Marburg.
Mit „internen Problemen“ begründete Trainer Jörg Hertenstein am Sonntag den desolaten Auftritt des SV Wiesbaden am Sonntag in Stadtallendorf. Welcher Natur diese Probleme seien, wollte der Trainer nicht verraten. Er deutete aber an, dass demnächst darüber in den Zeitungen zu lesen sein würde.
Jetzt scheint klar, was die Wiesbadener beim peinlichen 1:6 in Stadtallendorf auf die Motivationsbremse treten ließ: Landesligist SV Wiesbaden und Regionalligist SV Wehen sollen nach Medienberichten mit der Zielsetzung Aufstieg in die 2. Bundesliga zusammengeführt werden.
Dies würde für die aktuelle Wiesbadener Landesliga-Mannschaft bedeuten, dass sie keine sportliche Zukunft mehr hat. Das abstiegsgefährdete Team ist sportlich deutlich schwächer als die Wehener Regionalliga-Reserve.
Nach Berichten des Wiesbadener Kuriers steckt der Kasache Tofik Davidoff hinter den inzwischen weit vorangeschrittenen Fusionsplänen, zu denen sich der SV Wehen noch nicht offiziell geäußert hat.
Tofik Davidoff, von dem niemand weiß, ob er tatsächlich so heißt, gilt als der „hessische Roman Abramowitsch“. Zu Jahresbeginn wurde er beim hoch verschuldeten Regionalligisten FC Eschborn als Retter gefeiert.
19 Tage später musterte der Geschäftsmann aus Oberursel in Eschborn wieder ab, weil er sich über die finanzielle Situation des Vereins getäuscht sah. Er forderte bereits gezahlte 100.000 Euro zurück. Der FC Eschborn stellte Insolvenzantrag.
Nach Informationen des Hessischen Rundfunks soll der Kasache mit deutschen Pass anschließend beim SV Darmstadt 98 seine Unterstützung angeboten haben. Der Traditionsverein vom Böllenfalltor winkte ab.
Laut Wiesbadener Kurier macht sich Davidoff nun in Wiesbaden für zwei Stadion-Projekte stark. Für einen fusionierten SVW Wiesbaden möchte er das zwar große, aber veraltete Wiesbadener Stadion an der Berliner Straße in einen zweitliga-tauglichen Zustand versetzen.
Die Stadionfrage drückt besonders den SV Wehen, dessen schmuckes, aber kleines Halbergstadion Zweitliga-Ansprüchen nicht genügt. Alternativ erwägt Davidoff für 35 Millionen Euro den Bau eines neuen Stadions im zu Wiesbaden gehörenden Mainz-Kastel.
Dieses Stadion möchte er auch dem Bundesligisten FSV Mainz 05 zur Nutzung anbieten. Die Mainzer winken jedoch ab: „Mainz 05 plant im Zusammenhang mit einem Stadionneubau derzeit nicht mit Tofik Davidoff.
05-Manager Christian Heidel dementiert Spekulationen über einen möglichen Einstieg des kasachischen Unternehmers in ein Stadionprojekt mit Mainz 05 in Mainz-Kastel“, hieß es gestern in einer Pressemitteilung.
„Ich habe Herrn Davidoff in einem Gespräch mitgeteilt, dass die Diskussion über einen Einstieg von Investoren für uns noch verfrüht sei. Außerdem habe ich ihm erklärt, dass er vor möglichen weiteren Gesprächen seine Investitionsfähigkeit belegen müsse“, erklärte Heidel in dem Schreiben.
Über die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit Davidoffs gibt es nach Recherchen des Hessischen Rundfunks keine verlässlichen Belege. Nach eigenen Angaben handelt der 40-Jährige mit Kaviar, Luxusuhren und Immobilien. Gestern dementierte er vorsorglich einen heutigen Bericht der Bild-Zeitung, dass er pleite sei.
