18:37, Kassel, Schalander-Saal in der Martini-Brauerei. Jens Rose begrüßt die 180 anwesenden Mitglieder und bedankt sich bei der Brauerei für die zur Verfügungstellung der Räumlichkeiten und des Caterings.
Die Jahreshauptversammlung beginnt mit dem Bericht des Vorstands. Zunächst erfolgt jedoch die Totenehrung für Knothe und Blasse. Alle Anwesenden erheben sich und gedenken kurz der Verstorbenen. Jens sagt, daß die Beiden viel dem Verein gegeben, aber auch einiges von ihm zurückerhalten hätten.
Jens wendet sich der vergangenen Saison zu und erklärt unumwunden, das Ziel Qualifikation 3. Liga nicht erreicht zu haben. Gründe lägen im recht kleinen Etat, in Fehlern bei den Spielerverpflichtungen und der Mannschaft, die sich in der entscheidenden Schlußphase der Saison eben nicht als solche präsentiert habe. Jens entschuldigt sich dafür bei den Mitgliedern und erklärt auch seine Schuld daran und seine Verantwortung.
Erfreulich hingegen sei das Abschneiden der 2. Mannschaft. Sie habe die Tugenden gezeigt, die bei der Ersten so schmerzlich vermisst wurden. Dann dankte Jens ganz ausdrücklich Mirco Dickhaut. Begleitet wurde dieser Dank von donnerndem Applaus der Anwesenden.
Positiv sei auch die Saison für die Löwinnen verlaufen, die den Klassenerhalt in der Landesliga geschafft hätten. Im Bereich der Jugendmannschaften bedauerte Jens, daß weder A-, noch B-Jugendliche Aufstiege geschaft hätten. Als Konsequenz habe man einen neuen Verantwortlichen, Ehrlich, für den kontinuierlichen Ausbau der Jugendarbeit gewinnen können. Ehrlich habe hervorragende Verbindungen in den Niedersächsischen Raum und könne sicher weiter helfen.
Dann folgte der Dank an die Stadt. Jens bezeichnete das Stadion als "phantastisch" und "wunderschön" und auch das Damenländerspiel habe gezeigt, daß hier Geld gut angelegt worden sei. Immer wieder kommt Jens auf "das liebe Geld" zurück. "Geld schießt keine Tore" philosophierte er, allerdings sei er von einem guten Freund verbessert worden: "Nur Geld schießt Tore". In diesem Zusammenhang beklagte er den 100%igen Ausfall der heimischen Großindustrie, was das Sponsoring anginge.
Bezüglich der kommenden Saison hält Jens die Südgruppe für leichter als die West und betont zugleich, daß man bitte nicht erwarten solle, daß die Mannschaft, in welcher der beiden Ligen auch immer, gleich von Anfang an oben mitspielen werde.
Kurz geht er noch ein auf das kurze Gastpiel von EFN als Vermarkter. Man habe den Vertrag nach einem Jahr wieder gelöst. (Sicherlich nicht, weil man so zufrieden war ...

)
Stattdessen habe man eine Vereinbarung mit Joe Gibbs getroffen. Auch eine Ausgliederung der ersten Mannschaft als GmbH behalte man im Auge. Jens wörtlich: "Ab einem gewissen Level muß der Verein vor dem Leistungssport geschützt werden ... "
Abschließend betont Jens noch einmal die Prämisse nur das Geld auszugeben zu haben, was man auch gehabt habe. Seriöses wirtschaften wäre oberstes Ziel gewesen und man hätte es erreicht. Man hätte sich an "dem Rennen" beteiligen können, aber der Ausgang wäre zu ungewiss gewesen und keiner im Vorstand hätte das befürwortet.
Hans-Jochen Weikert übernimmt nun als Versammlungsleiter das Wort. Es folgt der Bericht des Schatzmeisters Jochen Schmidt.
Einige Zahlen zum vergangenen Etat: Spieleinnahmen machten 26% aus, 35% kamen von Sponsoren, 365.000 Euro gab es an Fernsehgeldern und aus dem Verkauf von Fanartikeln wurden 65.000 erlöst.
Personalkosten in der Regionalliga 1.1 Millionen, der Spielbetrieb kostete 465.000. Diese beiden Posten ergeben zusammen etwa 81% der Gesamtaufwendungen. 108.000 Euro wurden für Werbung ausgegeben und im Bereich 2. Mannschaft und Jugend landeten 144.000 Euro.
Insgesamt habe man 765.000 Euro an Steuern und Abgaben an die Berufsgenossenschaft gezahlt. Schmidt betonte das und fügte als Seitenhieb hinzu: "Wir hängen nicht am Tropf des Landessäckels und da sind wir stolz drauf ... "
Für die kommende Saison sei ein Etat von etwa 1.4 Millionen veranschlagt. 700.000 werde man wohl für Personal, und etwa 300.000 für den Spielbetrieb aufwenden müssen.
Abschließend kündigte Schmidt seinen Abschied an. Die sei nun sein 10. Kassenbericht gewesen und auch sein Letzter.
Unmittelbar danach ergriff der Kassenprüfer das Wort und erklärte die geprüfte Rechtmäßigkeit der Buchführung. Man habe das Hauptaugenmerk auf den Posten Personalkosten gerichtet, jedoch keine Unregelmäßigkeiten feststellen können.
Christian Kropf berichtete nun über die Vorstandsarbeit. Der Aufsichtrat habe sich in offiziellen Sitzungen monatlich und in inoffiziellen Sitzungen noch sehr viel öfter getroffen. Kropf betonte die ausgezeichnete Zusammenarbeit mit dem Vorstand und dankte vor allem Jens Rose.
Tagesordnungspunkt 7 sah den Bericht des Jugendleiters vor. Dieser erzählte, daß man 8 Mannschaften betreue. 4 Jugendmannschafften fielen in den sogenannten Leistungsbereich und weitere 4 Mannschaften in den Kinderbereich. Insgesamt umfasse die augenblickliche Jugendarbeit etwa 150 Kinder und Jugendliche.
Ziel der Kinder und Jugendarbeit sei es natürlich, möglichst viele Talente zunächst der 2. Mannschaft und später vielleicht auch der ersten Mannschaft zuführen zu können. Er betonte nicht ohne Stolz, daß insgesamt 9 Spieler der erfolgreichen zweiten Mannschaft des KSV aus der eigenen A-Jugend gekommen wären.
Insgesamt sei der Kinder und Jugendbereich unter dem geschiedenen Hansen deutlich professioneller aufgestellt worden. Zum Beispiel habe man sofortigen Zugriff auf die Hilfe des Mediziners Schafdecker bei Verletzungen oder Blessuren. Zur Zeit gebe es in der A- und der B-Jugend etwa 4-5 Spieler die talentiert genug seien, um die Perspektive Regionalliga zu haben.
Der Jugendleiter schloss seinen Bericht mit einem Dank an die die beiden Autohäuser Hessen Kassel und Neuenhagen. Beide hätten den Jugendbereich vorbildlich mit unentgeltlichen Bussen unterstützt.
Und dann kam Göker. Zunächst begrüßte er als Hauptsponsor des KSV-Hessen Kassel die anwesenden Mitglieder. Auffällig seine sehr heisere Stimme. Er habe heute mit verschiedenen Versicherungen verhandelt und es sei etwas lauter geworden ...
Dann stellte er sich vor, "damit man wisse, mit wem man es zu tun habe ... ". 1979 wurde er in Kassel geboren, nicht im Kreissaal eine Krankenhauses sondern in der Badewanne der elterlichen Wohnung. Er besuchte verschiedene Kasseler Schulen und machte eine erfolgreiche Ausbildung. Am Anfang seiner beruflichen Karriere arbeitete er für das bekannte Maklerbüro "Becker & Tremzalski". Denen war er aber bereits nach kurzer Zeit zu agil und umtriebig. Weil Göker zuwenig Entfaltungsmöglichkeiten für sich sah, verließ er das Maklerbüro und MEG wurde geboren.
Göker kam immer mehr in Fahrt. Seine heisere Stimme überschlug sich zuweilen. "Niemals aufgeben ... " sei ein Leitsatz seines Lebens und er berichtete von dem gestrigen Spiel der Türken gegen die Tschechen. Beim Stande von 0:2 und dem Pfostenschuss von Koller habe er das Stadion verlassen. Um dann schließlich vor dem Stadion das Anschlußtor und im Taxi den Ausgleich mit zu erleben. Heute habe er sich die Eintrittskarte eingerahmt und geschworen nie wieder ein Stadion zu früh zu verlassen.
Mehmet ist zwar heiser, doch er redet zielgerichtet und schnell. Seine Stimme erhebt sich und er spricht von den Anfeindungen in der Presse gegen seine Person und sein Unternehmen. Dauerhaft seien sie gewesen und nicht zutreffend. Bei der Sache mit dem Sportwagen auf dem Behindertenparkplatz sei zum Beispiel "sein behinderter Schwager (??)" gefahren (... hab ich nicht so genau mitbekommen ... ).
Und dann platzte es aus ihm heraus: Er stehe für kein Amt beim KSV zur Verfügung. Heute hätte er von seiner Mutter gehört ... es gab Hakenkreuzschmierereien, Drohbriefe gegen seine Mitarbeiter. Er könne das ab, könne mit Kritik leben, auf ihn könne man einprügeln, aber nicht auf seine Mutter und auch nicht auf seine Firma. Er hätte sich alles selbst erarbeitet und nichts von zu hause in den ***** geschoben bekommen. Und dafür müsse er sich jetzt auch noch beleidigen lassen ...
Er sei verantworlich für etwa 2250 Menschen (756 MEG-Mitarbeiter, mit jeweils einem Lebenspartner mit durchschnittlich einem Kind). Jeder würde sich irgendetwas gegen ihn herausnehmen, er könne das ja ertragen, aber der Hakenkreuzmist gehe zu weit, das könne er seiner Mutter nicht zumuten. Er habe gehört, daß einige Fans Bauchschmerzen bezüglich seines Engagements beim KSV hätten. Jetzt sollten doch die "Bauchschmerzensfans" übernehmen, oder der VW-Konzern, der sich zwar öffentlich gegen ihn ausgesprochen habe, aber selbst nur lächerliche 3000 Euro in den Topf tue.
Abschließend sagte er noch, daß er dem KSV als Hauptsponsor erhalten bleibe, falls Dieser das wünsche.
Nächster Tagesordnungspunkt war die auflösung des Spendengeldkontos für das neue Vereinsheim. Kontostand: 10274 Euro. Es wurde einstimmig beschlossen dieses Geld dem Hauptverein zufließen zu lassen.
Nun wurde Antrag auf Entlastung des Vorstandes gestellt. Die Entlastung wurde erteilt bei keiner Gegenstimme und einer Enthaltung.
Auch der Aufsichtsrat wurde einstimmig entlastet.
Nun schlug der Versammlungsleiter den neuen Aufsichtsrat vor, der anschließend gleich gewählt wurde:
Christian Kropf - 5 Enthaltungen
Matthias Hartmann (Trillhoff) - 7 Enthaltungen
Holger Brück - 1 Enthaltung
Holger Günther - 7 Enthaltungen
Jochen Gabriel - 1 Enthaltung, 1 Gegenstimme
Alle auf der Einladung gedruckten Satzungsänderungen wurden flott und einstimmig durchgewunken.
Das Schlußwort kam von Jens Rose. Offensichtlich wurde auch der Vorstand durch Gökers Absage sehr überrascht. Seine Absage hatte er erst eine halbe Stunde vor Versammlungsbeginn dem Vorstand mitgeteilt.
Jens bedankte sich bei den Anwesenden und schloß mit der Feststellung, "daß man nun halt das Beste draus machen müsse" ...
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Mein persönliches Fazit:
Ich war geschockt, ja fast paralysiert nach Mehmets "Brandrede". Einerseits natürlich wegen der Nazi-Symbolik und den unsäglichen Eingriffen in sein Privatleben und das seiner Mutter, und andererseits natürlich wegen seiner unerwarteten Absage. Ich zähle mich zu den Befürwortern eines neuen Weges, habe geträumt und gehofft, daß er den schwierigen Spagat zwischen Moderne und Tradition vielleicht schaffen könnte. Daß er, wenn er wirkliche Liebe für den Verein empfindet, die Strukturen nachhaltig und wohldosiert entwickelt, an der Aufgabe wächst und mit lauteren Mitteln und durch Geld das ungeheure Potenzial des Vereins und der Region zur Entfaltung bringen kann.
Er betonte, daß er ein Kämpfer sei, niemals aufgebe. Aber warum gibt er dann andererseits so schnell auf, nur weil ein paar Idioten jämmerlichen Blödsinn verzapfen und ihm von Seiten der Presse ein unangenehmes verbales Lüftchen entgegenweht?
Tut mir leid Mehmet, aber von einem wirklichen Kämpfer erwarte ich etwas Anderes. Ein "jetzt erst recht" vielleicht, ein "und jetzt werde ich es Euch zeigen ..." aber nicht das beleidigte Zurückziehen, was Du heute letztendlich praktiziert hast.
Schade. Es hätte eine perfekte Symbiose sein können, denn ich bleibe dabei: Nicht nur Mehmet hätte dem KSV viel zu geben, nein, auch der KSV hätte bei maßvoller und erfolgreicher Enwicklung Einiges dem Unternehmer Göker geben können!
Ich denke und hoffe, daß das Tischtuch zwischen dem KSV und Göker nicht endgültig zerschnitten ist. Vielleicht war es heute einfach noch nicht an der Zeit ...
Müde Grüße von Ecki