"So einen Zustand kannte ich nicht"

"So einen Zustand kannte ich nicht"

Löwen-Legende Uwe Habedank an Corona erkrankt
Eine der ganz großen Persönlichkeiten des KSV Hessen, Uwe Habedank, ist an Corana erkrankt und inzwischen wieder genesen. Habedank bestritt zwischen 1964 und 1976 im defensiven Mittelfeld oder als Libero insgesamt 312 Liga-Spiele für die Löwen und erzieltedabei zwölf Tore. Bereits mit 23 Jahren wurde der gebürtige Eschweger Mannschaftskapitän beim KSV. Später trainierte Habedank noch viele Jahre Nordshausen, wo er auch sein Einfamilienhaus hat und war bis zu seiner Pensionierung als Bauingenieur für die Stadt Kassel beschäftigt. Das Presse- und Medienteam des KSV Hessen sprach mit dem 75-jährigen über seine Erkrankung.
KSV: Herr Habedank, die wichtigste Frage: Wie geht es Ihnen?
H: Inzwischen zum Glück deutlich besser, ich bin wieder auf dem Weg, der Alte zu werden. Es ist wie in der Natur, mit den Pflanzen oder den Bäumen. Langsam kommt wieder Saft in die Glieder. Zum Glück bin ich vor der Erkrankung körperlich fit gewesen, dass hat mir sicherlich geholfen, schnell wieder gesund zu werden.
KSV: Wie haben Sie sich infiziert?
H: Neben Fahrad fahren ist der Ski-Sport mein großes Hobby. Mit drei Freunden bin ich am 7. März zum Ski-Urlaub nach Ischgl. Da habe ich mir den Virus eingefangen.
KSV: Bereits am 5. März haben einige Gesundheitsbehörden Ischgl als Hochrisikogebiet klassifiziert, also auf einer Stufe mit Iran oder dem zentralchinesischen Wuhan. War Ihnen das bei der Abreise bekannt?
H: Nein, dass war uns nicht bekannt. Sonst wären wir auch nicht gefahren.
KSV: Von der Situation haben Sie also erst in Österreich erfahren?
H: Ja, genau. Als wir ankamen, war noch alles ganz normal. Tagsüber sind wir Ski gefahren, danach Apres-Ski. Wie sonst auch. Und dann ging alles ganz schnell. Die Läden wurden dicht gemacht und wir wussten, was los war.
KSV: Wie ging es Ihnen zu diesem Zeitpunkt?
H: Ich habe Halsschmerzen bekommen und hatte leichte Erkältungssymptome. An Corona habe ich zu diesem Zeitpunkt überhaupt noch nicht gedacht. Nach ein paar Tagen sind wir dann vorzeitig abgereist, da ging es mir dann schon richtig schlecht.
KSV: In Deutschland sind sie sofort ins Klinikum?
H: Nein, dass hat auch gedauert. Ich hatte Fieber und war völlig schlapp. Meine Frau hat versucht den Bereitschaftsdienst zu erreichen, dass hat aber auch über drei Stunden gedauert, zumal Wochenende war. Als meine Frau dann jemand erreicht hatte, wusste diese Ärztin auch nicht so richtig, was los war.
KSV: Wie ging es weiter?
H: Meine Frau hat mich am Montag dann ins Auto gepackt und wir sind zum Testcenter ins Klinikum. Dort musste ich auch zwei Stunden warten. Als es dann soweit war und das Ergebnis fest stand, bin ich direkt in die Notaufnahme.
KSV: Es gab Gerüchte, dass sie um Ihr Leben gekämpft hätten?
H: Meine Familie hatte schon Angst gehabt, dass ist klar. Ich ehrlich gesagt weniger. Ich hatte keine Vorerkrankungen und war während der Krankheit auch nie in der Intensivstation. Zwischenzeitlich hatten sich die Blutwerte aber verschlechtert, da macht man sich schon Gedanken und hat sicherlich Sorgen vor einer möglichen Lungenentzündung.
KSV: Nach einigen Tagen kamen sie nach Hause. Ging es ihnen da schon besser?
H: Nein, dass kann man nicht sagen. Ich war noch eine weitere Woche total schlapp. Schon der Gang zur Toilette war eine Anstrengung. So einen Zustand kannte ich als Sportler überhaupt noch nicht.
KSV: Wie wurde es dann besser?
H: Eine Woche, nachdem ich aus den Krankenhaus kam, hatte ich plötzlich Lust, den Rasen zu mähen. Und das habe ich dann auch gemacht. Seitdem geht es aufwärts. Die Quarantäne-Zeit ist jetzt beendet und ich werde langsam auch mit dem Fahrrad fahren wieder anfangen. Erstmal mit 15 bis 20 km.
KSV: Wie bewerten sie die Maßnahmen der Politik im Umgang mit der Corona-Krise?
H: Sie sind notwendig, um größeren Schaden abzuwenden. Wir dürfen keine Zustände wie in Italien bekommen und ich denke, dass die Maßnahmen fruchten werden. Wir alle müssen die Zähne zusammen beißen und das beste aus der Situation machen. Dass, was ich erlebt habe, kann auch deutlich jüngeren Menschen passieren und das wünsche ich niemanden.
Das Gespräch führte Oliver Zehe

Veröffentlicht: 03.04.2020

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Datum des Ausdrucks: 19.04.2024