Mit erstem Liga-Sieg des Jahres ins Hessenderby

Mit erstem Liga-Sieg des Jahres ins Hessenderby

TSV Großbardorf - KSV Hessen 1:3 (0:3)
Mit dem 3:1-Pflichtsieg beim Tabellen-Vorletzten TSV Großbardorf verbuchte das Team von Trainer Mirko Dickhaut im dritten Anlauf den ersten Dreier in 2009. Durch zwei frühe Tore von Harez Habib und Enrico Gaede war der vierte Saison-Auswärtssieg praktisch nach 12 Minuten geebnet. René Ochs erhöhte zum 3:0- Pausenstand, ehe die Löwen bei ungünstigen Rasenbedingungen im Willy- Sachs- Stadion in Schweinfurt den komfortablen Vorsprung in der 2. Halbzeit verwalteten. Immerhin folgt in wenigen Tagen bereits das ewig junge Hessenderby gegen den SV Darmstadt 98 (Donnerstag, 19 Uhr, Auestadion). Mit dem 12. Saisonsieg klettern die Löwen, auch durch die Sonntag-Heimniederlage von Eintracht Frankfurt II, wieder auf Tabellenplatz 2. Einen Zähler hinter Spitzenreiter 1. FC Nürnberg II, der ein Spiel mehr absolviert hat.

Nach dem 2:2- Remis im mitreißenden Spitzenspiel gegen Eintracht Frankfurt II am 28. Februar und der 0:1- Niederlage vor einer Woche gegen den aufstrebenden Verfolger 1. FC Heidenheim, jeweils im Auestadion, hatten sich die Löwen bei ihrem ersten Auftritt auf des Gegners Platz nach über drei Monaten fest einen Sieg vorgenommen und wollten sich zugleich für das letzte Heimspiel rehabilitieren.

Thorsten Bauer, Mitte, sah sich wie im Hinspiel, als er dreimal traf, oft gleich zwei Großbardorfern gegenüber
zoomMitten durch! Thorsten Bauer, Mitte, sah sich wie im Hinspiel, als er dreimal traf, oft gleich zwei Großbardorfer Gegenspielern gegenüber.
Foto: Harry Soremski

Beim Tabellenvorletzten TSV Großbardorf, der bekanntlich seine Heimspiele im 30 Kilometer entfernten Schweinfurt austrägt, wählte Trainer Mirko Dickhaut erwartungsgemäß eine offensiv ausgerichtete Start-Formation und nahm gegenüber der Vorwoche drei personelle, auch taktisch bedingte, Änderungen vor.

Für den wegen der gelb- roten Karte für ein Spiel gesperrten Rechtsverteidiger Sebastian Gundelach, der dennoch zur mentalen Unterstützung im Mannschaftsbus am Samstag mit ins Frankenland gereist war, begann Daniel Möller, der in seiner Jugendzeit für den 1. FC Schweinfurt spielte. Auf der linken Abwehrseite erhielt Florian Heussner des Trainers Vertrauen, während Christoph Keim für den zuletzt durchaus überzeugenden Mentor Latifi in die Innenverteidigung rückte, wo auch der vor acht Tagen in der Halbzeit wegen Kreislaufproblemen ausgewechselte KSV-Kapitän Thorsten Schönewolf wieder wirkte. Und zwar die gesamte Spieldauer.

Zwei Sechser im Lot - Doppelschlag in 12 Anfangs-Minuten durch Habib & Gaede

Im defensiven Mittelfeld erhielt diesmal der spielstarke Harez Habib den Vorzug vor dem unermüdlichen Sebastian Busch und landete sogleich einen (Voll-) Treffer. Gerade mal 68 Sekunden waren gespielt, da kam von der rechten Außenbahn ein tückischer Flugball von Kevin Wölk herein, den weder die TSV- Abwehr noch Thorsten Bauer beim Torschuss so recht unter Kontrolle bekamen. Nutznießer war aus dem Hinterhalt Harez Habib.

Der 27jährige schnellte heran und nahm den Abpraller kurz vor der Strafraumgrenze volley. Der stramme Flachschuss schlug unhaltbar für TSV- Torhüter Bäuerlein im Eck ein. Das dritte Saisontor für den afghanischen Nationalspieler im Löwen-Dress, der bereits beim 5:0-Hinspielsieg vor sechs Monaten am 27. September 2008 im Auestadion kurz nach seiner Einwechslung zum 4:0 getroffen hatte. Der 40. Saisontreffer im übrigen für den KSV Hessen und der erste im neuen Jahr aus dem Feld heraus erzielt, nachdem der letzte auf diese Art bis zum 6. Dezember 2008 zurück lag.

Damals hatte Marcel Stadel, der am Samstagnachmittag bei seinem Comeback Wettkampfpraxis bei den Junglöwen in der Hessenliga sammelte (0:0 bei Borussia Fulda), mit seinem 1:0-Siegtor auch den letzten Auswärtssieg im letzten Auswärtsspiel am 6. Dezember markiert. Hernach fielen alle KSV-Tore nach Freistößen, Eckbällen oder durch Elfmeter.

Zwei Sechser trafen: Harez Habib, oben, und Enrico Gaede besorgten die 2:0-Führung in 12 Minuten
zoomZwei Sechser trafen: Harez Habib, oben, und Enrico Gaede besorgten die 2:0- Führung in den 12 Anfangs-Minuten
Foto: Harry Soremski

Dass es auch diesmal in der Fremde wiederum ein Dreier wurde, war praktisch bereits nach 12 Spielminuten besiegelt. Die druckvoll gestarteten Löwen schienen die Gallier überrennen zu wollen und als nach einem Eckball von links, getreten durch Dennis Tornieporth, die Verwirrung im Großbardorfer Strafraum groß war, schlug (nach Harez Habib) auch der zweite „Sechser" zu: Enrico Gaede. Irgendwie fand der Ball über Umwege jenen Platz halblinks im Strafraum, wo sich der 27jährige freistehend die Chance nicht nehmen ließ und volley mit links zu seinem Liga-Einstandstor im Löwen-Dress vollendete.

Enrico Gaede krönte damit seine überzeugende Darbietung vor der Pause und war als Spiel- Eröffner und -Koordinator maßgeblich daran beteiligt, dass der KSV Hessen in der ersten Halbzeit schalten und walten konnte, wie er wollte. Dabei versäumten die Löwen aus ihrer Feldüberlegenheit jedoch mehr Kapital zu schlagen. Das war denn in Abschnitt Eins auch der einzige Vorwurf, der den Löwen zu machen war, während ein einheimischer Anhänger, der 703. Zuschauer unter dem anwesenden Publikum, an die TSV- Truppe verbal adressierte: Wehrt Euch!

Co-Produktion der Flügelflitzer Tornie & René

Die Gallier waren überfordert und sichtlich froh, dass bis zum Seitenwechsel nur mehr ein weiteres Gegentor fiel. Nachdem der beste TSVer, der vielbeschäftigte Torhüter Andreas Bäuerlein, noch einen trockenen Schuss des nach Wölk-Pass frei vor ihm mit Ball heran schnellenden Dennis Tornierporth pariert hatte, traf René Ochs.

Gemeinsam für das 3:0 verantwortlich: Dennis Tornieporth, li., und Rene Ochs, hier nach dem Hinspielsieg im Auestadion gegen die Gallier
zoomUnd noch ein Löwen-Pärchen...die Flügel- Flitzer Dennis Tornieporth, li., und Rene Ochs, zeichneten für das 3:0 verantwortlich. Hier nach dem Hinspiel- Sieg im Auestadion gegen die Gallier.
Foto: Harry Soremski

Nach einer Massflanke von rechts durch Dennis Tornieporth, der seinen Flügel-Kollegen am hinteren Pfosten bediente, vollendete der letztjährige Fuldaer mühelos zu seinem sechsten Saisontor (43.).

Mancher der mitgereisten KSV- Anhänger, darunter zahlreiche mit dem Löwen- Fanbus, fühlte sich womöglich an das Auswärtsspiel in Unterhaching am 25. Oktober des vergangenen Jahres erinnert. Damals beim Tabellenletzten waren die Dickhaut-Schützlinge auch deutlich überlegen und führten bei Halbzeit mit 3:0.

Nach der Pause, und im Bewußtsein des Hessenderby in wenigen Tagen gegen den SV Darmstadt 98, schienen die Löwen in Richtung eigenes Fan- Tor einen Gang zurück zu schalten, um offensichtlich den komfortablen Vorsprung verwalten zu wollen. Wobei sogleich nach Wiederanpfiff dennoch ein Kantersieg möglich war.

Zunächst verpasste der aufgerückte KSV-Kapitän Thorsten Schönewolf nach einem Wölk-Eckball (46.) nur knapp das 0:4 und auch sein Arbeitskollege Thorsten Bauer verfehlte in seinem 222. Löwen-Ligaspiel aus aussichtsreicher Position im Strafraum nur um Zentimeter den zweiten Pfosten (48.) und damit sein 21. Saisontor im 21. Spiel der Saison 2008/2009.

Demgegenüber schickte sich auf der Gegenseite bis dato nur einer an, um gegen den nahezu beschäftigungslosen KSV-Keeper Dennis Lamczyk ein Tor zu erzielen: Carl Murphy. Bereits zu Beginn der 1. Halbzeit hatte der 23jährige für den einzigen Aufreger im KSV-Strafraum gesorgt, als Murphy freistehend vor und an Kassels Nr. 1 gescheitert war. Auch wenige Minuten nach der Pause hatte der Schotte eine Großchance, verfehlte das KSV-Gehäuse jedoch mit seinem Schuss (49.).

In 2. Halbzeit Zügel schleifen gelassen und Chancen leichtfertig ausgelassen

Obwohl mit reduziertem Arbeitspensum, besassen die Löwen dennoch weiterhin ein Übergewicht an Torchancen. Wie jene in der 50. Spielminute: Blitzschnell gelangte über Einfädler Enrico Gaede, Vorlagengeber Dennis Tornieporth und dem in dieser Szene uneigennützigen und übersichtlichen Thorsten Bauer der Ball zum völlig freistehenden Spielmacher Kevin Wölk, der aus elf Metern mit seinem Rechtsschuß am tapferen Bäuerlein scheiterte. Dann probierte es der agile Dennis Tornieporth mal selbst, doch wieder war Bäuerlein beim satten Distanzschuss am Boden und am Ball (53.).

Auch an der nächsten Aktion war Dennis Tornieporth beteiligt. Wieder mal eine Co-Produktion der beiden Flügelflitzer. Kassels Nr. 25 brachte den Ball - diesmal von Linksaußen - präzise und flach in den Strafraum, wo der mitgelaufene René Ochs im Duell mit Bäuerlein knapp seinen zweiten Treffer an diesem sonnigen, doch kühlen Frühlingstag verpasste (60.).

Der tapfere Bäuerlein im TSV-Tor verhinderte eine höhere Heimniederlage der Großbardorfer Gallier
zoomDer tapfere Bäuerlein im TSV-Tor verhinderte eine höhere Heimniederlage der Großbardorfer Gallier. Foto: Harry Soremski

Im Gefühl des 3:0- Vorsprungs und wohl auch durch die vorhandenen, weiteren Torchancen zuvor etwas geblendet, liessen die Löwen fortan die „Zügel schleifen", während die Gastgeber nun unverhofft ihrerseits zu Möglichkeiten kamen. Eine davon nutzte Trainer- Sohn Fabian Kurth, der den KSV Hessen - was in dieser Saison noch nicht vorkam - mit einem direkten Freistoß aus 25 Metern zum 1:3 überwand (78.).

Bevor die grünen Großbardorfer daraus jedoch Hoffnung schöpften, zog der KSV Hessen in der Schlußphase das Tempo noch mal an. Doch die ein und andere Freistoß- Gelegenheit blieb ebenso ungenutzt, wie jene Großchance von Harez Habib in der 88. Minute, als Kassels Nr. 17 frei im Strafraum vor Keeper Bäuerlein auftauchte, den Ball jedoch statt ins, neben das Tor setzte. Der 23jährige Unparteiische Marcel Unger aus dem thüringischen Nordhausen setzte dann noch zwei Nachspielminuten an, die jedoch ohne Höhepunkte blieben.

Am Ende blieb ein ungefährdeter und verdienter Pflichtsieg für die Löwen über einen - bei allem Respekt - Aufbaugegner, was in den nächsten Wochen ausbaufähig ist, jedoch nicht zu Selbstzufriedenheit und -gefälligkeit führen sollte.

Drei Wochenspiele folgen für Löwen

Nach den bisherigen drei Samstag-Partien für den KSV Hessen in 2009, stehen nunmehr drei aufeinanderfolgende Spiele unter der Woche an. Zunächst am kommenden Donnerstag, den 26. März, die Flutlichtpartie im Hessenderby gegen den SV Darmstadt 98 im Auestadion. Danach am Mittwoch, den 1. April, die Nachholpartie beim wiedererstarkten SSV Reutlingen (Kreuzeichestadion), und am Mittwoch, den 8. April, ein weiteres, schweres Auswärtsspiel beim SV Wehen-Wiesbaden II. Jeweils Anpfiff 19 Uhr.

Kommentare Pressekonferenz

KSV-Trainer Mirko Dickhaut: „Ich bin sehr glücklich über die drei Punkte. Wir sind sehr gut ins Spiel gekommen. Man hat in der 2. Halbzeit gemerkt, dass wir das Ergebnis und Spiel verwalten wollten. Und so kann es dann im Fußball kommen, wenn man plötzlich aus heiterem Himmel ein Gegentor kassiert. Nachdem wir in diesem Kalenderjahr bisher erst einen Punkt erzielt hatten, standen wir heute mit dem Rücken zur Wand. Letztendlich war es ein vollauf verdienter Sieg".

TSV-Trainer Dieter Kurth: „Es ist ein verdienter Sieg für Kassel. Mir geht es langsam auf den Wecker, mich nach solchen Spielen hier zu äußern. Wir fangen Tore, die man in der Landesliga fängt. Da fehlt einfach die Qualität. Ich habe meiner Mannschaft vor dem Spiel gesagt, dass der KSV versuchen wird, ein schnelles Tor zu erzielen. Und dann haben wir bereits nach 12 Spielminuten so zwei Gurken kassiert. Es ist traurig, was die Mannschaft bietet. In der 2. Halbzeit hat der Gegner das Spiel verwaltet. Gegen solche Teams haben wir einfach keine Chance".

TSV Großbardorf: Bäuerlein - Kurth, Herbert, Barth, Seufert - Kröner - Gross, Dinudis, Murphy - May, Jabiri. Trainer: Dieter Kurth.

Eingewechselt: 50. Leicht für Gross, 68. Schmieg für Dinudis, 70. Mantlik für May.

KSV Hessen: Lamczyk - Möller, Schönewolf, Keim, Heussner - Gaede, Habib - Tornieporth, Wölk, Ochs - Bauer. Trainer: Mirko Dickhaut.

Eingewechselt: 71. Latifi für Wölk, 75. Lenz für Bauer und Streubert für Heussner.

Bank: Wolf (ETW), Busch, Mason.

Schiedsrichter: Marcel Unger (Nordhausen/Thüringen) - Zuschauer: 703 im Willy-Sachs-Stadion in Schweinfurt

Tore: 0:1 Habib (2.), 0:2 Gaede (12.), 0:3 Ochs (43.), 1:3 Kurth (76., direkter Freistoß)

Gelbe Karten: Dinudis (16., Foulspiel), Leicht (76., Foulspiel), Herbert (84., Foulspiel) - Habib (31., Foulspiel), Schönewolf (85., Foulspiel)

Herbert Pumann aus Schweinfurt

Samstag, 21. März 2009

Aufstellung

Veröffentlicht: 21.03.2009

© KSV Hessen Kassel e.V.
Datum des Ausdrucks: 15.05.2024