Darmstadt, Kassel, G8 und die Grünen - Outgesourced

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Gonzo
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Darmstadt, Kassel, G8 und die Grünen - Outgesourced

Beitrag von Gonzo » 10. Mär 2009, 13:04

Tapete hat geschrieben: Vielleicht ist es aber auch die ganze Wahrheit. Wenn man die Bilder von Ausschreitungen rund um G8-, G20- oder G0815-Gipfeln gesehen hat, dann kann man die Panik der Grün-Weißen schon nachvollziehen.
Wer beim G8-Gipfel in Rostock zugegen war, der hatte eher Angst vor der Polizei. Abgesehen vom 2. Juni (welch ein geschichtsträchtiges Datum) ist nämlich fast nichts passiert - naja, von einem Demontranten, der sein Augenlicht verloren hat und einigen rechtsfreien Mini-Guantanamos mal abgesehen. Wenigstens wurde diesmal niemend per Kopfschuss hingerichtet :-?
Fiesel hat geschrieben: Nur zur Erinnerung, rund um eine Anti-G8 Demo in 2007 in Rostock gab es 1000 (!!) Verletzte. Somit sollten einige, die hier fragen, ob Hessen nur nen paar Polizisten hätte, aufhören dumm rumzulabern und dafür ihr Hirn einschalten, tut diesem vielleicht auch mal wieder gut!
Es waren keine 1000 Verletzten, aber wenn Dir das so in Erinnerung geblieben ist, hat Herr Schäuble ja sein Ziel erreicht. Die Bullen meldeten 1000 Verletzte, die Zahl wurde aber im Laufe der Zeit um weit mehr als die Hälfte nach unten korrigiert. Und selbst bei diesen Zahlen wurden Polizisten, die z.B. während des Einsatzes umgeknickt sind oder selbst etwas vom Tränengas abbekommen haben (und vermutlich auch jene Undercover-Kollegen, die Demonstranten erst mit Steinen versorgt und sich dann bei der Verhaftung verletzt haben), mit eingerechnet.
P.S. Eine Kleinigkeit noch: Auch wenn ich mich mit der politischen Grundaussage der Demonstration identifizieren kann, finde ich, dass die Kombination der beiden Leitsätze "Wir zahlen NICHT für EURE Krise!" und "Für eine solidarische Gesellschaft!" eine sehr merkwürdige Interpretation von dem Begriff "Solidarität" erzeugt. Dies führt mal wieder dazu, dass ich viele selbsternannte Globalisierungsgegner einfach nicht ernst nehmen kann.
Das ist in der Tat ein schmaler Grad, aber nicht unvereinbar. Das jetzige Finanzsystem ist jedenfalls erbärmlich gescheitert. Die 68er träumten noch von einer Revolution, um den Kapitalismus zu zerstören. Sie lagen falsch: Man muß den Kapitalismus nur ungezügelt machen lassen, dann zerstört er sich selbst. Das ist allerdings nur ein kleiner Trost für diejenigen (insbesondere auf der südlichen Halbkugel), die wirklich unter einer von geldgierigen Vollidioten, die den Hals nicht voll bekommen verursachten Finanzkrise (die Jeremy Rifkin schon Anfang der 90er genau so vorhergesagt hat und die auch Alan Greenspan viel früher erwartete) zu leiden haben.
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Re: Darmstadt, Kassel, G8 und die Grünen - Outgesourced

Beitrag von Moeless » 10. Mär 2009, 20:03

Das Problem ist, dass die meisten der Demonstranten eine Planwirtschaft in Deutschland fordern. Das so etwas nicht gut geht, haben wir ja in der Vergangenheit genauso gesehen.

yoyo
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Re: Darmstadt, Kassel, G8 und die Grünen - Outgesourced

Beitrag von yoyo » 10. Mär 2009, 23:14

Moeless hat geschrieben:Das Problem ist, dass die meisten der Demonstranten eine Planwirtschaft in Deutschland fordern. Das so etwas nicht gut geht, haben wir ja in der Vergangenheit genauso gesehen.
Oha, wird das der neue Politik Thread im KSV Forum? :lol:

Wie auch immer, ich denke mal die Vergangenheit hat gezeigt, dass beide Extreme (purer Kapitalismus bzw. purer Sozialismus) nicht funktionieren. Daher muss man meiner Meinung nach eine gesunde Mischung finden. Und wie diese genau aussieht erzähle ich euch, wenn ich der neue Kanzler bin :o
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Gonzo
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Re: Darmstadt, Kassel, G8 und die Grünen - Outgesourced

Beitrag von Gonzo » 11. Mär 2009, 14:21

Moeless hat geschrieben:Das Problem ist, dass die meisten der Demonstranten eine Planwirtschaft in Deutschland fordern. Das so etwas nicht gut geht, haben wir ja in der Vergangenheit genauso gesehen.
Das ist Quatsch und Halbwissen. Es gibt nicht nur Kapitalismus, Demokratie und freie Marktwirtschaft vs. Kommunismus, Diktatur und Planwirtschaft. Es gibt eine ganze Menge dazwischen und dabei Punkte, die sowohl das Spektrum um CDU, SPD und FDP als auch das Spektrum der Grünen und Linken unterstützt (etwa das bedingungslose Grundeinkommen).

Bei Globalisierungs- und Kapitalismuskritik geht es übrigens zumeist gar nicht darum, den Kapitalismus ganz abzuschaffen (auch bei attac geht es nicht darum), sondern ihn so zu gestalten, daß er für Alle erträglicher ist.

Eine sehr wichtige Rolle spielt bei dieser Gestaltung eine internationale Tobin-Steuer. Diese einzufordern, hat nicht die Bohne mit Planwirtschaft zu tun und ist seit Jahren überfällig. Übrigens: Das ungezügelter Kapitalismus nicht gut geht, haben wir 1929 gesehen und gerade beweist es sich wieder. Also muß man ihn auf irgendeine Weise Schranken geben, insbesondere im Bereich der Spekulanten. Einforderungen die den volkswirtschaftlichen Modellen von Keynes' entstammen, haben auch wenig mit Planwirtschaft, sondern mit Menschenverstand zu tun.

Nicht böse gemeint: Aber wenn Du ein generelles Interesse hast, kann ich Dir dieses Buch sehr empfehlen, weil es neben der Hauptthematik einige wirklich hilfreiche Erklärungsversuche zu volkswirtschaftlichen Problemen gibt (Stichwort: Die Wirtschaft ist da um dem Menschen nützlich zu sein und nicht der Mensch, um der Wirtschaft nützlich zu sein).
yoyo hat geschrieben: Wie auch immer, ich denke mal die Vergangenheit hat gezeigt, dass beide Extreme (purer Kapitalismus bzw. purer Sozialismus) nicht funktionieren. Daher muss man meiner Meinung nach eine gesunde Mischung finden.
Genau das ist der Punkt.
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Re: Darmstadt, Kassel, G8 und die Grünen - Outgesourced

Beitrag von Moeless » 11. Mär 2009, 15:24

Ich hab nie geschrieben, dass ich Kapitalismus gut finde, aber wie gesagt der Sozialismus ist auch der falsche Weg. Auch wollte ich hier keine große Diskussion anfangen, nur bin ich mir sicher, dass der "Schwarze Block" aus Heiligendamm nicht unbedingt für den Mittelweg ist.

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Re: Darmstadt, Kassel, G8 und die Grünen - Outgesourced

Beitrag von Fiesel » 12. Mär 2009, 01:43

Gonzo hat geschrieben: Es waren keine 1000 Verletzten, aber wenn Dir das so in Erinnerung geblieben ist, hat Herr Schäuble ja sein Ziel erreicht. Die Bullen meldeten 1000 Verletzte, die Zahl wurde aber im Laufe der Zeit um weit mehr als die Hälfte nach unten korrigiert. Und selbst bei diesen Zahlen wurden Polizisten, die z.B. während des Einsatzes umgeknickt sind oder selbst etwas vom Tränengas abbekommen haben (und vermutlich auch jene Undercover-Kollegen, die Demonstranten erst mit Steinen versorgt und sich dann bei der Verhaftung verletzt haben), mit eingerechnet.
Das kann gut sein, ich hatte nur schnell nach Zeitungsartikeln gesucht und dort die Zahl gefunden. Aber auch wenn es "nur" 100 Verletzte waren, finde ich es ziemlich viel. Und sicher gab es noch einige unbter den Demonstranten, die auch verletzt wurden, sich aber nicht gemeldet haben, weil Sie keinen Vorteil darin gesehen haben und wahrscheinlich dadurch auch nicht gehabt hätten. Unabhängig davon gehören die Anti-Globalisierungsdemonstrationen bzw. ANTI-G8 Demos zu den Demos die zu eskalieren drohen. Das Problem ist sicher, dass durch die massive Präsenz der Polizei die Wahrscheinlichkeit einer Eskalation steigt, bzw. die Eskalation stärker ausfällt. Doch bin ich mir auch sicher, dass nun eine solche Demo auch nicht mehr friedlich verlaufen würde, wenn gar keine Polizei da wäre, bzw. wenn wenig Polizei da wäre, könnte es auch passieren, dass die militanten Demonstranten Ihnen in der Zahl erheblich überlegen wären. Somit kann ich mich den Rufen nach einem massiven Polizeieinsatz nicht ganz verschliessen. Womit sich dann leider der Teufelskreislauf schließt. Eine schwierige Situation aus der ich leider auch keinen Ausweg weiß.
Moeless hat geschrieben: Das Problem ist, dass die meisten der Demonstranten eine Planwirtschaft in Deutschland fordern. Das so etwas nicht gut geht, haben wir ja in der Vergangenheit genauso gesehen.
Nun, wenn ich sehe, dass sehr viele Gewerkschaften zur Demo aufrufen, kann ich Gonzo zustimmen und auch sagen "Das ist Quatsch"!
Denn wenn ich keinen großen Denkfehler drin habe, würden sich die Gewerkschaften mit so einer Forderung ja selbst abschaffen.

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