"Platz zwei zählt genauso wenig wie Platz 12"

NEUER TRAINER
"Wir wollen die Hebel umlegen, um wieder da hin zu kommen, wie es die Bilder dort drüben zeigen".
Bei diesen Worten deutet der Mann mit Kurzhaarfrisur und sportlicher Figur auf die großformatigen Bilder an der Wand, die Fußballszenen aus vergangenen Tagen in einem vollbesetzen Auestadion zeigen.

Matthias Hamann, 37-jähriger Ex-Profi und seit Sonntag neuer Trainer des Fußball-Oberligisten KSV Hessen Kassel, hat sich ein hohes Ziel gesetzt. "Wir wollen in der kommenden Saison wieder ganz oben mitspielen", erklärt der gebürtige Oberpfälzer gestern bei seinem offiziellen Antrittsbesuch im VIP-Raum des Auestadions.

Ganz oben, das heißt für Hamann an der Tabellenspitze, denn "Platz zwei, das zählt genauso wenig wie Platz zwölf, nämlich gar nichts". Daher ist seine Zielsetzung auch klar, und diese deckt sich mit der von Klubführung und Fangemeinde. Der Aufstieg muss her. "Die Regionalliga ist unser Ziel, und vielleicht geht es ja auch noch etwas höher", erklärt der neue Löwen-Coach, zu dem Klubchef Jens Jose über das Internet erste Kontakte geknüpft hatte.

Die gute sportliche Perspektive, das finanzielle Umfeld und die klare Zielvorgabe hätten - so Hamann - ihn bewogen, die Offerte des KSV-Vorsitzenden bei einem Treffen in Frankfurt anzunehmen. Jetzt sei es an ihm, die zuletzt enttäuschende Mannschaft wieder auf Erfolgskurs zu trimmen.

"Dazu muss ich erst einmal sehen, wie der sportliche Bereich neu strukturiert werden kann. Auf jeden Fall muss einiges professioneller werden", sagt Hamann. Dazu gehört in erster Linie eine erhöhte Trainingsbelastung auf zwei Einheiten pro Tag.

Aber auch personell stellt der jetzt in Mehlingen in der Pfalz beheimatete A-Lizenzinhaber eine neues Anforderungsprofil auf. "Ich bin zwar kein Freund von Statistik, aber die Anzahl der zuletzt geschossenen Tore war zu gering, die der Gegentreffer dafür zu hoch. Da muss etwas geschehen", so Hamann.

Daher stehen auf seiner Liste für Neuzugänge noch ein Torwart, ein weiterer Mittelfeldspieler neben Neuzugang Marc Arnold und ein kopfballstarker Zentralstürmer, "falls Bauer mal ausfallen sollte" (Hamann). Konkrete Namen verriet der künftige sportliche Leiter allerdings nicht.

Weder den Weggang von Spielmacher Chalaskiewicz ("Das muss die Mannschaft gemeinsam stemmen") noch seine fehlende Erfahrung als Trainer sieht Hamann als großes Manko. "Der Erfolgsdruck ist überall da. Nur das Umfeld, die Anzahl der Zuschauer, das Interesse der Medien ändern sich. Da habe ich als langjähriger Fußballprofi meine Erfahrung."

In der Anfangsphase wird Hamann bei Bedarf auch noch auf die Erfahrung und Tipps seines Vorgängers Bernd Sturm bauen. Später dann vielleicht auch einmal auf das fußballerische Können seines Bruders Didi, des Nationalspielers und Champions-League-Triumphators in Liverpooler Diensten? "Bis jetzt habe ich noch nicht mit ihm darüber gesprochen, aber ich würde eher sagen: nein", erklärt Matthias Hamann.

Auch wenn dann sicherlich das Auestadion wieder so gefüllt wäre, wie auf den nostalgischen Bildern an der Wand.

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(HNA-Sportredaktion, 08.06.2005)</I>

Veröffentlicht: 09.06.2005

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Datum des Ausdrucks: 26.04.2024