Kompromiss mit 20 Teams

3. LIGA
Fußball - Strukturreform: Eingleisige Dritte Liga kommt, wenn Oberligisten zustimmen.
Der FC St. Pauli oder der VfL Osnabrück im Kasseler Auestadion als Punktspielgegner des KSV Hessen? Ab der Saison 2008/09 könnte dies möglich sein. Denn inzwischen erscheint sicher, dass eine dritte eingleisige Profi-Liga zur übernächsten Spielzeit eingeführt wird. Den Delegierten des DFB-Bundestags am Freitag in Frankfurt wird empfohlen, hierfür Grünes Licht zu geben, erklärte gestern DFB-Vizepräsident Rolf Hocke (Wabern).

Allerdings müssen die Kasseler Löwen, wollen sie in der neuen Klasse dabei sein, vorher ihre Hausaufgaben machen. Konkret: In der neuen Dritten Profi-Liga sollen 20 Mannschaften spielen, darunter im ersten Jahr auch höchstens vier U-23-Teams von Bundesligisten. Der KSV müsste also in der laufenden Spielzeit der Süd-Regionalliga den Abstieg vermeiden und in der Saison 2007/08 einen Qualifikationsplatz erreichen. Das heißt, die Löwen müssten mindestens auf dem zehnten Platz landen.

Drei Regionalligen

Unterhalb der neuen dritten DFB-Liga sind drei Regionalligen als vierte Klasse mit je 18 Mannschaften geplant. Ausgeklammert von der Entscheidung am Freitag ist zunächst die Frage, wie es mit den dann nur noch fünftklassigen Oberligen weitergeht. Dies soll vom DFB und den betroffenen Vereinen gesondert diskutiert werden. Ein Beschluss muss bis Mitte 2007 vorliegen. Wer letztendlich darüber entscheidet, der DFB-Vorstand oder der DFB-Bundestag, ist noch unklar. Sicher sei nur, dass die Oberligen bis 2008/09 in ihrer jetzigen Form mit neun Staffeln erhalten bleiben. Auch an den TV-Geldern (12 000 Euro pro Spielzeit und Verein) wird sich bis dahin nichts ändern.

Vier Bundesliga-Reserven

Die geplanten Regelungen zur Neuordnung der Dritten Liga basieren auf einem Kompromiss. Zunächst war vorgesehen, alle U-23-Teams von Bundesligisten auszuschließen. Auf Intervention der Deutschen Fußball-Liga (DFL), die die Bundesligisten vertritt, wurden die Pläne aber storniert. Der nun gefundene Kompromiss lässt im ersten Jahr höchstens vier dieser Teams zu. Danach wird jegliche Beschränkung aufgehoben. Hocke: „Entscheidend ist dann ist die sportliche Qualifikation durch Auf- und Abstieg.“

Zwei Aufsteiger

Aus der Dritten Liga soll es zwei direkte Aufsteiger in die 2. Bundesliga und drei Absteiger in die drei Regionalligen geben. Wichtig: Die Erstligisten werden für ihre U-23-Teams keinerlei TV-Gelder (zurzeit 360 000 Euro pro Verein in der 3. Liga) mehr erhalten. Auch von einer Teilnahme am DFB-Pokal werden die Reserveteams ausgeschlossen.

Mehr TV-Geld für Klubs

Wie sich das alles auf die Finanzen der Klubs auswirkt, ist noch unklar. Hocke: „Klar ist nur, dass die Vereine der neuen Dritten Liga mehr TV-Gelder erhalten als zuletzt.“ Weil sich ihre Anzahl verringert und es für die U-23-Teams nichts mehr gibt.


<i>Von Ulrich Brehme
HNA-Sportredaktion

Mittwoch, 06. September 2006</i>




<span class="smallfett">„Hoffentlich können wir uns qualifizieren“</span>

<div class='boximcontent boximcontent_left'><img src='http://www.dasbesteausnordhessen.de/pictures/05-07-24-191158_Rose_Jens.jpg' border='1'><br clear='all'>Jens Rose</div><br>Jens Rose, Präsident des KSV Hessen, hätte es besser gefunden, wenn die Reser- veteams außen vor geblieben wären. Dennoch könne er mit den neuen Regelungen leben. Insgesamt werde die neue Dritte Liga aber attraktiver: „Hoffentlich können wir uns qualifizieren.“

Klaus Hennemann, Sportlicher Leiter des KSV Baunatal und Mitglied im Arbeitskreis der Oberliga Hessen, reagierte skeptisch. Er sei kein Freund dieser „im Hauruck-Verfahren durchgepeitschten Reform“. Die Oberligisten seien die Leidtragenden, auch weil sie nur noch fünftklassig sind. Die Attraktivität schwinde.

Bernd Reisig vom FSV Frankfurt, Vorsitzender des Arbeitskreises und vom Hessischen Fußball-Verband als einer der Delegierten zum DFB-Bundestag berufen, signalisierte prinzipielles Einverständnis der hessischen Ober- und Landesligisten. Die Interessen der Oberliga-Klubs aber seien besser zu berücksichtigen. Es sei nicht akzeptabel, dass eine Kommission zwei Jahre lang an einer Spielklassen-Strukturreform arbeite, dann aber die Zukunft der Oberligen komplett ausklammere. Reisig: „Das darf nicht im stillen Kämmerlein entschieden werden.“ Vielmehr sei der aktuelle Status der Oberligen beizubehalten, bis gute Vorschläge auf den Tisch gelegt und beim ordentlichen DFB–Bundestag 2007 auf breiter Basis verabschiedet werden.

DFL-Vizepräsident Wolfgang Holzhäuser betonte den Wert der eingleisigen Dritten Liga nicht nur für eine bessere Vermarktung, „sondern auch als Plattform für unsere teuer ausgebildeten Spieler“. So sicherten die Profiklubs zu, in den zweiten Mannschaften mit Ausnahme von drei älteren Spielern nur Profis unter 23 Jahren einzusetzen, die keinen Stammplatz im Bundesliga-Team haben.


<i>bre/HNA-Sportredaktion

Mittwoch, 06. September 2006</i>

Veröffentlicht: 06.09.2006

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Datum des Ausdrucks: 08.05.2024