Blechkuchen und Spielerschweiß - zu Gast im Kiez

KSV-HISTORIE
ULLRICH RIEDLER über die KSV-Wiedergeburt nach dem Zwangsabstieg - Der KSV siegte beim SV Hermannia mit 3:0.
Eine neue Liga ist wie ein neues Leben. Meins begann am 9. August 1998. Wieder einmal. Nach zig Auf- und Abstiegen. Doch niemals war der Fall so tief gewesen: Zwangsabstieg, Neuanfang. Ganz unten. Kreisliga A, Gruppe 3. Dort wird Fußball gearbeitet - knochenhart und ziemlich rumpelig. Football’s coming home. Um 15 Uhr war er dann zu Hause: beim Saisonauftakt gegen den SV Hermannia Kassel. Der alte Lokalrivale aus Hessenliga-Zeiten hatte auch schon bessere Zeiten gesehen.

Im Kiez zwischen Arbeitermilieu und türkischen Gemüseläden, zwischen Wäscheleinen und Satellitenschüsseln liegt der Sportplatz, den man durch einen Backsteinbogen erreicht. Die Fankosten waren jetzt überschaubar, schließlich machte der KSV von nun an die große Runde durch die kleinen Plätze der Region. Zu den meisten Auswärtsspielen konnte man radeln, die Verpflegung war bodenständig gut. Meist gab es Blechkuchen und Hausmacher-Bratwürste.

Vor allem aber war beim Abenteuer Neuanfang alles intensiver. Man sah die Spieler schwitzen, hörte ihre Flüche und Kommandos. Viele glaubten beim Auftakt an einen Kantersieg. Doch Hermannia war ein guter Gegner. Auch weil im Tor das Hermannen-Urgestein Albert Wenzel stand. 51 Lenze, mit viel Bauch und noch mehr Erfahrung. Nur drei Dinger ließ er zu: von Schäfer, Stenz Stipe und dem reaktivierten Hotte Knauf. Aber was war da für eine Stimmung! 800 Fans, mehr als die meisten Oberligisten haben, feierten ihre Elf. Zum Schluss tönte es aus den Lautsprechern: „Marmor, Stein und Eisen bricht“. Da war allen klar: Die Legende stirbt nie. Sie lebt. Und an diesem Sonntag ging es ihr so gut wie lange nicht mehr.


<i>HNA-Sportredaktion
Samstag, 29. Juli 2006</i>

Veröffentlicht: 29.07.2006

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Datum des Ausdrucks: 08.05.2024