One Moment in Time

SV Bernbach - KSV Hessen 0:0 (0:0)
Abstiegskampf pur in Bernbach. Vor knapp 400 Zuschauern, davon mehr als die Hälfte aus Kassel, erkämpfte sich der KSV Hessen ein glückliches wenn auch letztendlich verdientes 0:0-Unentschieden.
Die Musik, die unmittelbar nach Spielende aus den Lautsprecherboxen des Sportplatzes in Bernbach quäkte, paßte nicht wirklich. Witney Houston besang ihren "One Moment in Time", und die Spieler des Heimvereins schlichen mit hängenden Schultern vom Platz.

Drei Spielrunden vor Saisonende neun Punkte Rückstand plus ein um dreißig Tore schlechteres Torverhältnis gegenüber dem KSV Hessen, das sollte es gewesen sein, bei Deutschlands kleinsten Oberligisten.

Es war eine klassische Partie siebzehnter gegen vierzehnter wie aus dem Bilderbuch. Viel Krampf, viel Kampf, aber auch wenig, was an guten Fußball erinnerte. Aber das kann man im Moment wohl auch nicht erwarten.

Zum positiven: erfreulich, daß die Mannschaft den Abstiegskampf angenommen hat. Der Einsatz war da, es wurde gerackert bis zum Umfallen. Und auch verletzte Spieler bissen wieder einmal auf die Zähne. Markus Krause spielte trotz lädierter Schulter, "Chala" abermals mit starken Schmerzen und Thorsten Schönewolf sah mit seinem Kopfverband aus, als wenn er kurz vor Spielbeginn aus einem ägyptischen Sarg spaziert wäre.

Das erschreckende: die Mannschaft ist offenbar nicht mehr in der Lage, das gegnerische Tor zu treffen. Der letzte selbst erzielte Treffer resultiert von Julio Cesar da Rosa am 16. April dieses Jahres. Seitdem sind die Löwen exakt 520 Minuten ohne Torerfolg.

Auch am Samstag hätte der KSV Hessen wohl noch stundenlang spielen können, ohne eine Bude zu machen. Außer eine Phase zwischen der 34. und 38. Spielminute mit einigermaßen gelungenen Szenen von "Chala", Cesar und Beyer ging kaum Torgefahr von den Löwen aus. Aber auch Bernbach erspielte sich nur wenige Möglichkeiten.

Nach einem stürmischen Beginn der Gastgeber bekamen die Löwen nach etwas 20 Minuten das Spiel besser in den Griff. Chancen für die Südhessen gab es nur nach individuellen Löwen-Patzern. So vertändelte Norman Stollberg in der 57. Minute gegen Miloloza den Ball, der freilich mit dem Geschenk des Tages nichts anzufangen wusste. Auf der anderen Seite reagierte der junge Löwen-Keeper in der 73. Minute glänzend, als er einen Schuß von Trageser noch gerade mit den Fingerspitzen über die Latte lenkte. Die größte Chance hatten die Gastgeber dann neun Minuten vor Spielende.

Der eingewechselte Vollmar kam freistehend zum Kopfball, aber das Leder strich wenige Zentimeter am rechten Torpfosten vorbei. Beim KSV erwärmten in der zweiten Halbzeit lediglich einige schöne Einzelaktionen vom quirligen Julio Cesar da Rosa die in der Nässe stehenden Fans.

So gab es dann erst nach dem Spiel richtigen Jubel beim Kasseler Anhang. In dem Moment, als die Ergebnisse von den anderen Sportplätzen vermeldet wurden. Schwalmstadt gegen Wald-Michelbach 5:1 - das bedeutet für den KSV fünf Punkte Vorsprung plus ein um 44 Treffer besseres Torverhältnis auf die Odenwälder. Man freut sich in dieser Saison eben schon über kleine Dinge. "One Moment in Time" halt.

<i>(Oliver Zehe, 14.05.2005)
</i>

<b>KSV Hessen:</b> Stollberg - Radler, Schönewolf, Krause - Tews, Busch, Keim, Rudolph, Chalaskiewicz - Beyer, Cesar da Rosa.

Bernbach: Rohrbach - Dinkel, Jaman, Roth, Rimac, Trageser, Neis, Miloloza, Steudter, Oteng-Mesah, Bley.

Ausgewechselt: 67. Bauer für Radler, 87. Latifiahvas für Chalaskiewicz - 67. Vollmar für Jaman, 81. Kraft für Neis.

Zuschauer: 400

Tore: Fehlanzeige

Aufstellung

Veröffentlicht: 14.05.2005

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Datum des Ausdrucks: 16.06.2024