Der KSV Hessen Kassel steht heute vor einer hitzigen Mitgliederversammlung

RABATZ VOR DER VORSTANDSWAHL?
Wenn Fußball-Oberligist KSV Hessen Kassel heute um 18 Uhr (im Schalander der Martini Brauerei) zu seiner ordentlichen Mitgliederversammlung einlädt, dann hält die Tagesordung eine ungewöhnliche Reihenfolge parat.
Unter Punkt 9 heißt es da Verschiedenes. Erst als Punkt 10 folgt: Neuwahl des Vorstandes, des Aufsichtsrates und der Kassenprüfer. Gut möglich, dass diese Abfolge kein Zufall ist. Vor der Vorstandswahl nämlich könnte es bei den Löwen ordentlich Rabatz geben.

"Ich warte schon seit acht Wochen auf diesen Tag", sagt Klaus Hennemann. Der zweite Vorsitzende, dem Vereinsboss Jens Rose im Frühjahr die Zusammenarbeit aufgekündigt hat, möchte klarstellen, was in diesem Verein wirklich passiert. Fehlende Kommunikation will Hennemann anprangern. Und er lässt offen, ob er erneut für ein Amt kandidieren will.

Kommen wird auch Dr. Dirk Scharrer. Der Jurist mit Sitz in München und Berlin, der dem KSV lange als Rechtsberater zur Verfügung stand, der auch wenige Tage nach Hennemanns Abschied ebenfalls seinen Hut nahm. Scharrer ist Verfechter der Einführung einer GmbH und will auch Geldgeber außerhalb der Region an der Hand haben. Dem Vorstand wirft er vor, keine Gespräche über diese Themen geführt zu haben.

"Alles Quatsch", sagt Jens Rose dazu, "ich weiß gar nicht, warum dieses Thema plötzlich so hochgepuscht wird." Für den Vorsitzenden steht fest: "Da wird versucht, Politik zu machen." Und diese Politik schadet dem Verein. Rose geht das Thema GmbH mit Unterstützung des Aufsichtsrates vorsichtig an. Hauptgrund ist die Frage der Haftung. Die bleibt beim Verein, während die Werbegelder an die Gesellschaft fließen. "Das mache ich nicht mit", sagt Rose, der in dieser Ansicht von Rolf Hocke, Chef des hessischen Fußballverbandes, bestätigt wird.

Für den KSV-Boss steht fest: Wer Veränderung fordert, der soll auch die Verantwortung im Vorstand übernehmen. Wenn man so will eine Rücktrittsdrohung. "Eine Schlammschlacht mache ich jedenfalls nicht mit", sagt Rose. Die wollen angeblich auch seine Widersacher nicht. "Sachthemen offen und ehrlich diskutieren", fordert Dirk Scharrer, "es geht mir ja nicht darum, eine GmbH durchzupauken." Und: Die Identifikation mit dem Verein muss da sein.

Trotz dieser Identifikation ist der Rechtsberater allerdings derzeit auch beim KSV Baunatal aktiv und soll am Wechsel von Stürmer Adem Usta mitgewirkt haben. Für ein Amt wird er kaum zu Verfügung stehen. "Ich sehe auch keine Opposition, die zum Gegenschlag bereit ist", sagt Scharrer. Für den einen oder anderen Hieb dürfte es trotzdem reichen, bevor Tagesordungspunkt zehn aufgerufen wird.

Bisher sind es die Positionen des 2. Vorsitzenden und von Vorstandsmitglied Christian Franz (zieht aus privaten Gründen zurück), die dann neu besetzt werden sollen. Doch wie sagte Klaus Hennemann gestern: "Man wird sehen, was passiert!"

<i>(Frank Ziemke/HNA-Sportredaktion, 09.07.2004)</i>

Veröffentlicht: 09.07.2004

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Datum des Ausdrucks: 04.06.2024