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#31
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FUN THREAD

Beitrag von #31 » 17. Nov 2005, 12:50

Ein schöner Tag im Freibad
Ich packe so gegen 11 Uhr an einem freien Mittwoch mein Handtuch, ein Buch, eine Flasche ALDI-Mineralwasser und eine Flasche Sonnencreme ein und setz mich ins Auto. Natürlich müsste ich nicht mit dem Auto fahren...

Ich könnte ja auch mit dem Rad fahren. Aber Rad fahren ist genauso zum Kotzen wie Straßenbahn fahren... und zu Fuß geht nun wirklich nicht! Also, ich fahre zum Schwimmbad.

Je näher ich dem Schwimmbad komme, um so größer wird die Zahl der Radfahrer, die mit sonnigem Gemüt kreuz und quer nebeneinander und sowieso überall auf der Strasse herumschlingern, die Sonnenbrille auf der Nase und tonnenweise Krempel im Körbchen, wie zum Beispiel Luftmatratzen, Kühlboxen, Sonnenschirme oder ihren Nachwuchs. Man könnte glauben, manche wären aus ihren Häusern vertrieben auf dem Weg in die Fremde... aber nein, sie wollen tatsächlich nur einen Tag ins Schwimmbad.

In tiefem Vertrauen auf den lieben Gott und meine Geduld rauschen sie also unkoordiniert vor meinem Auto herum... aber ich lasse mich nicht entmutigen und suche einen Parkplatz. Schatten wäre toll. Am besten nicht zu weit weg.

Ich suche ungefähr eine halbe Stunde und stelle mich dann siebeneinhalb Kilometer vom Eingang entfernt gegen die Fahrtrichtung im absoluten Halteverbot auf einen sonnendurchfluteten Radweg, den die oben erwähnten Bekloppten komischerweise eisern ignorieren.

Vor der Kasse steht eine riesige Menschenmenge. Darunter auch fünf ältere Herren in Team Telekom-Outfits, die lauthals verkünden, dass sie nach 20 Kilometern Rad fahren jetzt noch 25 Bahnen schwimmen werden... Interessante Triathlon-Variante: mit dem Fahrrad ins Schwimmbad, mit dem Krankenwagen wieder zurück. Drei Teenies zwängen sich durch die Reihe nach vorn. Auf meinen freundlichen Hinweis, sie sollten sich doch bitte hinten anstellen, antwortet einer mit einem ebenso freundlichen: "Halt doch die Fresse, Schwuchtel!". Aber ich freu mich einfach nur weiter auf das kühle Nass und passe nebenbei auf, dass mir im Gedränge keiner den Geldbeutel klaut.

An der Kasse mache ich meinen Anspruch auf Ermäßigung geltend. Die freundliche Dame bittet mich herein, lässt sich Studentenausweis, Personalausweis, Führerschein, EC-Karte, Organspender-Karte, Impfpass und Geburtsurkunde vorlegen und unterzieht mich einem Lügendetektor-Test... Nachdem das BKA meine Fingerabdrücke überprüft hat gewährt man mir tatsächlich ermäßigten Einlass in den Badespass-Park!

Ich suche mir ein nettes Plätzchen auf der Wiese, lege mein original rotes Schwuchteltuch auf ein Ameisenloch und eine alte Portion Pommes und freu mich auf den schönen Tag. Die Vöglein singen, die Kinder schreien und die Kids nebenan erfreuen das ganze Schwimmbad mit dem lieblichen Geschrei von Rammstein, welches aus ihrem Ghettoblaster dröhnt. Dann erfreue ich die Bienen und Wespen, indem ich mich von Kopf bis Fuß mit einer pampigen stinkigen Sonnencreme einschmiere. Sofort summen sie lustig um mich herum...

Ach, das Leben ist schön! Nachdem ich mich eine halbe Stunde in der Sonne geräkelt habe, bekomme ich langsam Durst und greife zu meinem Wasser. Als ich gerade trinken möchte donnert mir ein Fußball lustig hinten auf die Birne, was dazu führt, dass ich mir am Flaschenhals ein noch lustigeres kleines Stück vom Schneidezahn abschlage... Ich drehe mich um und da steht... so ein Zufall! Das sympathische kleine Arschkind vom Eingang!

Entschuldigend sagt der Kleine zu mir: "Gib mein Ball her, du Missgeburt!" Da kann ich natürlich nicht nein sagen und werfe ihm den Ball zu....

Im Schwimmbad ist es echt toll! Doch ein Schluck Wasser konnte mich nicht wirklich erfrischen. Zeit für einen Sprung ins kühle Nass! Nachdem ich einen netten Mann neben mir darum gebeten habe, doch ein Auge auf meine Sachen zu haben, während ich schwimme, schlendere ich zum Becken. Hier ist es toll! Viele kleine Kinder rennen herum. Eins rennt mir mit dem Kopf in die Eier und fängt an zu heulen. Die Mutter schreit mich ein wenig an, was mir einfiele, so einfach am Becken vorbeizugehen wenn ihr Kind da herumtobt. Ja, das tut mir natürlich Leid... hätte ich auch wirklich besser aufpassen müssen. Endlich bin ich im Wasser. Das ist echt schön!

Das Sonnenöl von tausenden Leuten schillert auf der Wasseroberfläche, durch die Chlor-verätzten Augen scheint die Welt in einen lieblichen
Schleier gehüllt. Ich tauche unter und genieße gerade den Wechsel zwischen kaltem Wasser und warmem Pipi als mir ein nettes kleines Kind vom 3-Meter-Brett auf den Rücken springt. Als ich japsend auftauche, um mich zu entschuldigen, sehe ich, dass es ja genau das gleiche Kind wie eben war! Hach wie nett! Hoffentlich hat es sich nicht wehgetan! Es hört auch tatsächlich gleich auf zu weinen, nachdem ich ihm meine Uhr geschenkt habe. So ein liebes Kind! Raus aus dem Wasser, zurück zum Platz.

Als ich dort ankomme, ist der nette Nachbar, der ein wenig auf meine Sachen aufgepasst hat, nicht mehr da. Mein Geldbeutel auch nicht. Dafür aber sein Hund, der gerade mein Schnitzelbrötchen frisst um danach in meinen Turnschuh zu scheißen. Netter Hund! Eigentlich bin ich sehr ausgeglichen... aber jetzt ist es doch langsam genug. Ich packe meine Sachen zusammen und den blöden Hund in die Kühlbox seines freundlichen Herrchens. Selbige lasse ich feierlich im Wellenbecken zu Wasser und schaue mir belustigt den wilden Ritt an, während ich ein paar Takte "Surfin USA" pfeife. Mit dem Handy des Herrchens rufe ich eine 0190-Nummer an und werfe es dann aufs Dach der Umkleidekabinen. Jetzt hab ich mich schon beinahe beruhigt. Ich schlendere zu meinem Fußball-Freund, nehme ihm den Ball ab und schieße ihn mit einem beeindruckenden Vollspann aus einem Meter Entfernung direkt in sein nettes Gesicht. Nachdem er blutüberströmt nach hinten umgefallen ist, nehme ich die Gelegenheit wahr, in einem Rucksack noch ein kleines Feuerchen zu legen und mache mich auf den Weg zum Ausgang.

Als ich am Beckenrand vorbeikomme sehe ich meinen Kumpel vom 3-Meter-Brett. Da der Bademeister gerade dabei ist, einen Telekom-Opa aus dem Becken zu fischen nutze ich den Moment, schnapp mir die Badehose des netten kleinen Schweinepriesters und hänge sie nicht weit entfernt an einen hohen Ast.

Als ich am Ausgang ankomme schau ich mich ein letztes Mal um: Der Fußball-Penner hüpft plärrend um seinen brennenden Rucksack herum (das Feuer hat inzwischen auf benachbarte Bastmatten übergegriffen), die kleine Nervensäge hüpft nackt unter dem Badehosen-Baum herum (Umzingelt von kreischenden Mädchen) und der nette Nachbar sucht seinen Hund... die fest verschlossene Kühlbox zieht immer noch ihre Bahnen im Wellenbecken und das Handy funkelt mir lustig vom Umkleidedach zu. Die Rechnung muss inzwischen bei etwa 98 Euro liegen...

Als ich zum Auto zurückkomme hängt ein Strafzettel dran. Ich nehme ihn ab, lese ihn aufmerksam durch und esse ihn auf. Dann steig ich in mein
brütend heißes Auto und denke: Gar nicht so schlecht, so ein Besuch im Freibad.

sepp
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Beitrag von sepp » 17. Nov 2005, 13:17

Heute morgen war ich beim Bäcker. Ich war 5 Minuten im Laden.

Als ich wieder raus kam war da eine Politesse und schrieb gerade einen Strafzettel.

Also ging ich zu ihr und sagte: "Hören sie, ich war nur gerade beim Bäcker!"

Sie ignorierte mich und schrieb den Strafzettel weiter aus.

Das machte mich etwas wütend und ich wurde etwas unbeherrschter:
"Hallo ? Sind sie taub ? Ich war nur gerade beim Bäcker ! "

Sie sah mich an und sagte: "Dafür kann ich nichts. Sie dürfen hier nicht
parken und außerdem sollten sie sich etwas zurückhalten! "

So langsam ging mir das auf den Zeiger....Also nannte ich sie eine blöde Schlampe und sagte ihr wo sie sich ihr blödes Knöllchen hinstecken könnte.

Da wurde die auf einmal richtig stinkig und faselte etwas von Anzeige und Nachspiel für mich.

Ich habe ihr dann noch gesagt sie sei die Prostituierte der Polizeistation und könne wesentlich mehr verdienen wenn sie woanders anschaffen ginge.

Sie zog dann unter Hinweis auf die nun folgende Anzeige wegen Beleidigung von dannen.

Mir war das egal.....

....ich war ja zu Fuss da !
Bild

Liebe kennt keine Liga !

#31
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Beitrag von #31 » 17. Nov 2005, 14:10

Sie kennen die Pest??



Tupper ist das moderne Gegenstück dazu.



Die Vermehrungsrate eines gesunden Kaninchenpaares liegt bei 80.000.000 Nachkommen in 10 Jahren.

Die von Tuppertanten ist mindestens ebenso hoch.

Der Rohölverbrauch eines gesamten Landes ist mittlerweile für die Produktion von Plastikschüsseln drauf gegangen.

Sie wollen wissen wo das ganze Zeug geblieben ist?

Bei uns natürlich.

Im Abstellraum findet sich so ziemlich alles, was Tupper zu bieten hat.



Ich öffne irgendeine beliebige Unterschranktür in unserer Küche: es kommt mir Tupper entgegen.

Denn ordentlich stapeln lassen sich die Dinger ja nicht.

Die eine Kollektion ist rund, die andere eckig.

Und natürlich kommen die Dinger immer in der Reihenfolge aus der Spülmaschine, die es einem bestimmt nicht erlaubt, sie richtig zu sortieren, geschweige denn zu stapeln.

Also habe ich für dieses Problem ein ganz einfaches System entwickelt:

ich öffne beim Unterschrank die Tür ganz weit, stelle den Stapel aus runden und eckigen Dosen und Schüsseln mit den dazugehörigen runden und eckigen Deckeln davor.

Dann nehme ich Anlauf und trete alles in den Schrank.

Bevor nun die ersten Teile wieder herausfallen, knalle ich die Tür zu.

Etwas später dann der Schrei meiner Frau aus der Küche: "Aaaarrgh!! Nicht schon wieder."

Flötsäuselzwitschern aus dem Wohnzimmer:

"Was ist denn Schatzi??"

Seufzen aus der Küche:

"Die ganzen Schüsseln sind wieder im Schrank umgefallen."

Lügen aus dem Wohnzimmer: "Das tut mir aber leid..."



Ich öffne die Hängeschränke: Tupper Trinkbecher für unser Kind. Tupper Trinkbecher für die Freunde unseres Kindes. Natürlich haben wir auch Tupper Trinkbecher für die Freunde der Freunde des Kindes. Man kann ja nie wissen.

Tupper Trinkbecher für uns - wenn wir mal zum Picknick gehen sollten.

Wir Picknicken aber nicht. Und wenn, dann nehme ich Pappteller und Pappbecher mit.

Ich sehe gar nicht ein, das ganze Geschirr mit zu schleppen, es dann wieder nach Hause zu schleppen und dann auch noch groß abzuspülen.

Und mit Plastikgeschirr mache ich so was schon erst Recht nicht. Also brauchen wir eigentlich kein Tupper.

Trotzdem wird bei uns fast alles in Tupperbehältern gelagert.

Die schönen Reiskartons aus dem Supermarkt - viereckig, prima zu stapeln - wurden durch runde Tupperschüsseln ersetzt: nie die richtige Größe, kleine Stellfläche, nach oben ausladend und beschissen zu

stapeln. Aber es passt eben farblich so gut zusammen.

Haben Sie schon mal Puderzucker aus der praktischen "Süße Müllerin" - Streumühle auf ihren Kuchen gestreut?

Also ich nicht. Wir haben dazu eine Blechdose mit Sieb obendrauf (natürlich von IKEA - woher denn sonst) und brauchen dieses Puderzuckerstreuding "Süße Müllerin" überhauptnicht.

Wir haben es in blau und grün. Sicherheitshalber. Wenn das Blaue gerade mal gespült wird und wir schnell einen Kuchen für Freunde backen müssen, die uns besuchen kommen.



Was ich besonders hasse ist die ewige Sucherei nach dem passenden Deckel.

Die Schüsseln differieren im Durchmesser teilweise nur um ein paar Millimeter.

Ein Vorfall aus meiner Frühzeit im Umgang mit Tupper macht mir heute noch zu schaffen:

Nach zehn Minuten vergeblichen Drückens war es mir immer noch nicht gelungen den blöden Deckel auf die Schüssel mit dem Sauerkraut zu pressen.

Bei meiner Frau klappte so was eigentlich immer reibungslos.

Ich zog und zerrte und schwitze und fluchte, aber das Drecksding sprang immer an der gegenüber liegenden Seite wieder auf. Mindestens 20 mal. Mann war ich sauer. Ich war ja felsenfest davon überzeugt es liege nur an meiner Dummheit oder Ungeschicklichkeit. Da es sich nur um höchstens zwei, drei lausige Millimeter handelte, musste es doch zu schaffen sein!!!

Mein Gedanke war nun, das heiße Sauerkraut hätte die Schüssel etwas gedehnt - Wärme dehnt ja bekanntlich aus - und der kalte Deckel würde deshalb nicht passen.

Jedenfalls habe ich den Deckel gekocht, in die Mikrowelle gesteckt und anschließend mit Topflappen - er war wirklich heiß - solange gezogen bis er passte.

Anscheinend war der Dehneffekt mit der Abkühlung dann auch wieder zu Ende.

Jedenfalls kam meine Frau just in dem Moment zu mir in Küche rein als die Schrumpfung des Deckels das kritische Maß unterschritt und dieser sich von der Schüssel verabschiedete.

Es machte laut "Plopp", der Deckel segelte hinter den Hochschrank und ich trat die Schüssel Sauerkraut mit Anlauf aus dem offenen Fenster.



Gut, ich hätte vielleicht nicht so laut Scheiße brüllen sollen, aber was soll's.

Wir haben tolerante Nachbarn und der nächste Regen hat das Zeug dann ja auch wieder aus dem Baum gespült.

Danach hat sich mein Verhältnis zu Tupper wieder etwas entspannt.

Na ja. Jedenfalls war es so, bis sich meine Frau zu dieser Tupperparty überreden ließ.



"Was?? NIE. NIEMALS. Nicht hier."



Irgendwie habe ich mich dann im Datum geirrt und zufällig für diesen Abend keinen Termin vereinbart.

Jedenfalls saß ich absolut ahnungslos und für sie unpassend im Wohnzimmer.

Die Nervosität meiner Frau führte ich auf das prämenstruale Syndrom zurück.

Vielleicht war es auch das postmenstruale? Wer weiß schon so genau warum sich Frauen komisch benehmen.

Aber in Wirklichkeit war es wegen mir.

Weil ich ausgerechnet heute Abend zu Hause war.

Es klingelte und ich war vor ihr am Hörer der Sprechanlage.

"Ja guten Abend. Ich komme von Tupper und heute..."

"Wir kaufen nichts." Klack. Damit war mein Vorrat an Freundlichkeit erschöpft.

"Lass die Frau doch rein. Heute ist doch mein Tupperabend."

"DEIN WAAAS?? "

"Ich kauf ja auch nichts. Ich bin ja nur die Gastgeberin. Nun sei doch still. Sie hört dich sonst."

Sie drückte auf den Öffner.

Von solchen Veranstaltungen hatte ich ja schon gehört; aber dass meine Frau mir so was antun würde hätte ich nie gedacht.

Aber wir hatten wirklich schon alles von Tupper.

Also eigentlich kein Anlass zur Sorge, dass sie noch mehr Blödsinn bestellen würde.



Die Tuppertante kam bereits etwas früher, weil sie ja noch die ganzen Sachen die Treppe herauf schleppen musste.

Ob ich denn so freundlich sein könnte mit anzufassen, weil der Karton doch wirklich schwer wäre.

"Nöö."

Sie sehen ich blieb höflich. Zu zweit haben sie dann die Kiste hochgewuchtet. Immer so drei Stufen, dann wieder Pause. Nach fünf Minuten hatten sie es geschafft.

"Na also, geht doch!" munterte ich die beiden dann an der letzten Stufe auf. Ich helfe doch gern.



Dann wurden die Plastikteile auf dem Esszimmertisch und einem mitgebrachten Beistelltisch aufgebahrt wie religiöse Kultgegenstände.

Hinzu kamen Getränke und was zu knabbern.

Kurz darauf trafen dann auch die "Gäste" ein: allesamt die Freundinnen meiner Frau die ich am wenigsten ausstehen konnte.



Die Lautstärke im Esszimmer schwoll dermaßen an, dass ich von den Nachrichten bei mir im Wohnzimmer nicht mehr viel verstand.

Plötzlich: Ruhe. Dann erhob sich nur noch eine Stimme. Durch die geschlossene Tür hindurch lauschte ich ein wenig. Interessant... ich lauschte etwas länger.

Hmm, sehr interessant. Was ist bitte ein "Schlumpf" ?? Kleine blaue Männchen mit weißen Mützchen??



Also schlich ich mich endlich in den dunklen Flur, vom dem aus man - ohne selbst gesehen zu werden - das Esszimmer überblicken konnte.

Junge, Junge. Was es nicht alles gab: 9 Weiber und meine Frau (ja, ich habe es geändert, Schatzi) saßen wie die Kaninchen vor der Schlange.

Egal was für einen Stuss die Tuppertussi redete: es war alles toll.

"Und hier haben wir die Eidgenossen: Gaaanz hervorragend geeignet für Gemüse und zur Aufbewahrung von Linsen oder Bohnen oder..." - Kunstpause- "...Reis. In einer wunderschönen weißen

Farbe mit blauen oder roten Deckeln."

Zustimmendes Gemurmel. Eidgenossen hielt ich bisher immer für die Schweizer Ureinwohnerschaft.

Tupper machte daraus eine Plastikschüssel mit Schüttvorrichtung.

"Und diese tollen Trinkbecher lassen sich" -Kunstpause- "ineinander! STAPELN. Ist dass nicht praktisch?"

Zustimmendes Gemurmel.



Was für ein Scheiß. Unsere Plastikbecher vom ALDI ließen sich auch stapeln.

Trotzdem machte sich meine Frau Notizen. "Hier, meine Damen, haben wir ein gaaaanz praktisches Salatsieb. Wir nannten es "SALADIN". Witzig, nicht wahr?

Passend dazu die Schüssel in gleicher Farbe mit" -Kunstpause- "Deckel.

Ist dass nicht wunderbar. Und soooo praktisch. Und hier ist sogar ein Feld eingearbeitet um einen Aufkleber zur Beschriftung anzubringen." Zustimmendes Gemurmel mit

einem kleinen Seufzer des Entzückens von einer der Damen. Als ob WIR keine Schüsseln mit Deckel hätten.

Natürlich hatten wir Schüsseln mit Deckeln.

Wir brauchen keine Schüsseln mit Deckeln.

Zumindest nicht von Tupper.

Meine Frau notierte sich schon wieder was. "Und das muss ich Ihnen noch zeigen: Wir haben es "die kleine Schweizerin" genannt:

Ein Tortenheber mit Schneidkante an der Seite. Damit können Sie die Torte schneiden und heben. Erst schneiden, dann heben und" -Kunstpause- "servieren."

Zustimmendes Gemurmel.

Kleine Lautäußerungen des Entzückens.

Alle stießen mit Sekt an.

Gott. Die erklärt das ja als hätte sie lauter Idioten vor sich, dachte ich mir noch. Jede Torte kann man mit dem Tortenheber durchdrücken. So ein Blödsinn.

Meine Frau schrieb schon wieder was auf. Ich wurde misstrauisch.

Faszinierend waren die ganzen Bezeichnungen für das Plastikzeugs ja schon. Ich fragte mich wer sich den ganzen Tag lang die Namen ausdenkt.

Oder haben die eine eigene Abteilung mit lauter Gestörten dafür? "Der "kleine Schlumpf" ist ja gaaanz entzückend um dem Kind Getränke mit in den Kindergarten geben zu können."

Zustimmendes Gemurmel.

Mehrere kleine Lautäußerungen des Entzückens.

Der kleine Schlumpf bezeichnet einen 0,33 Ltr. Becher mit Drehverschluss. Und der 0,5 Ltr. Becher heißt... na, kommen Sie drauf? Richtig: "Der große Schlumpf".

Eine schier unglaubliche schöpferische Leistung.

Und bekommt derjenige, welcher den dümmsten Namen gefunden hat dann Abends eine Tafel Schokolade zur Belohnung?

Meine philosophischen Überlegungen endeten mit den kleinen spitzen Schreien der Entzückung die eine der Damen ausstieß.

Du liebe Zeit. Sie wird doch keinen multiplen Orgasmus wegen der Gurkenaufbewahrungsdose bekommen haben? Ein Albtraum: kleine feuchte Stellen auf meinen sündhaft teuren Esszimmerstühlen.

Und wieso notierte sich meine Frau schon wieder was? Nach einer Stunde hatten wir folgende Artikel durch:



- "Wiener Walzer": eine Tortenplatte.

- "Laibwächter": als Brotbox.

- "Pfiffikus": als Tortengitter.

- "Rumpelstilzchen": zwei kleine Becher.



Faszinierend waren auch die durchdachten Zwischenfragen der Damen (ja Schatzi - ich habe "blöde Kühe" wieder gelöscht).

"Kann man denn in der Dose auch belegte Brote aufbewahren oder ist sie mehr nur so für die Wurst gedacht?"

Noch während ich nach dem tieferen Sinn der Frage forschte - es kann doch nicht ernsthaft eine erwachsene Frau eine andere fragen ob sie in einer Plastikdose statt Wurst auch Brote oder Käse aufbewahren kann, - kam auch schon die Antwort der Tuppertante : "Sie könnten sogar" -Kunstpause- "belegte Brote darin aufbewahren.

Stellen sie sich nur mal vor, meine Damen: MEIN Mann öffnet seinen Aktenkoffer und findet darin" -Kunstpause- "diese formschöne und farblich passende, graue Tupperdose "großer Buchhalter".

Was denken sie was ihm da durch den Kopf geht?"

Fragende Gesichter.

Ich kann's dir sagen, dachte ich mir: entweder ne 7,65 mm Pistolenkugel weil er es nicht mehr aushalten kann mit dir, oder: "Wenn ich meine Frau, nachdem ich sie mit dem bleigefüllten "Großen Schlumpf" erschlagen habe, zerstückle, könnte ich den Kopf in die Salatschüssel SALADIN packen und den Rest auf unsere ca. 283 verschiedenen Tupperschüsseln verteilen. Und dann staple ich alles ordentlich beschriftet im Müllcontainer."

Die Tuppertante erklärte es - völlig abweichend von der Realität - so: "Hai. Meine Frau hat an mich gedacht. Die Gute."

Zustimmendes Gemurmel. Leises, befriedigtes Stöhnen einer Dame. So ging es noch eine Stunde weiter. Faszinierend. Am Schluss gab es so eine Art Gruppenhöhepunkt:

die Bestellungen wurden abgegeben.

Den hochroten Gesichtern nach hatten die Damen sich hier so richtig ausgetobt.

Sie hatten sogar die unverkäuflichen Musterstücke unter sich aufgeteilt.

Wenn die Tuppertante bereit war sogar diese zu verkaufen, musste die Bestellung exorbitant ausgefallen sein:

im Klartext: einige Männer würden schwer Überstunden schieben müssen (ich auch) um das Loch in der Kasse wieder aufzufüllen.

Vor meinem geistigen Auge tauchte mein Jahresurlaub in Form von Tupperschüsseln auf.

Die Tuppertante packte ihre restlichen Sachen zusammen in den großen Karton und begann sich zu verabschieden.

Taktischer Fehler: sie würde den Karton vor sich am Bauch hertragen müssen und hatte dadurch ein eingeschränktes Blickfeld.



Jetzt wurde es Zeit für die Rache des kleinen Mannes: Ich schlich in den Hausgang und fand was ich suchte: das Skateboard unseres Sohnes!

Es lag schon gefährlich nahe an der Treppe herum (im Geiste sah ich noch mal den Kontoauszug auf dem die private Haftpflichtversicherung abgebucht war).



Ups, jetzt ist doch die Katze dagegen gestoßen und hat die Position etwas verändert.



Den polternden Geräuschen in unserem Hausgang nach zu urteilen hat die Tuppertante es dann auch bemerkt.

#31
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Beitrag von #31 » 17. Nov 2005, 14:11

die geschichten sind zwar lang aber gut

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