Schhhh schhhh! RUHE BITTE

Die KSV-Kolumne von Christof Dörr

„It's oh so quiet. Schhhh schhhh.
It's oh so still. Schhhh schhhh.
You're all alone. Schhhh schhhh!“

Vielleicht hatten einige Kicker vom KSV am Dienstag und Mittwoch diesen Hit von Björk im Ohr, als sie sich am Nachmittag auf dem Sofa rumgelümmelt haben und ihnen plötzlich klar geworden ist, dass sie endlich mal keine englische Woche haben. Schön das Nachmittagsprogramm in der Glotze genießen. Käffchen und Kuan oder, je nach Vorliebe, Tochte mit dem Schatz. Einfach mal Zeit zum Nichtstun. Herrlich!

Aus den Boxen säuselt dazu lieblich der Dark Vatter uff Nordhessenaarchd: „Mach dich uff de Sonnensiede, rübba uff de Sonnensiede, lass dich nicht vom Leben runnaziehn. Freuste dich an kleinen Dingen, werden die großen auch gelingen, uff da Sonnensiede is noch Platz für dich!“

Lang, lang ist es her, dass die Löwen das zuletzt konnten. Dabei ist es so wichtig, den genialen Füßen auch mal Ruhe zu gönnen. Die Seele baumeln zu lassen. Den Sekundenzeiger auf der Uhr beobachten und zu wissen: Ich muss nicht gleich aufspringen und wie eine wilde Wutz über den Fußballplatz ackern. Augen schließen und dem leisen „Schhhh Schhhh“ lauschen!

Da macht es doch gleich auch noch viel mehr Spaß, den anderen beim Arbeiten zuzuschauen. Wie Bayern, Gladbach, Leipzig und Dortmund sich in der Champions League abmühen. Rennen, schwitzen, fluchen. Gladbach fängt sich den Ausgleich in der Nachspielzeit? Boah was hätte man da als beteiligter nach dem Spiel geschimpft und geflucht. 90 Minuten dribbeln, grätschen, rennen und dann das? Aber so? Auf dem Sofa im eigenen Wohnzimmer herrscht Ruhe. „Schhhh Schhhh.“

Und so ganz nebenbei kann man noch Übungen zum Relaxen machen. Die beste habe ich in einem Ratgeber gefunden: Einfach flach und bequem auf den Rücken legen und die Augen schließen.
Das wars.
Man muss jetzt nur noch „bewusst wahrnehmen, wie man ein- und ausatmet“. Das kriege ich hin, sag ich mal so lapidar dahin. Was die Übung bringt? „Im entspannten Zustand verlängert sich die Ausatemphase, und die Muskeln lockern sich.“ Klasse!

Und wenn man dann so ganz entspannt ist und sich ein paar Stunden lang beim ein- und ausatmen zugehört hat, kann man auch schon langsam, gaaaaaaaanz langsam wieder damit beginnen, an Samstag zu denken. Da kommt nämlich der Bahlinger SC. …12584jkhiß´9ßj451üskj79/$§0765…
Uuuups, entschuldigt bitte. Ich habe gerade „Bahlinger SC“, gegoogelt und bin dabei auf der Tastatur eingeschlafen, so langweilig waren die ersten 1,8 Millionen Ergebnisse. Puuuuh, über den BSC gibt es ja wirklich nicht viel zu sagen. Das Spannendste am Wikipedia-Eintrag:
„Der Bahlinger SC trägt seine Heimspiele im Kaiserstuhlstadion aus, das über eine nicht überdachte, 273 Zuschauer fassende Sitztribüne verfügt.“

HA!
DOCH!
DA!
STOPP!
Gibt’s doch nicht. Hab ich doch tatsächlich noch was aufregendes gefunden, Eier-Grapscher Bektasi! Ich drehe durch. Der Shqipon spielt jetzt in Bahlingen. MannMannMann, was habe ich mit dem zwei Jahre lang Spaß gehabt, hier in Kassel. Ein klasse Typ und genialer Kicker. Aber auch, wie soll ich es sagen, etwas aufbrausend. Die BILD Zeitung schrieb im Januar 2016 folgendes über den legendären Vorfall:

„Vor vier Monaten machte Bektasi mit einer fiesen Eier-Attacke bundesweit auf sich aufmerksam – weil er Trier-Stürmer Benedikt Koep beherzt in die Weichteile griff. Konsequenz: sieben Spiele Sperre!“

Seitdem hat er seinen Spitznamen: Eiergrapscher. Wobei es definitiv schlimmere Spitznamen gibt. Zum Beispiel der Dingens, na? Hier, der ….


Ach ne, mir fällt jetzt gerade doch kein schlimmerer ein. Man muss allerdings fair sein und auch erwähnen, dass der KSV ihm 21 Tore in 44 Spielen verdankt. In der aktuellen Saison hat er für Bahlingen immerhin auch schon 4 Buden gemacht. Er hat also nix verlernt – wobei, doch. Hoffentlich zumindest. Dieses Grapschen, dass sollte er bitte verlernt haben. Sonst weicht die gerade erst einsetzende Entspannung unserer Löwen gleich wieder einem stechenden Schmerz.

Nächste Woche ist übrigens wieder englische Woche und ich freue mich schon jetzt wie Bolle auf die nächste Kolumne. Denn in einer Woche kann ich was gegen äääääh über Offenbach schreiben. Am 8. November fahren die Löwen nämlich auf den Bieberer Berg. So Corona uns denn lässt und wir irgendwie spielen dürfen...

Und jetzt, quasi als Trockenübung, schonmal alle zusammen, so leise, dass wir die müden Löwen nicht bei ihrem entspannten „auf dem Rücken liegen“ stören: „It's oh so quiet. Shh shh. It's oh so still. Shh shh. You're all alone. Shh shh!“
Ach Quatsch! Was für ein völliger Unsinn! Wir sind schließlich Fußballfans und keine Ooooooooohhhmmmmm Yoga-Lehrer! Also: Jetzt alle so laut, dass man es in ganz Kassel hören kann: „Schalalalaaaaaaa, der KSV ist wieder da!“

Veröffentlicht: 30.10.2020

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Datum des Ausdrucks: 20.04.2024