"Mentalität schlägt Qualität", sagte Löwen-Trainer Tobias Cramer nach dem berauschenden Spiel gegen Stuttgart. In der Tat hielt der KSV Hessen den favorisierten Drittligaabsteiger nicht nur kämpferisch in Schach, sondern konnte auch spielerisch überzeugen.
Ähnliches verlangt Cramer von seiner Mannschaft auch am Sonntagnachmittag, wenn die Reise zum SV Waldhof Mannheim ins Carl-Benz-Stadion geht. Die Gastgeber befinden sich nach sechs Spielen dort, wo sie auch nach Abschluss der vergangenen Saison waren - auf Rang eins. Geholfen hat das dem Traditionsverein aus dem Südwesten im Frühjahr 2016 freilich nicht: In der unsäglichen und unwürdigen Relegation unterlagen die Blau-Schwarzen den Sportfreunden aus Lotte, das Rückspiel im heimischen Stadion ging vor mehr als 22.000 enttäuschten Zuschauern mit 0:2 verloren. Anders als andere Vereine in der Vergangenheit, die nach einer gescheiterten Relegation in ein tiefes Loch fielen, hat sich der SV Waldhof in dieser Spielzeit prächtig geschlagen. Vier Spiele und zwei Unentschieden stehen in der Bilanz, darunter ein 2:0-Heimsieg gegen die hochgeschätzten Elversberger am dritten Spieltag.
Nicht mehr dabei ist das Alphatierchen der letzten Saison: Hanno Balitsch, ZDF-Experte mit einem Länderspiel auf dem Buckel, beendete im Sommer seine erfolgreiche Laufbahn. Er war das Gesicht der erfolgreichen vergangenen Spielzeit beim SVW.
Nachdem Meistertrainer Kenan Kocak nach dem verpassten Aufstieg in die zweite Bundesliga zum SV Sandhausen wechselte, kam mit Gerd Dais ein Trainer nach Mannheim, der von 1987 bis 1992 selbst das Trikot des Traditionsvereins trug. Damit erlebte Dais die Bundesliga-Zeit des SV Waldhof mit, der 1983 unter Kult-Trainer Klaus Schlappner überraschend in die Eliteklasse aufstieg und sich dort immerhin bis 1990 halten konnte. 2001 verpassten die Mannheimer noch einmal ganz knapp den Sprung in die erste Bundesliga, bevor eine rasante Talfahrt begann, die kombiniert mit großen finanziellen Sorgen 2010 in der fünftklassigen Oberliga Baden Württemberg endete.
Für den KSV Hessen, der das letzte Gastspiel im Carl-Benz-Stadion im April mit 0:2 verlor, geht es darum, mit einem guten Ergebnis weiter Werbung in eigener Sache zu betreiben. Am darauffolgenden Samstag (10. September, 14 Uhr) kommt mit der SV Elversberg ein weiteres Top-Team der Liga ins Auestadion. Nach dem stimmungsvollen Fußball-Abend gegen die Stuttgarter Kickers haben Tobias Cramer und seine fantastisch kämpfende und spielende Mannschaft eine gute Kulisse gegen die Saarländer verdient.
Oliver Zehe
Veröffentlicht: 03.09.2016
