@ Glowes: Natürlich soll man niemandem etwas aufzwingen. Aber ich denke, es kann nicht schaden, hier und da ein wenig Werbung für eine mehr als gute Sache zu machen. Denn eigentlich gibt es kein trostloseres Leben, als wenn man der Meinung sein "muss", dass die paar Jahrzehnte hier auf Erden (wenn man denn überhaupt das Glück hat, solange zu leben) alles sind und danach nichts mehr kommt.
Insofern interessiert es mich auch nicht, was irgendwelche Philosophen irgendwann mal sagten. Ein guter Kumpel von mir sagte neulich mal, er wüde sich eigentlich wünschen, glauben zu können, aber er könne es nicht. Ich denke, damit ist alles gesagt: Glauben zu können, ist eine Gnade. Wer es (noch) nicht kann, sollte sich aber nicht damit zufrieden geben. Denn man kann seine Gebete auch mit "Wenn es Dich gibt, ..." beginnen

.
Ich finde es halt nur schade, wenn man in dieser säkularisierten Gesellschaft der Meinung ist, sich in alles bis ins letzte Detail hineindenken und alles restlos nachvollziehen können zu müssen, ehe man etwas für sich annimmt. Gegenüber den Tieren haben wir Menschen den Vorteil, dass wir eben nicht nur einen Instinkt, sondern auch einen Verstand haben. Du kannst Dir sicher sein, burni, dass ich nicht zu allem "ja" und "amen" sage, was in der Bibel steht. Und ich mache in Diskussionen mit Schwestern und Brüdern, die aus meiner Sicht hier und da eine sehr radikale Ansicht haben, auch immer wieder deutlich, dass ich meinen gesunden Menschenverstand nicht ablegen möchte - was an meinem Glauben nichts ändert. Mein gesunder Menschenverstand erlaubt mir aber halt auch, bei bestimmten Dingen, die mir vielleicht nicht so in den Kram passen, einzusehen, dass sie uns Gott mit auf den Weg gibt, weil sie gut für uns sind. Ich zitiere hier gern einen mir sehr gut bekannten Diakon in Göttingen: "Gott will, dass unser Leben gelingt." Das trifft es exakt. Das bedeutet nämlich nicht, dass Regeln um der Regeln Willen aufgestellt sind, sondern dass es einfach lohnenswert ist, sich mit bestimmten Thematiken näher zu befassen, weil man letztlich nur davon profitieren kann.
Im übrigen kann ich Deine Einstellung, Glowes, zu den Leuten, die nur Heiligabend in die Kirche gehen, verstehen. Ich habe das früher auch eine Zeit lang so gehandhabt (einfach weil Heiligabend so eine besondere Stimmung beim Gottesdienst ist). Aber irgendwann, als ich realisierte, ja eigentlich nicht wirklich zu glauben, habe ich für mich entschlossen, das nicht mehr zu machen, weil ich es im Nachhinein als heuchlerisch empfand. Das heißt jetzt nicht, dass ich alle Leute, die ausschließlich Heiligabend in die Kirche gehen, als Heuchler hinstellen will. Möglicherweise gibt es da wirklich Gläubige, die sonst ihren Glauben im stillen Kämmerlein leben (die also zuhause in der Bibel lesen und beten) und die einfach nur an Heiligabend die christliche Gemeinschaft aufsuchen.
Für mich als jemand, der nun vor ein paar Jahren ganz bewusst seinen Glauben gefunden hat, zählt heute Weihnachten eh nicht mehr so, denn geboren wird ja jeder

. Das größte christliche Fest ist Ostern, und der für mich wichtigste Gottesdienst des Jahres ist der Abendmahlsgottesdienst am Gründonnerstag. Aber das ist sicherlich Ansichtssache. Andere werden es sich zur "Pflicht" machen, am Ostersonntag Morgen in die Kirche zu gehen - aus nachvollziehbaren Gründen.
Was die Sache mit der Taufe angeht, da kann man geteilter Meinung sein. Sicherlich hast Du nicht Unrecht, dass man als Baby sich noch gar nicht dessen bewusst sein kann, was da passiert und bestimmt nicht von "Glauben" sprechen kann. Andererseits haben gerade Kinder oft diesen "naiven" (bitte die Anführungszeichen beachten!) Glauben, den man sich als erwachsener Mensch nur wünschen kann. Ein Kind wird in der Regel noch nicht soviel zweifeln wie ein Erwachsener, sondern einfach nur den "lieben Gott" sehen. Nicht dass Zweifel verboten wären, aber manchmal macht man sich als Erwachsener einfach auch zu viele Gedanken. Schließlich hat Glauben nichts mit (wissenschaftlich fundiertem) Wissen zu tun, sonst wäre es kein Glauben mehr.
Du hast auf jeden Fall recht, dass man über die verschiedensten und umständlichsten Wege zu Gott finden kann; ich kann davon ein Lied singen... Ich denke nur, dass es ungleich problematischer ist, wenn beispielsweise die Eltern ihren Kindern gegenüber das alles als Humbug hinstellen, als wenn sie zumindest von einem "lieben Gott" erzählen - was ja nicht gleich bedeuten muss, dass die Kinder erzkonservativ aufwachsen müssen.
Mein kleiner Neffe (10), der nicht getauft ist, sagte vor nicht allzu langer Zeit mal aus freien Stücken zu mir, dass er gerne getauft werden würde - "um bei Gott zu sein". Ist das nicht süß

? Ich glaube, das spricht für sich...
Natürlich könnte man sich theoretisch auch als Erwachsener noch taufen lassen - so handhaben das ja Freikirchen gerne -, die Frage ist halt nur, ob man überhaupt so lange lebt. Sollte man früher gehen müssen/dürfen, dann wäre es möglicherweise zu spät. Deswegen kann ich mit der Aufrechterhaltung dieser Tradition durch die Kirche leben. Und man hat ja dann als Jugendlicher selbst die Wahl, ob man mit der Konfirmation seine Taufe bestätigen möchte oder nicht.
Ach, noch eins zu der Meinung, dass jeder selbst entscheiden sollte, an wen "oder was" er glauben sollte: Es ist natürlich richtig, dass die Entscheidung für oder gegen Gott eine freie Willensentscheidung ist. Andererseits ist Jesus der einzige "Religionsführer", der gesagt hat "Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben. Keiner kommt zum Vater außer durch mich." Das sollte einem zu denken geben, und da wir als Christen einen Auftrag mit auf den Weg gegeben bekommen haben, wäre es meines Erachtens nicht richtig, nicht hier und da mal von dem einen und einzigen Gott zu erzählen. Was dann jeder einzelne daraus macht, ist dann seine Sache. Auf welche Art und Weise ein Christ versucht, seinen Glauben weiterzugeben, dass muss aber wiederum auch jeder selbst wissen (und ich hoffe, das weiß auch jeder und lebt seinen Glauben eben nicht nur für sich allein).
@ Gledson: Ich weiß nicht, ob man mich als religiösen Menschen bezeichnen kann. Wenn Du mal bei Wikipedia nachschaust, wirst Du sehen, dass gar keine einheitliche Definition des Begriffs "Religion" existiert. Fest steht, dass ich ein gläubiger Mensch bin, und - ja - ich bin auch in der Kirche. Und ich kann Dich beruhigen: Ich bin "nur" evangelisch

. Wobei ich sagen muss, dass ich mich eher zwischen evangelisch und katholisch sehen würde, denn für mich persönlich haben beide Konfessionen "Vor- und Nachteile" (wenn man das so nennen kann; mir ist gerade kein anderes Wort eingefallen). Insgesamt fühle ich mich aber als Protestant ganz wohl und werde sicherlich niemals konvertieren - nicht nur wegen des Papstes.