"Jay-Jay" Bauer bricht Bann per Tor-Stop-Trick vor beachtlicher Kulisse

KSV Hessen - OSC Vellmar 2:0 (0:0)
Mit einem verdienten 2:0-Erfolg gegen den OSC Vellmar hat sich der KSV Hessen von seinem Publikum für diese Saison im Auestadion zumindest versöhnlich verabschiedet (die letzte Oberliga-Partie bestreiten die Löwen am kommenden Samstag bei Eintracht Frankfurt Amateure).
Nach sechs Spielen (!) ohne selbst erzieltes KSV-Tor, brach Thorsten Bauer vor stattlicher Kulisse von 1.350 Zuschauern und bei tropischen Temperaturen nach einer Spielstunde den Bann, ehe eine Co-Produktion der jeweils eingewechselten Akteure Artur Tews und Torbjörn Warneke den Löwen in der Schlussminute endgültig den ersten und einzigen Derby-Heimsieg in dieser Spielzeit bescherten.

Hochsommerliche Temperaturen, die manchen Zuschauer doch eher den Schwimmbad-Besuch vorziehen liessen; ein Spiel, in dem es "nur" um´s Prestige ging, da beide Teams eine Woche zuvor den Klassenerhalt gesichert haben; eine Saison, in der aus Löwen-Sicht doch viele Wünsche offen blieben; und dennoch konnten 1.350 Zuschauer (inkl. Dauerkarten-Inhaber) vermeldet werden: das gibt es in der Fußball-Oberliga Hessen wohl nur beim KSV Hessen?!

Alle (Be-) Achtung für eine derartige Resonanz!
Und der gastgebende (regionale) "Resonanz-Verein" legte denn trotz eher lähmender Hitze munter los, um die Flaute nach sechs Spielen(!) ohne eigens erzielten Treffer endlich Nostalgie werden zu lassen.

Allen voran munter und spielfreudig unterwegs: Slawomir "Chala" Chalaskiewicz, der in seinem Abschiedsspiel im Auestadion durch Laufpensum und Spielübersicht überzeugte. Dem 41jährigen Polen wurde nach zweijährigem, verdienstvollem Wirken für die Löwen von den engagierten Fans ein würdiger Abgang bereitet.
"Ciao Chala" - auch auf literarischem Weg an dieser Stelle!

Zur Spiel-Chronologie und -Taktik:
KSV-Trainer Bernd Sturm hatte sein Versprechen im Vorfeld umgesetzt und mit Nima Latifiahvas, Thorsten Bauer und Julio Cesar da Rosa drei Stürmer aufgeboten und obendrein mit Dominik Suslik in der Dreier-Abwehr-Formation einem Jung-Löwen von Beginn an eine Chance gegeben, die der 20jährige Ex-Göttinger auch mit einer ordentlichen Leistung nutzte.

Julio Cesar, der wohl in dieser Saison interner Löwen-Torschützenkönig werden wird (derzeit 13 Treffer) und ja im Hinspiel in Vellmar gleich drei Mal traf, probierte es bei "vertrauten Graden" mal typisch brasilianisch: gekonnter Absatzkick auf Christoph Keim, dessen gelungene Linksflanke und in der Mitte Direktabnahme mit links von Thorsten Bauer - drüber (5.). Im 5-Minuten-Takt gings in der Anfangsphase dieser fairen Partie (Referee Apel aus Reichensachsen konnte die gelben Karten getrost vergessen) weiter. "Chala" paßte nach Freistoß raffiniert und geistesgegenwärtig auf den aufgerückten Markus Krause, der statt per Hechtkopfball den Fuß vorzog und den Ball sowie damit den Führungstreffer verpaßte (10.).

Dann versuchte sich der Löwen-Manndecker, der im übrigen am Mittwoch, dem 1. Juni in Hannover an der Schulter operiert und somit gegen den OSC sein letztes Saisonspiel absolvierte, erneut als Angreifer und nahm den Ball nach feiner Auflage von Christoph Keim volley aus 18 Metern, doch der reaktionsschnelle Klöppner parierte (15.).

Zwischenzeitlich kam auch dem vor der Saison "Last-Minute-Aufsteiger" Vellmar, dem für den erreichten Klassenerhalt neben Neuling Schwalmstadt ein großes Lob gebührt, zum ersten Torschuß. Doch Alavie stellte den tadellosen Stollberg, der 21jährige ist immerhin nunmehr seit vier Spielen ohne Gegentor, vor keine Schwierigkeiten.
Dann machte mal wieder "Chala" auf sich aufmerksam und wollte unbedingt sein "Abschieds-Tor", doch nach dem fulminanten Linksschuß des Spielmachers aus 18 Metern riß Klöppner gerade noch die Fäuste hoch (24.).

Anschließend nahm die wochenlange Tor-Tristesse des KSV fast schon tragische Folgen an, als Nima Latifiahvas bei seinem Linksschuß gegen die Laufrichtung des Torhüters alles richtig zu machen schien, die Lederkugel jedoch an den Innenpfosten trudelte und sich für die Rückkehr ins Spielfeld entschied (25.).

Als dann noch Klöppner einen Freistoß von Chalaskiewicz (42.) meisterte, blieb es beim 0:0 zur Pause.
Unmittelbar nach Wiederbeginn tauchte Julio Cesar frei vorm Gäste-Keeper auf und viele Zuschauer hatten den so lang ersehenten Torschrei bereits auf den Lippen, doch der Flachschuß des Brasilianers verfehlte das Tor um Zentimeter und leise Zweifel kamen auf, ob die Torbreite im Auestadion wirklich der Norm entspricht...!

Doch dann die Erlösung, die dem Spieler selbst wie die Befreiung von einer Zentnerlast vorgekommen sein mag.
Thosten Bauer - seit dem 13. November 2004 (dem Kantersieg gegen die Eintracht Amat.) hatte der 27jährige kein Tor mehr erzielt. Bis zum Samstag kein Rückrunden-Tor, in 15 Spielen und in 2005 keine "Bude" gemacht, welch eine Bilanz für einen Akteur mit zweifellos Torjäger-Qualitäten (zur Erinnerunng: mit 28 Treffern im Vorjahr Torschützen-König der Liga!).

Und dann hatte für die Nr. 10 der Löwen, (Bauer steht im übrigen nächste Woche vor seinem 100. Liga-Einsatz im KSV-Dress!) im wahrsten Sinne des Wortes die (Spiel-) Stunde geschlagen, wobei die Entwicklung zum Tor zunächst schon fast (Saison-) symptomatisch erschien. Bauer nahm über rechts einen mustergültigen Paß auf, marschierte fast von der Toraußenlinie Richtung OSC-Gehäuse zauderte, zögerte wiederholt beim Abschluß, um urplötzlich die Vellmarer Hintermannschaft, einschließlich Torhüter Klöppner, zu Statisten werden zu lassen.

Als dann endlich die (eine) noch verbliebene Lücke und der wohl auch letzte Moment da war, "lochte" Bauer schließlich zum 50. KSV-Saisontreffer ein. Welch ein außergewöhnliches Tor (fast ein Hauch von Jay Jay Okocha vor einigen Jahren bei dessen "Tor des Monats" für Eintracht Frankfurt gegen Kahn, damals noch Keeper beim Karlsruher SC, ...)!
Nahezu in "Slow-Motion-" bzw. "Zeitlupen-Manier" - wie bei einem Tor-Stop-Trick.

Sei´s drum! Der "Bauer-Trick" war der Grundstein zum ersten (und einzigen) Derby-Heimsieg dieser Saison, den der eingewechselte Torbjörn Warneke in der Schlußminute endgültig besiegelte. Nach einer ebenso vehementen wie unorthodoxen Hereingabe des ebenfalls kurz zuvor eingewechselten Artur Tews (außerdem "schenkte" Trainer Sturm per Einwechslung noch Nico Radler dessen 150. Liga-Einsatz im Löwen-Dress), brauchte der eifrige 20jährige fast auf der Torlinie stehend nur mehr einzuköpfen, ehe sich der des Torerfolgs wegen überglückliche Mit-Garant zum Aufstieg der 2. Mannschaft (in die Landeliga) dann spontan bei den Löwen-Fans in der nahegelegenen Kurve die verbale Gratulation abholte.

Die Löwen-Fans feierten auf begeisternde Art und Weise kurz nach dem Abpfiff auch gemeinsam mit dem Team um Trainer Sturm, während der Ex-Löwenstürmer und amtierende OSC-Trainer Ralph Kistner die zweite Saison-Derby-Niederlage gegen den KSV Hessen, der damit in der Tabelle am OSC Vellmar vorbeizog, nicht zu behagen schien. "Wir haben ein schwaches Oberliga-Spiel gesehen, in dem der Sieg des KSV in Ordnung geht,"zog "Ralle" ein nüchternes Fazit an alter Wirkungsstätte, wobei der Trainer-Newcomer auf sein erstes Oberligajahr als Coach wahrhaft stolz sein kann.

Er und sein "Trainer-Ziehvater" Bernd Sturm sehen sich bald wieder, wenn eine kombinierte Mannschaft des OSC und KSV Hessen am Montag, den 13. Juni 2005 (Anpfiff voraussichtlich um 18.30 Uhr) im Stadion "Jahnpark" in Göttingen auf die A-Nationalelf von Mexiko trifft.
Vorerst "Adios Auestadion" - bis zur nächsten Spielzeit!
<b>
KSV Hessen:</b> Stollberg - Suslik, Schönewolf, Krause - Beyer ((78. Tews), Busch, Chalaskiewicz (88. Radler), Keim - Latifiahvas, Bauer (70. Warneke), Cesar. Trainer: Bernd Sturm.
<b>OSC Vellmar:</b> Klöppner - M. Schmidt, Susilovic, Gudushawi, Wagner (70. Jörg Müller), Ch. Schmidt (54. Andezion), Dellova, Alawie, Wolf - Lakies, Wegendt (46. Minne). Trainer: Ralph Kistner.

<b>SR:</b> Apel (Reichensachsen) - <b>Zuschauer:</b> 1.350

<b>Tore: </b>1:0 Bauer (60.), 2:0 Warneke (90.)
<i>
<b>Herbert Pumann, 28.05.2005</i> </b>

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<i>Fotos (Carsten Müller): Die Löwen lassen sich von ihren treuen Fans feiern</i>

Aufstellung

Veröffentlicht: 28.05.2005

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Datum des Ausdrucks: 16.06.2024