Wollen wir jetzt hier eine Grundsatzdiskussion zum Thema Kommerz ins Rollen bringen?! Würde mich ja interessieren wie du Kommerz für dich definierst, wenn du meinst dass man ihn erdulden muss. Da du von dulden sprichst, schließe ich daraus, dass er eigentlich auch dir ein Dorn im Auge ist, oder du hast dich falsch ausgedrückt.
Und dass - je höher man spielt - auch dieser Auswuchs des modernen Fußballs immer mehr Einzug in die Stadien hält, dürfte auch klar sein. Aber auch Liga 1 oder 2 ist machbar, ohne seine Identität zu verkaufen, ohne seine Ideale aufzugeben, ohne sich selbst zu verraten und ohne seine Fans zu enttäuschen. Es dreht sich viel ums Geld, das ist richtig, aber alles hat seine Grenzen. Auch dass man gegen vieles einfach nichts unternehmen kann ist richtig. Aber du willst mir doch nicht erzählen dass du den Unterschied zwischen Vereinen wie Dortmund, Schalke, Bremen, Union, Hertha, Düsseldorf oder Bochum auf der einen Seite und Hoffenheim, Wolfsburg, Leverkusen, Ingolstadt, FSV Frankfurt auf der anderen Seite nicht erkennst oder? Wie stark sich ein Verein selbst kommerzialisiert hängt auch immer vom Engagement seine Anhänger ab. Außerdem soll es durchaus auch in Kassel Fans geben, die den Erfolg nicht um jeden Preis wollen und stattdessen lieber bodenständig bleiben, auch wenn das ein weiteres Jahr in Liga 3 oder gar 4 bedeuten würde.
Alles was für uns (beispielsweise die User auf den Seiten 16-23) den Fussball so bewundernswert, den KSV so liebenswert macht, wird von Vereinen wir RBL mit Füßen getreten. Es geht nicht drum ob nun ein Sponsor mehr oder weniger auf dem Trikotärmel ist. Es geht darum, dass der Fußball in seinen Grundfesten durch solche Abartigkeiten bedroht wird, es geht darum, dass ehrliche Arbeit mehr zählen soll, als das privat erwirtschaftete Geld reicher Clubbosse, es geht darum dass wir in unseren Rechten nicht weiter eingeschränkt werden, es geht darum dass Fußball bezahlbar bleibt, es geht darum dass ein Fußballverein einer ganzen Region eine Identifikationsmöglichkeit bieten soll, darum dass Kinder Idole haben, zu denen sie aufschauen können und die nicht nur für einen Verein spielen, weil sie dort 6Mio€ statt 5.5Mio€ wie bei der Konkurrenz verdienen, sondern weil sie genauso am Verein hängen wie dessen Fans. Der Fußball ist eine gesellschaftliche Institution und für viele ein Kulturgut. Kein netter Ausklang der Arbeitswoche, die Alternative zum Zoo für den Familienausflug oder der Rahmen für das Treffen mit Geschäftspartnern, wobei man sich wie bei Gladiatorenspielen am Geschehen auf dem Rasen ergötzt.
Und meinst du bei 50+ Red Bull Leipzigs wäre das so? Wenn du das nicht verstehst, dann empfehle ich dir mal ein Spiel in Hoffenheim live zu besuchen. Kostprobe?
Eine kleine Kostprobe dessen, was man sich im selbsterklärten „Niemandsland“ unter guter Fußballatmosphäre vorstellt: Zunächst einmal darf „Football’s Coming Home“ nicht fehlen, gepaart mit originellen Sprüchen bei der Mannschaftsaufstellung (Das persönliche Highlight des SB-Schreibers: „Sei Braaf heid, gell Edson…“). Auf jeden Fall müssen ein (oder besser zwei) Stimmungsmusik-Hymnen der Marke Matthias Kasche Kartner zelebriert werden, die in mindestens jedem zweiten Vers auf die 112-jährige Tradition in Super-Hoffe verweisen sollten. Natürlich darf auch ein gewisser Schmähungsgrad, versteckt hinter messerscharfer Sozialkritik nicht ausbleiben, denn „Lästerei und Neiderei gehen uns am ***** vorbei“ (auf den Videoleinwänden wurde der fiese A-Begriff mit drei Pünktchen ersetzt, um das VIP-Publikum nicht mit Niveaulosigkeit zu irritieren) – am wichtigsten erscheint aber dann der Schwenk aufs Maskottchen, denn „wenn Hoffi's Ruf erschallt“ heißt es Döpdödöpdödödöpdöpdöp!
hier gehts weiter, aber Achtung, Link zu einer BVB-Fanpage
Wenn man nicht zumindest versucht sich dagegen zu wehren, dann macht man sich selbst unglaubwürdig. Und so entstand diese Aufregung um Red Bull.