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Die Löwen hatten Anstoß und spielen aus unserer Sicht zunächst von rechts nach links.

Ein Hauch von Bundesliga

HNA-ZUSAMMENFASSUNG SIEG GEGEN HOFFENHEIM
Der Siegeszug des KSV Hessen macht das Auestadion wieder zum Zuschauermagneten.
Etliche Jahre war es verwaist. Dann füllte es sich nach und nach wieder mit Besuchern. Doch jetzt drohte das Auestadion - noch immer im Umbau befindlich - aus allen Nähten zu platzen. 7500 Zuschauer wollten den KSV Hessen in seinem ersten Regionalliga-Heimauftritt gegen Hoffenheim sehen. Ausverkauft!

Die Fans haben ihre Liebe zu den Löwen wiederentdeckt. Und das von ganzem Herzen. Rund um das Stadion herrschte am Mittwochabend ein Hauch von Bundesliga-Atmosphäre. Ein Massenauftrieb, der an glorreiche Kasseler Zweitliga-Zeiten erinnerte. Fahrzeugstaus, lange Schlangen vor den Kassenhäuschen, Gedränge im durch ein großes Vorzelt erweiterten VIP-Raum. Neben ehemaligen Spielern (Helmut Hampl, Horst Knauf, Gerrit Stengel), Trainern (u.a. Hans-Werner Moors) und Prominenz aus Politik (OB Bertram Hilgen) und Sport (DFB-Vizepräsident Rolf Hocke) gab sich auch das HR-Fernsehen wieder ein Stelldichein, um im großen Stil auf Nordhessens größter Arena zu berichten.

Die Kasseler Löwen sind wieder in. Der Aufsteiger ist in der Regionalliga angekommen - und wie! Zwei Siege, Tabellenzweiter - wer hätte vorher an diesen grandiosen Start geglaubt? „Dieser Auftakt beflügelt die Jungs. Sie wissen jetzt, dass unser System funktioniert“. Trainer Matthias Hamann kann mit dem bisher Erreichten vollauf zufrieden sein. Sein neues Spielsystem funktioniert in der Tat geradezu perfekt. Die Abwehr-Viererkette mit den beiden davor postierten „Sechsern“ ist ein so stabiles Bollwerk, dass Torwart-Routinier Adler bislang nicht einmal hinter sich greifen musste.

Und auch im Spiel nach vorne passt der Anzug. Arnold als Antreiber, die schnellen Außen Mason und Beyer sowie der Verteiler und Torjäger Bauer harmonieren. „Eine geschlossene Mannschaftsleistung von A bis Z“, wie Hamann seinem Team nach dem verdienten 1:0 gegen Hoffenheim attestierte.

Jetzt wartet der SV Elversberg auf die Löwen. „Auch die liegen in unserer Reichweite“, erklärt Hamann, der die Saarländer im Heimspiel gegen Wehen unter die Lupe genommen hatte. Bei bislang schon fünf Gegentreffern hat der KSV-Coach die Schwäche des Gegners eindeutig im Abwehrbereich ausgemacht. Hamann: „Die werden gleich versuchen, uns anzugreifen. Wenn wir dann das erste Tor machen, haben wir alle Chancen, zumal Michael Mason mir versprochen hat, gegen seine ehemaligen Teamkollegen ein Tor zu schießen“.

Dann wäre der nächste Ansturm auf das Auestadion fällig. Mit Fahrzeugstaus, Schlangen vor den Kassenhäuschen und prominentem Besuch. Eben, ein leichter Hauch von Bundesliga-Atmosphäre.


<i>Von Rolf Wiesemann
HNA-Sportredaktion

Freitag, 11. August 2006</i>


<span class="smallfett">Bauer mit Prädikat: Besonders wertvoll</span>

<i>Löwen-Spieler in der Einzelkritik</i>

Oliver Adler: Der ruhende Pol, auch wenn’s mal vor seinem Tor brennt. Sicher und abgeklärt.

Turgay Gölbasi: Auch auf dem ungewohnten Posten des Innenverteidigers ein Muster an Zuverlässigkeit.

Thorsten Schönewolf: Unerschütterlich wie eine deutsche Eiche. Super beim Kopfball. Genial sein Stellungsspiel. Note eins.

Dominik Suslik: Musste früh seinen Platz räumen, weil er nach einem Schlag an den Kopf an Sehstörungen litt. Bis dahin ohne Fehl und Tadel.

Martin Wagner: Fleißig und laufstark. Aber er ist nun mal kein geborener Verteidiger. Ließ seinem Gegenspieler Keller zu viel Spielraum.

Sebastian Busch: Ein Kämpfer auf jedem Terrain. Im Zweikampf unerbittlich. Ließ gegen Ende kräftemäßig etwas nach.

Jan Fießer: Der junge Mann hat’s drauf! Mutiger Einsatz, gutes Stellungsspiel und viele gescheite Pässe. Weiter so.

Michael Mason: Ihm fehlte es auf der rechten Seite etwas an Durchsetzungsvermögen. Seine größte Chance: Wäre bei einem Zögern zwischen TSG-Torwart Kirschbaum und Löw fast noch an den Ball gekommen. Sein Protest auf Strafstoß blieb ungehört. (18.)

Marc Arnold: Immer anspielbereit, immer in Bewegung. Der Dreh- und Angelpunkt im Mittelfeld.

Daniel Beyer: Der Mann des Tages. Versiebte drei dicke Chancen, dann traf er zum Siegtor (56.). Ein dauernder Gefahrenherd für die Hoffenheimer Abwehr. Klasse!

Thorsten Bauer: Holt sich in Jan-Koller-Manier fast jeden Ball. Diesmal ein überragender Ballverteiler. Hatte gegen Ende noch zwei Großchancen zum dritten Saisontor. Prädikat: Besonders wertvoll.

Pascal Groß: Kam für Suslik. Fleißig und enorm lauffreudig. Doch um dem Mittelfeldspiel echte Impulse zu geben, fehlt es noch an Mut und Selbstvertrauen.

Julio Cesar: Umjubelter Einsatz des Publikumslieblings. Sorgte mit einigen Sprints für Aufregung im TSG-Lager.

Kim Schwager: Kam spät für Beyer ins Spiel. Dem jungen Blondschopf fehlt es noch an Grundschnelligkeit.


<i>wie/HNA-Sportredaktion
Freitag, 11. August 2006</i>


<span class="smallfett">Im vierten Versuch war der Daniel dran</span>

<i>Beyer trifft nach drei vergebenen Chancen</i>
<div class='boximcontent boximcontent_left'><img src='/pictures/06-08-11-101452_beyer.jpg' border='1'><br clear='all'>Der Held gegen Hoffenheim: Daniel Beyer (Foto Sippel)</div><br>Heute ist der Daniel dran“, sangen die Fans. Und der Daniel ließ sich nicht lange bitten. Begann das obligatorische Humbatätära, mit dem der KSV und seine Anhänger Siege feiern. „Das ist wirklich ein traumhafter Tag“, freute sich der Daniel, mit Nachnamen Beyer, vom Rechts- zum Linksaußen mutierter Offensivspieler der Löwen. „Weil so unglaublich viele Zuschauer da sind. Weil so unglaubliche Euphorie herrscht.“ Und natürlich auch, weil er das entscheidende Tor erzielte beim 1:0 gegen Hoffenheim.

In der 56. Minute war das. Thorsten Bauer hatte den Ball per Kopf zu Beyer abgelegt. Der schoss, nicht unbedingt hart, aber genau, und diesmal rutschte das Leder dem heranstürzenden Torhüter Kirschbaum durch die Beine. „Sehr erleichtert“, war der 23-Jährige danach, „weil es eine ähnliche Szene ja in der ersten Halbzeit gab.“ Da schoss Beyer den Torhüter an.

Trotzdem war er in den ersten 45 Minuten einer der auffälligsten Spieler auf dem Platz. Wenn es brenzlig wurde in Hoffenheims Strafraum, war Beyer meist in der Nähe. Weil er seine Stärke, die schnellen Gegenstöße, auch auf der linken Seite ausspielte. Auf die musste er wechseln, weil dort beim KSV Mangel herrschte. Beyer, der Rechtsfuß, sieht das aber gelassen. „Beide Seiten haben ihre Vorteile. Von links kann ich auch mal häufiger nach innen ziehen“, sagt er. So hatte er dann auch vor dem Tor drei große Möglichkeiten, die er allesamt vergab.

„Daniel ist halt nicht unbedingt unser Torjäger“, sagte Trainer Matthias Hamann später, „deshalb freue ich mich besonders für ihn.“ Im vierten Versuch nämlich, da war der Daniel endlich dran.


<i>Von Frank Ziemke
HNA-Sportredaktion
Freitag, 11. August 2006</i>

Veröffentlicht: 11.08.2006

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Datum des Ausdrucks: 20.04.2024