Freundschaftliches Unentschieden im Duell der Traditionsteams

So sieht sie also aus, denke ich mir, die "deprimierendste Baulücke Deutschlands". Natürlich nur aus KSV-Fan-Sicht. Dieses einhundert Meter lange "Nichts", flankiert von Süd- und Nordtribüne, läßt meine Gedanken in die Vergangenheit schweifen. Was hat diese Tribüne, die nun nicht mehr steht, doch für denkwürdige Spiele gesehen. Grandiose ... Kuriose ... aber natürlich auch Hoffnungslose. Und wieder betrachte ich die Lücke und murmele vor mich hin: "Hat etwas von Zonengrenze ... erster Zaun ... Niemandsland ...(Sichtschutz-) Mauer ...

KA ... KA ... KSV ... dröhnt es mittlerweile angenehm vertraut aus den Boxen. Kein Wunder, scheint der neue KSV-Song Charly Wimmer doch gut zu gefallen, so oft wie er ihn heute gespielt hat. Mir gefällt er auch. Und er verdrängt meine sentimentalen "In-Memoriam-Haupttribüne"-Gedanken.

Thorsten Bauer
Foto: Harry Soremski

Die beiden Mannschaften betreten das Spielfeld. Der KSV Hessen Kassel ganz in Rot, Rot Weiss Essen ganz in Schwarz. Für unser Team wird das heutige Freundschaftsspiel gegen den Traditionsverein aus dem Ruhrpott das wahrscheinlich letzte Vorbereitungsspiel sein, bevor dann die neue Saison mit dem schweren Auswärtsspiel bei 1860 München II am Freitag, den 7.8. beginnt. Anpfiff. Erste Annäherungsversuche seitens RWE an unseren Strafraum gibt es bereits in der 2. Minute. Die weitgezogene Flanke landet allerding neben unserem Tor. Auf der Gegenseite nur 2 Minuten später erkämpft sich Habib einen Freistoß, zirkelt ihn über die Mauer auf Thorsten Bauer, doch der verzieht kraftvoll. In der 10. Minute Alarm in unserem Strafraum. Ein Essener Spieler kommt frei zum Schuß und schießt vorbei. Die 23. Minute sieht einen Essener Freistoß über das Tor fliegen und die 24. Minute einen Essener Schuß von der Strafraumgrenze in das Kasseler Tor fliegen. 0:1 durch einen Fehler in der Innenverteidigung. Der Essener Spieler Sebastian Stachnik lief parallel zur vorderen Strafraumlinie und wurde nur halbherzig von unserer Abwehr angegangen, so daß er aus etwa 16 Metern vollenden konnte. Kraftvoll halbhoch ins rechte Eck, daher keinerlei Abwehrchance für Lamczyk.

Rene Ochs und Harez Habib
Foto: Harry Soremski

Im Gegenzug dann gleich der Ausgleich. Endlich ein schnell vorgetragener Angriff über links, Flanke auf den in zentraler Strafraumposition lauernden Bauer und der netzt rechts, flach und platziert zum 1:1 Ausgleich ein. In der 30. Minute verfehlt ein Essener Freistoß nur knapp unser Tor. In Minute 37 dann wieder eine gute Chance für unseren KSV: Ochs kämpft sich auf seiner "Schokoladenseite" links durch, zieht nach innen an die Strafraumgrenze und passt parallel zur Torlinie, doch sowohl Bauer, wie auch Habib verpassen den trudelnden Ball. Der Schiedrichter pfeift ganz pünktlich nach exakt 45 Minuten ab und bittet zum Pausentee.

Die zweiten 45 Minuten boten auf beiden Seiten wenig Nennenswertes. Ein immer länger werdender Freistoß aus fast 40 Metern kann vom hastig rückwärts laufenden Lamczyk gerade noch über die Latte gelenkt werden. Kurz darauf geht Heussner zu Boden, da er mit dem Kopf einen fulminanten Torschuss eines Essener Spielers geblockt hat. Nach kurzer Benommenheit kann er allerdings weiter spielen. In der 62. Minute kommt Brechler für Habib. Kurze Zeit später kann Lamczyk sich mit einer guten Parade bei einem Essener Freistoss auszeichnen. In der 81. Minute ein weiterer Wechsel bei unserer Mannschaft: Jetzt kommt Bruns für Tornieporth. Und in der 86. Minute dann schließlich noch der Wechsel Spieth für Bauer. Genauso pünktlich wie die erste wird auch die zweite Halbzeit vom unauffälligen Schiedsrichter ohne Nachspielzeit beendet.

Stefan Markolf und Thorsten Bauer
Foto: Harry Soremski

Insgesamt habe ich trotz, oder gerade wegen meiner "Rot-Weissen-Vereinsbrille" in Essen das heute etwas bessere Team gesehen. In der ersten Halbzeit hatten sie die qualitativ besseren Chancen und in der zweiten Halbzeit machten sie über weite Strecken das Spiel. Allerdings fehlte mir heute bei beiden Teams etwas die Leidenschaft und die Entschlossenheit. Besonders die zweite Halbzeit war lauer Sommerfußball mit nur wenigen Höhepunkten. Mirko hat noch einiges zu tun. Jetzt muß die Müdigkeit raus und die Leidenschaft und der Spielwitz wieder rein in die Knochen. Noch ist eine Woche Zeit und dann folgt gleich eine echte Standortbestimmung in München.

KSV Hessen Kassel: Lamcyk - Gundelach, Stadel, Latifi, Markolf (ab 46. Heussner) - Gaede, Keim - Tornieporth, Habib (ab 62. Brechler), Ochs - Bauer (ab 86. Spieth)

Rot-Weiss Essen: Maczkowiak (46. Himmelmann) - Holsing (73. Aydin), Herzig, Zinke (46. Broniszewski), Bührer (61. Caspers) - Schnier (46. Neumayr), Neubauer (73. Karadag), Wunderlich (66. Tokat), Mainka (46. Lemke) - Mölders (66. Stiepermann), Stachnik (46. Kurth).

Eckart Lukarsch, 30.07.2009, KSV Presse-Team