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Der KSV Hessen Kassel bedankt sich fĂŒr das Interesse und wĂŒnscht noch ein schönes Wochenende.

"Kein Mensch ist eine Insel!"

Die KSV-Kolumne von Christof Dörr

Die Nachricht, die mich soeben erreicht hat, ist schon wirklich putzig. Weil es im Moment nahezu unmöglich ist, Freundschaftsspiele durchzuführen, testet unser KSV Hessen Kassel am Samstag halt kurzerhand gegen unseren KSV Hessen Kassel, also sich selbst. Die gute Nachricht: Der KSV wird an diesem Wochenende ganz sicher mindestens zwei Punkte holen. Klar, denn bei einem Unentschieden bekommt ja jeder Mannschaftsteil einen.

Einerseits ist es natürlich nicht im Sinne des Erfinders, dass Fußball-Mannschaften gegen sich selbst spielen. Andererseits hätte das für uns leidgeplagte KSV-Fans den Vorteil, dass unser Team in sehr absehbarer Zeit doch noch die 1. Bundesliga erreicht. Und dort auch ziemlich sicher Meister wird, vor dem Zweitplatzierten: KSV Hessen Kassel. Wobei, wenn ich genauer darüber nachdenke, wäre ein Leben ohne Spiele gegen Offenbach, Darmstadt und Frankfurt aber auch irgendwie langweilig. Das die Teams jetzt aus Verzweiflung aber Testspiele gegen sich selbst ansetzen müssen, ist ein weiterer Beleg dafür, wie sehr Corona in allen Bereichen des Lebens erfinderisch macht.

Ich zum Beispiel habe ständig Konferenzen mit dem was früher mal das Redaktions-Team war. Bei diesen Konferenzen sitze ich alleine im Raum und unterhalte mich mit meinem Computer-Monitor. Auf dem Monitor zu sehen sind kleine Kästchen mit Kollegen drin, denen ich früher mal persönlich gegenübersaß. Durch die meist schlechte Internetverbindung ruckeln und haken die Bewegungen dieser Kollegen in der Virtualität so sehr, dass ich mich beim anschließenden Einkaufen in der Realität manchmal wundere, wie flüssig sich die Menschen bewegen, denen ich begegne.

Jetzt neulich hatten wir an der Schule meiner Kinder einen virtuellen Sankt-Martins-Umzug. Mit Glühwein beziehungsweise Kinderpunsch und Laterne, nur halt nicht wie sonst auf dem Schulhof, zusammen mit 50 anderen Familien an der frischen Luft, sondern jede Familie für sich, zu Hause vor dem Monitor. Und den bezaubernd schiefen Gesang haben nicht die Bewohner des Altenheims, zu dem wir sonst immer mit den Laternen wandern, zu hören bekommen, auch der blieb in diesem Jahr im Kreis der Familie.

In einem Gedicht von John Donne heißt es zwar „Kein Mensch ist eine Insel“, - ich kenne diesen Ausspruch ehrlich gesagt nur aus dem wunderbaren Buch „About a Boy“ von Nick Hornby, - es scheint aber so, als würde Corona diesen Spruch Lügen strafen. Das Virus macht uns alle zu Inseln. Ein Personen-Inseln, die Team-Treffen vor dem Monitor machen, Familien-Inseln, die virtuelle Laternenumzüge abhalten und aus diesem Grund ist es nur folgerichtig, dass unser KSV Hessen jetzt zu einer Fußball-Insel wird und gegen sich selbst spielt.

Es gab übrigens auch schon einige Mannschaften, die in wirklich wichtigen Spielen gegen sich selbst gespielt haben. Am 8. Januar 1977 zum Beispiel hieß die Partie im Achtelfinale des DFB-Pokals: FC Bayern München gegen FC Bayern München …. Amateure. Beckenbauer, Roth, Schwarzenbeck, Uli Hoeneß, Rummenigge, Müller bei den Profis stießen auf Klaus Augenthaler bei den Amateuren. Das Spiel begann für die Profimannschaft ziemlich mies: Die frechen Amateure gingen mit 1:0 in Führung. Offenbar ein Weckruf für Gerd Müller, der dann innerhalb von zehn Minuten drei Tore schoss und den Spielstand auf ein zwischenzeitliches 3:1 korrigierte. Am Ende ging das Spiel 5:3 für die Profis aus.

Es gab noch ein paar weitere dieser vereinsinternen DFB-Pokal Duelle. In der Saison 1997/1998 beispielsweise warf die Profimannschaft von Kaiserslautern in der ersten Runde die eigene zweite Mannschaft mit 5:0 aus dem Pokal. In der Saison 2000/2001 machten die Profis des VfB Stuttgart das Gleiche. Sie gewannen in der zweiten Runde gegen ihre Amateure mit 3:0. Der DFB sah solche Spiele gegen sich selbst aber nicht so gerne. Um sie zu verhindern änderte er mehrmals die Satzung. Mit der Einführung der neuen 3. Liga zur Saison 2008/2009 trat eine weitere Veränderung in Kraft. Seitdem dürfen die zweiten Mannschaften von Lizenzvereinen gar nicht mehr am DFB-Pokal teilnehmen.

Nun gut – den KSV betrifft das ja sowieso nicht. Allerdings gab es in dieser Woche auch eine wirklich sensationell gute Nachricht! Es geht nämlich endlich wieder los. Die Regionalliga Südwest startet voll durch und das bedeutet für unsere Zauberfüße: Bevor es einen leckeren Weihnachtsbraten gibt, wartet noch mächtig viel Arbeit auf euch. Am 12. Dezember kommt Alzenau nach Kassel, am 15. Dezember fahren wir nach Offenbach und am 19. Dezember geht’s noch ein Stück weiter gen Süden, da spielen wir in Ulm, gegen die Spatzen.

Hammer, oder? Damit das auch so bleibt und Corona nicht wieder alles über den Haufen wirft, ist es wirklich wichtig, dass jetzt ALLE mitmachen. Denn nur gemeinsam schaffen wir es, dass diesem A…%&_‘'=/%...LOCH-Virus angst und bange wird und es endgültig verschwindet. Wir singen jetzt sozusagen als Nordhessen-Insel zusammen, richtig schön, laut und schief: „Schalalalaaaaaaa, der KSV ist wieder da!“

Veröffentlicht: 05.12.2020

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Datum des Ausdrucks: 25.04.2024