Homeboy hat geschrieben:Was ist denn für dich ein "wahrer" Ultra ?
Und zu den Punkten die du da aufzählst, sind einige nur teilweise richtig.
Die Aktion gegen den "Kommerz"-Sender DSF wurde schon vor Jahren von der UN 94 ( Ultras Nürnberg) vorangetrieben, die zig Plakate mit der Aufschrift " Fuck DSF" zeigten. Deshalb wird auch noch vor dem Anpfiff Werbung eingespielt, sodass man keine Choreo zeigt und direkt mit dem Anstoss die Übertragung beginnt.
Desweitern hatte der KSV noch nicht so wirklich Kontakt mit dem Kommerz-Sender gehabt, aber beim HallenCup wurde schon der ein oder andere Anti-DSF Gesang angestimmt.
Und wenn du schon von abkupfern spricht, so haben die Ultras von St. Pauli auch reichlich Liedgut geklaut oder "abgekupfert". Aber das ist ja schon Alltag, dass die verschiedenen Fangesänge von anderen Gruppierungen übernommen oder abgekupfert werden.
Das man sich noch nicht mit Gruppierungen wie der von Sankt Pauli messen kann ist jedem klar, aber selbst du wirst wohl mitbekommen haben, dass sich hier in Kassel etwas entwickelt. Man befindet sich eben noch völlig am Anfang.
Bei dem Thema Rechtsradikalismus : 100% Zustimmung.

Ein wahrer FAN ist für mich jemand, der sich nicht die Bezeichnung "Ultra" verpassen muss, um mehr Aufmerksamkeit zu erregen. Oder was soll dieser ganze Quatsch, diese Modeerscheinung aus Südeuropa nachzuahmen? Für mich ziemlich albern, dass sich heute in jeder Fanszene eines höherklassigen Vereins eine selbst ernannte Ultra-Gruppierung "gründen" muss, denn ultratreue Fans finden sich auch unter denen, die sich nicht mit diesem Status eines vermeintlich besonderen Fans schmücken.
Aber wenn fan schon der Meinung ist, unbedingt so sein zu müssen, dann bitte auch ohne "wenn" und "aber"! Wofür die Ultramanie nun in erster Linie steht und was einen echten Ultra somit ausmacht, das ist ja im "Ultra Manifest" nachzulesen, davon hast sicherlich auch Du schon mal gehört. Liest sich ja größtenteils ganz toll, nur welche Ultras leben auch wirklich danach...?
Das mit DSF gab es auch schon vor vielen Jahren bei Sankt Pauli. Mag sein, dass die Nürnberger auf den Zug aufgesprungen sind, was ja auch zu begrüßen ist. Ist ja letztlich auch egal, wer der Urheber der Proteste war. Ich wollte halt nur ausdrücken, dass sich an diesem Protest bei den Sankt-Pauli-Fans bis heute nichts geändert hat. Machen z.B. die Nürnberger das heute auch noch? Soviel halt zu dem Thema "St. Pauli ist heute ein ganz normaler Verein". Alleine die Tatsache, dass diese ganzen Transpis am Zaun hängen durften und nicht entfernt (oder gleich am Stadioneingang einbehalten) wurden, zeigt doch, wie anders dieser Verein ist. In der Regionalliga Süd, wo alles, was man am Zaun aufhängen möchte, kontrolliert wird, da dürfte man sowas mit Sicherheit gar nicht erst mit rein nehmen.
Dass generell Fangesänge von anderen Lagern übernommen und auf den eigenen Verein umgetextet werden, das ist mir natürlich auch nicht neu, dafür bin ich schon lange genug Fan. Und auch wenn mit Sicherheit sehr viele Ultra-Gesänge, die auf Sankt Pauli gesungen werden, auch wirklich von den USP stammen, kann ich mir schon denken, dass die teilweise auch abkupfern. Mir ist das im Grunde auch egal, da ich nicht gerade ein Anhänger der USP bin. Gerade diese Abkupferei unter Ultras führt aber doch generell das Anderssein der Ultras ad absurdum, oder? Fan will sich unbedingt von dem "normalen Fan" abgrenzen, indem z.B. auch andere Lieder gesungen werden, diese "anderen Lieder" gibt es aber schon längst, fan macht sie nur nach. Also das können "normale Fans" auch

...
Ich finde es gut, dass sich in Kassel ein Generationenwechsel vollzogen hat. Frischer Wind und junge Leute, die die Motivation haben, die Mannschaft bedingungslos anzufeuern, tun jeder Fanszene gut. Was ich dagegen kritisch sehe, ist wenn sich manche Leute ein bisschen zu wichtig nehmen und sich - teilweise als Fan-Neulinge - gleich das Prädikat eines "1.Klasse-Fans" verpassen. Selbst wenn es eine Art Fan-Ranking gäbe, dann müssten die Beurteilung, ob jemand (auf Grund seiner Treue und seines Engagements) als Ultra bezeichnet werden kann, eigentlich Andere treffen und nicht man selbst. Meine Meinung dazu ist, dass
wirkliche Ultras sich nicht so nennen, sondern das einfach leben. So gibt es unter den KSV-Fans auch ein paar Leute, zu denen die Bezeichnung "Ultra" gut passen würde - nur dass die im Gegensatz zu denen, die sich so nennen, nicht so viel Aufhebens um ihre Person machen. Und das finde ich sehr sympathisch! Diejenigen, die sich dagegen gerne das Modewort "Ultra" auf die Fahnen schreiben, sind leider allzu oft Leute, die ihr "eigenes" Manifest entweder gar nicht kennen oder letztlich kein Stück danach leben, so dass das dann schon lächerliche Züge hat.
Und entbehrt es nicht einer gewissen unfreiwilligen Komik, dass gerade die Leute, die gerne anders sein und sich aus der Masse hervorheben wollen, letztlich genau das machen, was es schon in unendlich vielen anderen Fanszenen auch gibt...? Ist das nicht schon regelrecht eine Art Ultra-Kommerz

?
Das sollte jetzt auch eigentlich keine Pro/Contra-Ultra-Diskussion werden, hat sich nun halt teilweise so ergeben.
Mir ging es lediglich darum, die Andersartigkeit des FC Sankt Pauli herauszustellen, und die kann man - denke ich - nun wirklich nicht wegdiskutieren.
Dass die Vorstellungen der Fans, was die Neugestaltung des Stadions angeht, in die Planungen mit einbezogen wurden, spricht da übrigens auch für sich...