartige Aufgaben. So wollten die Sigmaringer ihrem Ruf als „Serien-Brecher" und Favoritenschreck gerecht werden und nach den beiden Siegen über den 1. FC Heidenheim, darunter ein Triumph ebenfalls in der Nachspielzeit, sowie dem 4:3-Erfolg beim SSV Ulm, was dessen erste Niederlage nach 39 Ligapartien im Donaustadion bedeutete, auch den Spitzenreiter, der nach zuletzt sechs Siegen und einem Remis seine längste Erfolgsserie der Saison hatte, stoppen.

Bei den Gästen vertraute Trainer Mirko Dickhaut bei seiner Start-Elf auf jene Formation, die in der Vorwoche beim 1:0-Erfolg im Spitzenspiel gegen den 1. FC Nürnberg II zur zweiten Halbzeit auflief. Beide Teams agierten per 4-2-3-1-System und die Löwen waren erstmals in dieser Saison bei einem Liga-Einsatz und im 14. Auswärtsspiel ganz in schwarz bedresst.

War bis zur Nachspielzeit schier unüberwindbar: KSV-Keeper Dennis Lamczyk in seinem grünen Outfit, hier zuletzt im Auestadion per Dank bei den KSV-Anhängern
zoomWar bis zur Nachspielzeit schier unüberwindbar: KSV-Keeper Dennis Lamczyk in seinem grünen Outfit, hier zuletzt im Auestadion per Dank bei den KSV-Anhängern.Foto: Harry Soremski

Die Gastgeber demgegenüber in den traditionellen Vereinsfarben rot-weiß und mit der ersten nennenswerten Torchance von Stürmer Adem Sari, an dessen 24. Geburtstag. Der türkische Torjäger (bis dato 14 Treffer) zog halbrechts aus 12 Metern ab, doch Dennis Lamczyk zeigte sich nur bei seinem Torwart-Trikot grün und parierte reaktionsschnell (12.). Dem ersten Auftritt von Pfullendorfs Nr. 10 - Sari - folgte der von Kassels Nr. 10 - Thorsten Bauer. Dennis Tornieporth flankte von Rechtsaußen scharf nach innen, wo Thorsten Bauer am Fünfmeterraum nur um wenige Zentimeter sein 28. Tor im 28. Spiel verpasste (17.).

Der Flügelwechsel folgte und wenig später die gute Flanke von links durch René Ochs ins Strafraumzentrum auf Thorsten Bauer, der mit seinem spektakulären Hechtkopfball nur knapp das Pfullendorfer Gehäuse verfehlte (22.). Im prompten Gegenzug fand SCP-Spielführer Marco Konrad mit seinem gefährlichen Rechtsschuss halbrechts im Strafraum seinen Meister in KSV-Keeper Dennis Lamczyk, auf den einmal mehr an diesem Tag Verlass war.

Nach den munteren, abwechslungsreichen ersten 25 Spielminuten, neutralisierten sich beide Teams bis zur Halbzeitpause. Allerdings war bereits zu diesem Zeitpunkt festzustellen, dass SCP-Trainer Walter Schneck sein Team taktisch gut auf den KSV Hessen eingestellt hatte. Die KSV-Kreativ-Zentrale Kevin Wölk wurde von Markus Knackmuß, früherer Mannschaftskollege von Thorsten Bauer bei Jahn Regensburg, auf Schritt und Tritt verfolgt und in konsequente Manndeckung genommen. Auch auf die agile Flügelzange der Löwen - René Ochs/Dennis Tornieporth - war der SCP wirkungsvoll eingestellt und da auch KSV-Führungsspieler Enrico Gaede diesmal nicht jene Akzente wie bei seiner Top- Form eine Woche zuvor zu setzen vermochte, fehlte den Löwen in der Offensive die Durchschlagskraft, der Überraschungsmoment und die nötige Pass-Präzision. Top-Torjäger Thorsten Bauer hing zu sehr "in der Luft". Den 31jährigen außerdem zu oft mit hohen Bällen aus dem Halbfeld zu versorgen, war nicht das probate Mittel an diesem sonnigen Frühlingstag in der Alno-Arena vor gerade mal 680 Zuschauern.

SCP-Schlussmann Ralf Hermanutz bewahrte sein Team vor einem Rückstand, hier im Hinspiel gegen Thorsten Bauer
zoomSCP-Schlussmann Ralf Hermanutz bewahrte sein Team vor einem Rückstand, hier im Hinspiel gegen Thorsten Bauer. Foto: Harry Soremski

Dennoch hatten die „schwarzen Löwen" nach dem Seitenwechsel in Richtung jenes Tores, wo die ca. 100 mitgereisten KSV-Fans ihr Team stimmgewaltig unterstützten, den besseren Start. Zunächst zog Kevin Wölk aus der Distanz beherzt ab, als Ralf Hermanutz nur abprallen liess (50.), dann folgte Rechtsverteidiger Sebastian Gundelach, der mit seinem fulminanten Schuss aus 25 Metern ebenfalls am erfahrenen 38jährigen SCP-Schlussmann scheiterte (54.). Der älteste Akteur auf dem Feld avancierte dann in einer atemberaubenden Szene gar zum Teufelskerl.

Thorsten Bauer war von links im Strafraum wie weiland im Mai 2006 bei seinem Aufstiegs-Tor in Frankfurt quer marschiert und nicht vom Ball zu trennen. Der KSV-Torjäger narrte Narr, schüttelte den Pfullendorfer Innenverteidiger mit der Nr. 2 ab, um dann an Hermanutz zu scheitern. Beim Abpraller ließ Dennis Tornieporth einen Gegenspieler aussteigen, ehe es für den 26jährigen ebenfalls „Endstation Hermanutz" hieß.

Die Nr. 1 des SCP riskierte in dieser spektakulären Spielszene, die den KSV Hessen so nah am Führungstor sah, ein drittes Mal Kopf und Kragen, als sich der Langzeit-Pfullendorfer (im 7. Jahr in Folge im Verein) auch noch erfolgreich René Ochs entgegenwarf und sein Team vor einem Rückstand bewahrte (75.).

Ausschlaggebend für den späteren Spielausgang sollten auch personelle Veränderungen ab Mitte der zweiten Halbzeit werden, wobei bei den Löwen ausgerechnet zwei der in dieser Partie besten Akteure verletzungsbedingt das Spielfeld verliessen.

Florian Heussner, Mi., ging nach einer Kopfverletzung in der 65. Minute vom Platz
zoomFlorian Heussner, Mitte, ging nach einem Zusammenprall mit Michael Falkenmayer in der 65. Minute mit einer Kopfverletzung vom Platz.
Foto: Harry Soremski

Zunächst schied Abwehr-Organisator Thorsten Schönewolf unfreiwillig wegen Wadenkrämpfen aus, nachdem zuvor schon Linksverteidiger Florian Heussner wegen einer Platzwunde am Kopf das Feld verlassen hatte (65.). Durch den verletzungsbedingten Ausfall des KSV-Kapitän sollte später in der heiklen und für den KSV Hessen im Strafraum brenzligen Schlussphase der steuernde Defensiv-Kopf fehlen.

Außerdem kam ab der 80. Minute bei den Linzgauern Faruk Gül, der das Spiel der Gastgeber auffallend belebte und in der zweiminütigen Nachspielzeit mit der letzten Aktion der Partie die siegbringende Torflanke leistete. Adem Sari war im Strafraum zur Stelle und verlängerte die Hereingabe von rechts per Kopf ins Netz. Der fällig Torpfiff des 22jährigen Schiedsrichters Simon Marx aus Würzburg bedeutete dann sogleich den Abpfiff.

Zur Lage: der 1. FC Heidenheim spielt Sonntag. Im Willy-Sachs-Stadion in Schweinfurt beim TSV Großbardorf. Das Team um den Ex-KSVer Pascal Groß trotzte dem Favoriten im Hinspiel im Albstadion ein 1:1 ab.

Zum KSV Hessen! Viel Zeit zum Wunden lecken bleibt den Löwen nicht und diese (vorletzte) „englische Woche" bringt dem Dickhaut-Team am kommenden Mittwochabend die Gelegenheit zur Rehabilitation gegen den Sechsten SSV Ulm (Anpfiff Auestadion 19 Uhr). Das gilt betreff dem Hinspiel gegen den Ex-Bundesligisten, der dem KSV Hessen beim 3:1 im Donaustadion die höchste Saison-Niederlage zufügte und selbst bei vier Saison-Niederlagen bisher die wenigsten aller Teams der Liga vorzuweisen hat.

Sechs Spieltage vor Saisonende ist für die Löwen noch nichts verloren und gilt es weiterhin mit den Fans alle Kräfte zu mobilisieren und alles, wirklich alles, zu geben!

TRAINER-KOMMENTARE auf der PRESSEKONFERENZ

Mirko Dickhaut: „Fairplay gebietet es, dass ich erst mal meinem Trainer-Kollegen gratuliere. Wir haben heute die Brutalität des Sports erlebt. Ich denke, wir Trainer hatten uns bereits beide auf ein Unentschieden eingestellt. Für uns ist das Gegentor mit der letzten Aktion, und dass danach nicht mehr angepfiffen wurde, bitter. Wichtig ist, dass wir jetzt die Köpfe wieder hoch bekommen und am Mittwoch im schweren Spiel gegen Ulm daheim siegen".

Walter Schneck: „Ich erinnere mich noch an die Pressekonferenz nach dem Hinspiel in Kassel. Damals standen wir am Ende mit leeren Händen da, obwohl wir schon damals überzeugt hatten. Es war heute ein Klassespiel bei subtropischen Temperaturen. Meine Mannschaft hat gezeigt, dass sie bis zum Schluss das Tempo hochhalten kann. Natürlich ist etwas Glück dabei, wenn man in der 92. Minute gewinnt. Doch Glück muss man sich erarbeiten. Wir haben heute taktisch hervorragend gespielt. Gegen solche Mannschaften wie Kassel und Torjäger wie Thorsten Bauer, der nie ganz auszuschalten ist, ist es was Besonderes, ohne Gegentor zu bleiben. Das war ein überragendes Regionalliga- Spiel. Adem Sari hat sich heute ein schönes Geburtstagsgeschenk gemacht, doch ist jetzt er erst mal bei der Anti- Dopingprobe, bevor er feiern kann".

Herbert Pumann aus Pfullendorf

SC Pfullendorf: Hermanutz - Falkenmayer, Kiefer, Narr, Gerster - Konrad, Knackmuß - Saccone, Muzliukaj, Hagg - Sari. Trainer: Schneck.

Eingewechselt: 80. Gül für Hagg

Bank: Brückner (ETW), Demir, Toprak, Daub, Schneck, Straub.

KSV Hessen: Lamczyk - Gundelach, Schönewolf, Latifi, Heussner - Gaede, Keim - Tornieporth, Wölk, Ochs - Bauer. Trainer: Dickhaut.

Eingewechselt: 65. Habib für Heussner; 70. Stadel für Schönewolf

Bank: Wolf (ETW), Lenz, Möller, Busch.

Schiedsrichter: Simon Marx (Würzburg) - Zuschauer: 680

Tor: 1:0 Sari (90. + 2)

Gelbe Karten: Kiefer (85.), Gül (88.) - Latifi (82., alle wegen Foulspiel)

 

Aufstellung

Veröffentlicht: 09.05.2009

© KSV Hessen Kassel e.V.
Datum des Ausdrucks: 07.05.2024