Münchener Unternehmen wollte WM-Leinwand aufstellen - Stadt soll abgelehnt haben
Von Florian Hagemann und Uli Hagemeier
Kassel. Das Aus kam in der vergangenen Woche. Da stellte Bürgermeister Thomas-Erik Junge (CDU) klar, dass es keine Großbildleinwand auf dem Königsplatz während der Fußball-Weltmeisterschaft geben wird. Die Martini-Brauerei und die Radeberger-Gruppe hätten sich an diesem Projekt finanziell beteiligt - trotzdem fehlten zur Umsetzung noch 50 000 Euro.
Dabei hätte es eine Möglichkeit gegeben, die die Stadt kaum Geld gekostet hätte. Das Münchener Unternehmen Südkurve Deutschland hatte großes Interesse, in Kassel nicht nur eine Großbildleinwand aufzustellen, sondern auch ein kleines Stadion mit Steh- und Sitzplätzen. Das Konzept stellte die Firma in Städten vor, die sie für attraktiv für solche Übertragungen hielt - unter anderem Kassel, sagt Südkurve-Geschäftsführer Roland Borgemeister: "Wegen der zentralen Lage wäre Kassel ein wichtiger Standort gewesen."
Doch ein Vertrag kam nicht zu Stande - obwohl das Unternehmen alles organisiert, den Sicherheitsdienst gestellt und die Sponsoren aufgetrieben hätte, die Stadt nur einen attraktiven Standort hätte anbieten müssen. Doch: "Die waren sich sicher, dass sie etwas Eigenes auf die Beine stellen", sagt Borgemeister. Er sagt, bei den zwei Gesprächen in Kassel seien auch Mitarbeiter des Ordnungsamtes anwesend gewesen. Doch Bürgermeister Junge will davon nichts wissen: "Mir ist nichts bekannt." Womöglich habe es ein Telefongespräch mit einer Mitarbeiterin gegeben.
So oder so: Andere Städte nahmen das Angebot an - darunter Mainz und Erfurt. In Göttingen ist Südkurve Deutschland Partner der veranstaltenden Lokhalle, einem Tochterunternehmen der Stadt. Dort finden ab dem 9. Juni Tag für Tag Fußballfeste statt. 4000 Besucher können die Spiele auf Großbildleinwand verfolgen. Lokhalle-Geschäftsführer Michael Thenner wundert sich, dass Kassel mit Südkurve Deutschland keine Einigung erzielt hat: "In einer Stadt, in der es sonst keine Übertragungen im großen Stil gibt, ist das der Hammer."
Jetzt ist der Zug für Kassel wohl abgefahren. Die Zeit ist auch für die Südkurve zu knapp, um noch genügend Geldgeber für das Projekt zu finden - selbst wenn Bürgermeister Junge sagt: "Ich bin noch für alles offen, nur darf es uns nichts kosten."
Es sieht schlecht aus, was die Übertragung über eine Großbildleinwand auf einem großen Platz oder in einer großen Halle betrifft - womöglich auch deshalb, weil die Stadt gegenüber der AG Stadtfest die Installierung einer Großbildleinwand zunächst abgelehnt hat. Das sagt Dirk Sauer von der Martini-Brauerei, die Mitglied der AG Stadtfest ist. Die AG habe schon frühzeitig Veranstaltungen mit einer Großbildleinwand geplant - doch die Stadt habe im Vorjahr signalisiert, dass ein solches Projekt nicht möglich sei. Damit sei das Thema erledigt gewesen, erklärt Sauer. Nicht aber für die Stadt. Die habe dann auf einmal doch wieder gewollt - und kam auf die AG Stadtfest zu. Zu spät. Das Geld für die Übertragungen über Großbildleinwand war da schon anderweitig verplant. Bürgermeister Junge sagt zu der frühen Anfrage der AG: "Bei mir ist niemand gewesen." E KOMMENTAR
08.05.2006
Quelle:
http://www.hna.de/kasselstart/FORUMKein ... assel.html
