Fischtown Pinguins - Lausitzer Füchse (4:3)

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ElHanso
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Re: Fischtown Pinguins - Lausitzer Füchse (4:3)

Beitrag von ElHanso » 27. Feb 2008, 13:06

Das ahle Wurfgeschoss schwächelt, was sein Sächsisch angeht... :wink:

Kann mich aber auch noch gut an die alten "Fichse-Schlachtrufe" erinnern... :P

Immer wieder schön, an die gute, alte Zeit erinnert zu werden... :P


RWG

Andre
Südhessen? Da gibts doch was von Ratiopharm...

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Jens
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Re: Fischtown Pinguins - Lausitzer Füchse (4:3)

Beitrag von Jens » 27. Feb 2008, 20:01

ElHanso hat geschrieben:Das ahle Wurfgeschoss schwächelt, was sein Sächsisch angeht... :wink:

Kann mich aber auch noch gut an die alten "Fichse-Schlachtrufe" erinnern... :P

Immer wieder schön, an die gute, alte Zeit erinnert zu werden... :P


RWG

Andre
:D

Siehste, Wutti? Ich hatte Dir ja geschrieben, dass es gut sein kann, dass der André B. damals auch dabei war.

@ ElHanso: War Dein Bruder nit au mit von der Partie?

"Aus dem Freistoot Sochsen gömmen wir..." :lol:

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Re: Fischtown Pinguins - Lausitzer Füchse (4:3)

Beitrag von ElHanso » 28. Feb 2008, 09:52

@ Jens: Ich glaube schon, dass auch mein Bruder dabei war. War ja schließlich kult... :D

"...unsere Heemat ist das Pölizeirevier..." :lol:
Südhessen? Da gibts doch was von Ratiopharm...

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MW
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Re: Fischtown Pinguins - Lausitzer Füchse (4:3)

Beitrag von MW » 28. Feb 2008, 10:23

ElHanso hat geschrieben:@ Jens: Ich glaube schon, dass auch mein Bruder dabei war. War ja schließlich kult... :D

"...unsere Heemat ist das Pölizeirevier..." :lol:
*Klugscheißmodus an* Stasihauptrevier! *Klugscheißmodus aus* :lol:

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Re: Fischtown Pinguins - Lausitzer Füchse (4:3)

Beitrag von ElHanso » 28. Feb 2008, 10:44

MW hat geschrieben:
ElHanso hat geschrieben:@ Jens: Ich glaube schon, dass auch mein Bruder dabei war. War ja schließlich kult... :D

"...unsere Heemat ist das Pölizeirevier..." :lol:
*Klugscheißmodus an* Stasihauptrevier! *Klugscheißmodus aus* :lol:
Ich bin unwürdig, ich bin unwürdig... :oops: :lol:
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Jens
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Re: Fischtown Pinguins - Lausitzer Füchse (4:3)

Beitrag von Jens » 28. Feb 2008, 19:37

MW hat geschrieben:
ElHanso hat geschrieben:@ Jens: Ich glaube schon, dass auch mein Bruder dabei war. War ja schließlich kult... :D

"...unsere Heemat ist das Pölizeirevier..." :lol:
*Klugscheißmodus an* Stasihauptrevier! *Klugscheißmodus aus* :lol:
Da is ein Zaungast textfertiger als "einer von uns" - nit zu fassen...

Aber ganz richtig wäre natürlich "Stosihauptrevier" :wink: !

tanngrismir
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Re: Fischtown Pinguins - Lausitzer Füchse (4:3)

Beitrag von tanngrismir » 2. Mär 2008, 20:31

Jens hat geschrieben:Wie sich die nicht mehr ganz so jungen KSV-Fans sicherlich noch erinnern werden, ist Mitte der 90er Jahre, seit die damaligen Füchse Sachsen (ehemals Eissport Weißwasser) erstmals und zum bisher einzigen Mal in der DEL gespielt haben, bei ein paar von uns KSV-Fans so eine Art Kult rund um diesen Eishockeyverein aus dem Osten Deutschlands entstanden. Wie das genau kam, weiß ich gar nicht mehr. Ich glaube, irgendein Fan hat, als damals das erste Aufeinandertreffen der Füchse mit den Huskies anstand, einen in der Kasseler Fanszene zu dem Zeitpunkt oft gehörten Fangesang („Oleee - Hessen Kassel - uh uh - schalala lalalalala“) kurzerhand auf die Füchse umgedichtet und das natürlich im - wie wir meinen - perfekten Sächsisch („Öläää - Süper Fichse - üh üh - schololo - lololololo“) :) .
Seitdem haben wir das Lied und die Füchse dann ja ein ums andere Mal gefeiert, und es kamen noch diverse selbst kreierte (natürlich ebenfalls von KSV-Gesängen abgekupferte) Lieder dazu. Wir hatten immer eine Menge Spaß damit, und manchmal wird ja selbst heute noch der eine oder andere Klassiker von damals angestimmt.

Als ich nun vergangene Woche ein paar Tage in Bremerhaven verbracht und mir dabei u.a. auch das UEFA-Cup-Spiel Werder gegen Sporting Braga angesehen habe, hat sich für mich DIE Gelegenheit ergeben, mal ein Spiel der Füchse live zu sehen, da diese ausgerechnet in der halben Woche, die ich da oben war, bei den in Bremerhaven beheimateten Fischtown-Pinguins gespielt haben.
Seit ich davon erfahren hatte, dass dieses Spiel am letzten Abend vor meiner Abreise stattfinden würde, stand für mich fest, dass ich da hin MUSSTE! Und so begab ich mich an diesem Freitagabend ins Eisstadion am Wilhelm-Kaisen-Platz, um mir dieses Duell zweier gegen den Abstieg aus der 2. Bundesliga spielenden Mannschaften anzusehen - naja, wenn ich ehrlich bin, eigentlich nicht primär wegen des Spiels. Eishockey ist zwar ein geiler Sport, aber im Gegensatz zur deutschen Nationalmannschaft bzw. zu Weltmeisterschaften interessiert mich der Ligabetrieb dann doch weniger. In erster Linie wollte ich mit ein paar Fans aus Sachsen ins Gespräch kommen, und meine große Hoffnung war, vielleicht einen Schal tauschen zu können. Für dieses Vorhaben brachte ich natürlich extra einen KSV-Schal mit; man muss ja für alle Fälle gewappnet sein :wink: .

Am Ort des Geschehens angekommen, haben mich erstmal einige Dinge gefreut, die man vom Kasseler Eishockey noch anders in Erinnerung hat bzw. die auch beim Fußball immer weniger zu finden sind.
So kostete der Stehplatz ermäßigt zehn Euro, was für Eishockey-Verhältnisse - vergleicht man es mit den Preisen, die schon vor Jahren in Kassel genommen wurden - eigentlich ganz okay ist, finde ich. Mit einem Bierpreis von € 2,20 für ein richtiges Bier (Herforder) konnte ich auch gut leben. Witzig fand’ ich, dass der - nicht unerhebliche- Bierkonsum hier anscheinend so selbstverständlich ist, dass man so vorbereitete „Viererträger“ aus Pappe zum Freundschaftspreis von € 8,50 anbietet. Die Teile sind, soweit ich es gesehen habe, auch ganz gut weg gegangen...

Die Halle selbst ist ein kleines süßes Rund, das ca. 2000 Zuschauern Platz bietet. Es gibt gerade mal 500 Sitzplätze, also auf dem überwiegenden Teil der Ränge ist Stehen angesagt - wie es sich halt für einen Sportfan gehört :) ! Die Plätze verteilen sich in erster Linie auf die beiden Seitengeraden - auf einer Seite sämtliche Sitz- und einige Stehplätze und auf der anderen Seite ausschließlich Stehplätze. Naja, und dann stehen halt noch ein paar Leute hinter den Toren hinter der Bande, wie man das auch aus anderen Hallen kennt.
Da ich ein paar Fotos gemacht und mich mal hier und mal dort aufgehalten habe, ist noch zu erwähnen, dass man dort nicht wie andernorts :wink: von „besonders wichtigen“ Fans, die für zig Leute die Plätze freihalten, sofort wieder weggejagt wird sondern sich überall mal aufhalten konnte (zumindest war das da, wo ich so stand, überall der Fall).
Was von Anfang an sehr auffällig und weniger angenehm war, war die Tatsache, dass es in dem Eisstadion arschkalt war. Ich war schon winterlich angezogen und habe trotzdem gefroren. Ich frage mich in dem Zusammenhang, ob eigentlich die Kasseler Eissporthalle beheizt ist oder ob ich einfach schon zu lange nicht mehr beim Eishockey war :-? ... Wie ich jetzt im Internet gelesen habe, soll die Halle in Bremerhaven an beiden Enden offen sein - oder zumindest soll dies 2003 (als derjenige, der das geschrieben hat, dort war) so gewesen sein. Hmm, also es klingt vielleicht bescheuert, aber ich habe da keine „offenen Enden“ gesehen. Frage mich dann halt, warum es da so extrem kalt war...

Nun denn, durch mein mehrfaches „Wandern“ war ich wenigstens ein bisschen in Bewegung. Was ich in dem Zusammenhang regelrecht genossen habe, war dass man ohne weiteres zwischen Heim- und Gästefans hin und her spazieren konnte, also ohne von der Polizei daran gehindert oder dafür zumindest kritisch beäugt zu werden. Letzteres war schon deswegen nicht möglich, weil erst gar keine Polizei da war. Ja, sowas gibt’s noch im höherklassigen Mannschaftssport! Ist man als Fußball-Fan gar nicht mehr gewohnt... Und dabei hatte man doch als leidgeprüfter Anhänger eines Fußball-Regionalligisten so fest mit Bullerei gerechnet, dass man vor Beginn des Spiels erstmal die vermeintlich von einem Podest die Fans filmenden Uniformträger fotografierte ... ehe einem klar wurde (und man sich bestätigen ließ), dass das das Fernsehen war und es bei den Eishockeyspielen in Bremerhaven eigentlich selten Probleme gibt :oops: .

Irgendwann, als das Spiel schon lief, habe ich dann aber doch einen mehr oder weniger festen Platz bezogen, der sich natürlich ganz in der Nähe der Fans aus der Lausitz befand. Es dauerte nicht lange, ehe mir unmissverständlich klar wurde, dass die Jungs ja in Wirklichkeit weit weniger sächseln, als wir uns das immer ausgemalt hatten. Es war fast schon enttäuschend, sie ein klares „Füchse“ oder „Weißwasser“ skandieren zu hören anstelle der erwarteten „Fichse“ oder „Weeßwosser“ :) :( .
Habe ich mir das Ganze während des ersten Drittels erstmal aus ein paar Metern Entfernung angesehen und angehört, was die etwa 50 anwesenden Füchse-Fans so an Support hinlegten, so fasste ich mir in der ersten Drittelpause ein Herz und sprach den Trommler an. Ich erzählte ihm von dem Kult, den sein Verein bei einigen von uns darstellt(e) und von meinem Wunschtraum, einen Schal tauschen zu können. Leider hatte ich mir in ihm einen rausgesucht, der keinen Schal dabei hatte. Er fragte zwar netterweise andere Fans im Block, ob sie tauschen wollten, aber wie ich mir das schon dachte, wollte das keiner machen. Sowas entsteht halt eher aus dem direkten Gespräch heraus und weniger über Dritte. Aber es war ja noch Zeit. Und es war auch so ganz nett, mit Christian - so hieß der Trommler - bei ´nem Bierchen ein bisschen zu labern und dabei ein paar interessante Dinge in Erfahrung zu bringen. So sprach ich ihn darauf an, was denn diese „Dynamo“-Sprechchöre, die es teilweise während des ersten Drittels gegeben hatte, bedeuteten. Da einer von ihnen auch noch mit einer weinroten Dynamo-Jacke mit dem Wappen von Dynamo Dresden rumlief, fragte ich, ob die Füchse-Fans mit den Fußball-Fans von Dynamo Dresden befreundet seien. Dem ist aber keinesfalls so, sagte er, das käme schon daher nicht in Frage, weil die Dresdner Fußball-Fans doch eher Randalebrüder seien und man mit denen daher nichts am Hut habe (bzw. die Dresdner mit ihnen halt auch nicht). Er klärte mich auf, dass ihr Verein zu DDR-Zeiten Dynamo Weißwasser geheißen hat und man zudem das gleiche Wappen und die gleichen Vereinsfarben wie Dynamo Dresden hatte („no“ sagte er zu meiner verdutzten Nachfrage). Das hat mich wirklich überrascht, muss ich sagen. Von Dynamo Berlin als Vorgänger der heutigen Eisbären Berlin wusste ich, aber das nicht. Eissport Weißwasser sei dann nach der Wende der Nachfolger von Dynamo Weißwasser gewesen (ich dachte, dass die auch früher schon Eissport hießen). Im Laufe des Gesprächs wurde (auch durch Andere) noch mal bestätigt, was ich schon mal gehört hatte, aber nie so recht glauben konnte: Es gab wirklich nur zwei Eishockeyvereine in der DDR, und die haben immer und immer wieder gegeneinander gespielt und untereinander den Meister ausgespielt. Eine Saison bestand damals wohl aus vier Blocks á Best Of Seven. Wenn jedes Team einen Block gewonnen hatte, dann stand es quasi 1:1. Dagegen ist der heutige Modus der DEL und 2. Liga ja regelrecht abwechslungsreich - es gibt viele viele Teams, und sie spielen (von den Playoffs abgesehen) „nur“ viermal gegeneinander ;-)...
Als das Spiel wieder begann, animierte mich Christian, mich doch zu ihnen zu stellen. Und so ergab es sich natürlich zwangsläufig, dass ich die Füchse auch mit anfeuerte. Wer von uns „Füchse-Fanatikern“ unter den KSV-Fans hätte das vor zehn Jahren gedacht, dass mal einer von uns derart Karriere machen würde :P ...?

Im weiteren Spielverlauf und auch während der zweiten Drittelpause gab es natürlich noch weitere Gespräche. So war es für Christian zum einen interessant zu erfahren, dass es im Gegensatz zu dem, was er dachte, „bei uns auf der Ecke“ mitnichten viele Clubs gibt, sondern wir zwischen Erfurt und Dortmund sowie Hannover und Frankfurt der einzige höherklassige Club sind (und Frankfurt eben noch weit von uns entfernt ist :wink: ...). Und zum anderen staunte er nicht schlecht, als ich ihm im Bezug auf Spiele, die man als Derbys bezeichnen kann, von der Hooligan-Unterstützung aus Jena erzählte, die der FSV Frankfurt und sein ansonsten eigentlich immer friedlich gewesener Anhang seit ein paar Jahren erfährt.
Ich kam mit einem anderen Fan ins Gespräch, und natürlich machte ich auch hier keinen Hehl aus meiner Absicht, einen Schal zu tauschen. Aber auch mit ihm war ich ausgerechnet an einen geraten, der keinen trug... Derjenige wollte dann wissen, was ich denn so an Eishockey-Schals zuhause habe. Hier konnte ich neben den Huskies nur auf Starbulls Rosenheim, Preußen Berlin und die Hammer Eisbären verweisen. Da der Schal der Eisbären natürlich ein recht exotischer ist (nicht nur weil es den Verein nicht mehr gibt sondern weil das noch ein einfach genähter ist), machte er den Vorschlag, dass er mir seinen Füchse-Schal von zuhause aus zuschicken würde, wenn ich ihm den Eisbären-Schal schicke. Hierüber war ich aber weniger begeistert, denn irgendwie geht einem Tausch per Post so ein bisschen die Wirkung verloren, finde ich. Außerdem geht es ja darum, den eigenen Schal zu tauschen und nicht irgend einen. Ich dachte trotzdem kurz drüber nach, sagte ihm dann aber, dass ich das Angebot nicht fair finde, denn ich wollte ja auch keinen Nostalgie-Schal vom SC Riessersee, sondern einen aktuellen von den Füchsen. wo man also viel leichter dran kommt als an so eine Rarität, wie ich sie habe. Seine Argumentation war, dass sie eben Eishockey- und keine Fußball-Fans sind, was ich natürlich auch nachvollziehen konnte. Bei uns im Fanblock würde auch kaum jemand „hurra“ schreien, wenn ein Eishockey-Fan aus z.B. Crimmitschau auftauchen würde und seinen Schal gegen einen KSV-Schal tauschen wollte. Nun denn, dann hatte ich halt Pech gehabt.
Übrigens ist mir bei ihm noch eine Sache sehr verdächtig vorgekommen. Er meinte, ich würde den Schal dann doch bestimmt verkaufen wollen (vermutlich war das Spaß, ansonsten würde ich mich fragen, in welcher Welt er lebt, denn wem außer mir bedeutet ein Schal eines abstiegsbedrohten Eishockey-Zweitligisten etwas...). Und als ich das verneinte und das mit dem Beispiel zu untermauern versuchte, dass ich auch einige Schals aus der Türkei habe, die damals nur ein paar Mark gekostet haben und ich trotzdem nicht zu Geld gemacht habe, fiel er mir andauernd ins Wort und winkte ab. „Ich hab’ sogar Schals aus der Türkei...“ - „Oh nee...!“ - „Nein, was ich sagen wollte, ist dass ich sogar die...“ - „Nee, hör’ auf...!“, und er verdrehte den Kopf. Hat echt lange gedauert, bis ich ihm klar machen konnte, was ich sagen wollte (naja, vielleicht hat’s auch gar nicht geklappt...), denn er schien so eine Abneigung gegen die Türkei zu haben, dass es ihm wichtiger war, derselben Ausdruck zu verleihen, als mich meinen Satz zu Ende sagen zu lassen. Da es von der „Frisur“ her auch gepasst hat, wurde man schlagartig an das Problem erinnert, welches es leider in sehr vielen ostdeutschen Fußball-Fanszenen gibt. Natürlich hoffe ich, dass das nur eine Einzelmeinung war und nicht als symptomatisch für die ESW-Fanszene anzusehen ist. Jedenfalls hörte ich aus dem Fanblock keinerlei rechtes Gedankengut, und entsprechende Aufnäher sind mir auch nicht aufgefallen. Ich war auf alle Fälle letztlich froh, mich mit ihm auf keinen Deal eingelassen zu haben.

Als das Spiel für die Sachsen knapp verloren ging, verabschiedeten sich Christian und ich, und man wünschte sich gegenseitig alles Gute. Leider hat er wohl kein Internet, so dass man auf diesem Wege nicht in Kontakt bleiben konnte. Die Möglichkeit, Handynummern auszutauschen, zog ich gar nicht erst in Erwägung, denn erfahrungsgemäß meldet man sich meistens ja sowieso nicht...
Die Felle, noch an einen Füchse-Schal dran zu kommen, schwammen mir jetzt, da die Gästefans die Halle verließen, natürlich so allmählich davon. Da ich nichts unversucht gelassen haben wollte, folgte ich der Anhängerschar und versuchte im Dunkeln rund um den Fanbus noch mein Glück, aber auch hier fand’ ich keinen Tauschwilligen. Ich fragte mich, ob ich wohl bereit wäre, statt zu tauschen notfalls auch einfach zu bezahlen oder ob das für den Spaß dann vielleicht doch ein bisschen weit gehen würde. Naja, letztlich zog ich alle Register, aber weder fand sich von den abwandernden, teilweise in der Nähe wohnenden Fans jemand, der tauschen oder verkaufen wollte, noch war im Mannschaftsbus ein Schal vorhanden (jedenfalls laut Aussage des Busfahrers und der paar Spieler, die zu dem Zeitpunkt schon am Bus waren).

Es schien also so, als sollte ich leider kein Glück gehabt haben. Hätte ich - ehrlich gesagt - nicht für möglich gehalten, dass man nicht einen einzigen Schalsammler trifft, dem so ein Tausch sogar gelegen kommt. Schließlich wird es nicht alle Tage vorkommen, dass ein Fußballfan mit einem Eishockeyfan tauschen will.
Ich bin dann noch mal zum Eingang gegangen, wo noch ein paar Piguins- und Füchse-Fans beim Bier zusammen standen. Nach einem weiteren erfolglosen Tauschversuch verharrte ich einfach noch ein bisschen in der Nähe des Eingangs und beobachtete das Geschehen. Mal wieder eine schöne Sache, das zu erleben, wie sich gegnerische Fans locker unterhalten können, ohne dass es Ärger gibt. Wie schön, wenn man nicht auf jeden Gegner immer gleich „scheißt“, obwohl nichts vorgefallen ist (ich erinnere mal an unsere dämlichen Anti-Gesänge gegen alle möglichen Gegner in der letzten Zeit), und wie schön, wenn es keine uniformierten Wichtigtuer gibt, die durch ihre unerwünschte Einmischung manchen Zoff erst entstehen lassen!

Kurz bevor ich dann sicherlich auch gegangen wäre, hat mich glücklicherweise ein Füchse-Fan, der sich mit einem Bremerhavener unterhalten hat, aus Spaß angezeckt: „Und dann gibt es noch Leute, die stehen einfach rum und gucken...“. Und er ließ sofort ein „Spaaaaaß!“ folgen. „Schon klar“, signalisierte ich, und so war das nächste Gespräch entstanden. Ich klagte ihm gleich mein Leid, wie schwer es doch ist, an einen Füchse-Schal zu kommen, und erzählte ihm natürlich auch die Geschichte, wie bei uns in Kassel dieser Kult um die Füchse Sachsen entstanden ist. Tja, er selbst konnte wohl auch nicht tauschen, da es sich bei dem Schal, den er um den Hals trug, um einen Fanclub-Schal handelte. Den hätte ich aber auch nicht haben wollen, das war halt nur ein Balkenschal mit einem Wappen drauf. Es sollte ja nach Möglichkeit schon was sein, wo der ganze Vereinsname und vor allem „Füchse“ drauf steht :) . Mike - so hieß derjenige - organisierte mir netterweise aber spontan einen Tauschschal! Ich weiß es gar nicht mehr, ob ein anderer Fan einen Schal trug, der eigentlich Mike gehörte oder ob der sich von Mike überreden ließ, seinen zu tauschen. Jedenfalls war es auf die letzte Minute doch noch zu meinem lange ersehnten Tausch gekommen, so dass ich jetzt stolzer Besitzer eines Füchse-Schals bin :) !

Auf diese super nette Aktion hin gab ich natürlich erstmal einen aus, und man unterhielt sich noch ein bisschen. Ein Bremerhavener hatte schon vorher so Andeutungen gemacht, dass er mit Kasselern so seine Probleme hätte, und ich wollte das natürlich genauer wissen. Er bezog sich dann ausschließlich auf die Kasseler Eishockeyfans und meinte, dass das mit uns Fußball-Fans ja nichts zu tun habe. Jedenfalls wäre er bei der Eishockey-WM 2001, die ja in Deutschland war, auf Huskies-Fans getroffen und habe diese als sehr arrogant erlebt. Bei einer Eishockey-WM sei das eigentlich so, dass alle Fans zusammen stehen, egal aus welchem Lager sie stammen, und dass man auch Kontakte knüpft. Mit den Kasselern sei aber praktisch gar kein Gespräch möglich gewesen, die hätten sich offenbar für was Besseres gehalten. So nach dem Motto „Wer seid IHR denn...? - Ein Zweitligist...?“. Ich konnte es kaum glauben und schämte mich irgendwie ein bisschen für diese Leute, die damit schön die ganze (Kasseler) Innung blamiert haben, und drückte dem Bremerhavener gegenüber mein Unverständnis über dieses Verhalten aus.

Während des Gesprächs mit dem Bremerhavener stimmte Mike, dessen Kumpel ja jetzt den KSV-Schal um den Hals trug, übrigens mehrfach ein „HEEESSSEN KAS - SEL“ an, was ich mit dem entsprechenden Klatschrhythmus beantwortete, und woraufhin auch noch andere Füchse-Fans mit einstimmten. Das war dann natürlich die günstige Gelegenheit für mich, mal ein gepflegtes „Öläää - Süper Fichse - üh üh - schololo lololololo“ zu schmettern, was einen Füchse-Fan zu der Aussage „der sächselt ja mehr wie wir“ veranlasste :D . Natürlich machte den Gesang (auch auf Hochdeutsch) keiner mit, weil das bei denen halt wahrscheinlich noch nie gesungen wurde. Stattdessen machte mir, nachdem ich das Lied zum zweiten Mal angestimmt hatte, ein Anderer (ich glaube, das war sogar mein Tauschpartner) vor, was bei denen wirklich gesungen wird. Nämlich „ESW, Du bist unsre Welt, ja wir ficken für Geld! Nur der harte Kern, zieh’ ihn raus, steck’ ihn rein für den Verein!“ Alles klar, wieder was gelernt :wink: ...

Gelernt habe ich auch so eine Menge, u.a. die für uns KSV-Fans, die wir die Füchse-Fahne hochhalten, fast schon ernüchternde Tatsache, dass in Weißwasser - mit Ausnahme des zustimmenden „no“ - anscheinend kaum bis gar nicht gesächselt wird. Jedenfalls hat keiner, mit dem ich mich da oben unterhalten habe, Dialekt gesprochen oder zumindest nicht so, dass es mir deutlich aufgefallen wäre, und die Gesänge und Sprechchöre sind halt „leider“ auch alle auf Hochdeutsch gehalten. Leute, ist das nicht bitter :( ...?

Unterm Strich bin ich total glücklich, wie alles gelaufen ist! Es war ein klasse Abend mit netten Leuten, und ich bin tierisch froh, dass ich da war! Gut letztlich auch, dass das mit dem Schaltausch vorher andauernd nicht geklappt hat, denn sonst hätte ich Mike & Co. vermutlich nicht mehr getroffen.

Für den Fall, dass der eine oder andere - auf welchen Umwegen auch immer - diesen Bericht liest, grüße ich hiermit mal ganz herzlich alle Füchse-Fans, die in Bremerhaven waren und besonders natürlich diejenigen, mit denen ich mich nett unterhalten habe und mit denen nach dem Spiel noch ein bisschen Party war! Besonderen Gruß und nochmals besten Dank an Mike für die Aktion mit dem Schaltausch! Grüße auch an die Bremerhavener, die am Ende noch mit dabei waren besonders an denjenigen, mit dem das interessante Gespräch zustande kam!

Außerdem grüße ich hiermit natürlich auch alle „Füchse-Fanatiker“ unter den KSV-Fans :) !


Jasch
Mahlzeit nach Hessen,

und erstmal herzliche Grüße aus der "Zone" :D

Freut mich daß wir uns auf diese Art und Weise mal wieder "lesen". Daß ich mal dazu komme mich in nem Fußballforum anzumelden :roll: Aber was trägt man nicht alles zur Völkerverständigung bei - hab ich jetzt halt einen Sportverein mehr, bei dem ich nen bissel beobachten kann wie er sich so schlägt. Ist übrigens ein genialer Bericht, den du da verfasst hast - vielen Dank dafür.
Im übrigen könnte das von dir festgestellte "nichtsächseln" damit zusammen hängen, das die Fanszene in Weißwasser sehr weitläufig ist. Das zieht sich von Dresden nach Osten über Bischofswerda, Bautzen, Görlitz, Niesky in Richtung Norden dann weiter über Spremberg, Cottbus bis teilweise Finsterwalde (ja und nu gucke mal in ne Karte 8) ) Und um das ganze zu verstehen muß man erwähnen daß die DDR damals in Bezirke eingeteilt war und Weisswasser zum Bezirk Cottbus also mehr oder weniger Brandenburg gehörte. Und noch früher gehörte es zu Schlesien, welches ein Teil von Preußen war. Zu Sachsen gehört Weisswasser, auf Grund eines Volksentscheides erst seit kurz nach der Wende. Ich für meinen Teil kann behaupten stolz darauf zu sein KEIN Sachse zu sein - nicht mal gedanklich. Ich wohne lediglich in diesem Bundesland. Das dürfte für ne grobe Erläuterung reichen - tiefgründigere Dialektgeschichten erspar ich euch jetzt mal.

So, dann hoffe ich mal daß man sich vielleicht mal irgendwo wieder sieht - hat mich nämlich gefreut.

beste Grüße

tanngrismir

Jens
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Re: Fischtown Pinguins - Lausitzer Füchse (4:3)

Beitrag von Jens » 3. Mär 2008, 00:13

tanngrismir hat geschrieben:
Jens hat geschrieben:Wie sich die nicht mehr ganz so jungen KSV-Fans sicherlich noch erinnern werden, ist Mitte der 90er Jahre, seit die damaligen Füchse Sachsen (ehemals Eissport Weißwasser) erstmals und zum bisher einzigen Mal in der DEL gespielt haben, bei ein paar von uns KSV-Fans so eine Art Kult rund um diesen Eishockeyverein aus dem Osten Deutschlands entstanden. Wie das genau kam, weiß ich gar nicht mehr. Ich glaube, irgendein Fan hat, als damals das erste Aufeinandertreffen der Füchse mit den Huskies anstand, einen in der Kasseler Fanszene zu dem Zeitpunkt oft gehörten Fangesang („Oleee - Hessen Kassel - uh uh - schalala lalalalala“) kurzerhand auf die Füchse umgedichtet und das natürlich im - wie wir meinen - perfekten Sächsisch („Öläää - Süper Fichse - üh üh - schololo - lololololo“) :) .
Seitdem haben wir das Lied und die Füchse dann ja ein ums andere Mal gefeiert, und es kamen noch diverse selbst kreierte (natürlich ebenfalls von KSV-Gesängen abgekupferte) Lieder dazu. Wir hatten immer eine Menge Spaß damit, und manchmal wird ja selbst heute noch der eine oder andere Klassiker von damals angestimmt.

Als ich nun vergangene Woche ein paar Tage in Bremerhaven verbracht und mir dabei u.a. auch das UEFA-Cup-Spiel Werder gegen Sporting Braga angesehen habe, hat sich für mich DIE Gelegenheit ergeben, mal ein Spiel der Füchse live zu sehen, da diese ausgerechnet in der halben Woche, die ich da oben war, bei den in Bremerhaven beheimateten Fischtown-Pinguins gespielt haben.
Seit ich davon erfahren hatte, dass dieses Spiel am letzten Abend vor meiner Abreise stattfinden würde, stand für mich fest, dass ich da hin MUSSTE! Und so begab ich mich an diesem Freitagabend ins Eisstadion am Wilhelm-Kaisen-Platz, um mir dieses Duell zweier gegen den Abstieg aus der 2. Bundesliga spielenden Mannschaften anzusehen - naja, wenn ich ehrlich bin, eigentlich nicht primär wegen des Spiels. Eishockey ist zwar ein geiler Sport, aber im Gegensatz zur deutschen Nationalmannschaft bzw. zu Weltmeisterschaften interessiert mich der Ligabetrieb dann doch weniger. In erster Linie wollte ich mit ein paar Fans aus Sachsen ins Gespräch kommen, und meine große Hoffnung war, vielleicht einen Schal tauschen zu können. Für dieses Vorhaben brachte ich natürlich extra einen KSV-Schal mit; man muss ja für alle Fälle gewappnet sein :wink: .

Am Ort des Geschehens angekommen, haben mich erstmal einige Dinge gefreut, die man vom Kasseler Eishockey noch anders in Erinnerung hat bzw. die auch beim Fußball immer weniger zu finden sind.
So kostete der Stehplatz ermäßigt zehn Euro, was für Eishockey-Verhältnisse - vergleicht man es mit den Preisen, die schon vor Jahren in Kassel genommen wurden - eigentlich ganz okay ist, finde ich. Mit einem Bierpreis von € 2,20 für ein richtiges Bier (Herforder) konnte ich auch gut leben. Witzig fand’ ich, dass der - nicht unerhebliche- Bierkonsum hier anscheinend so selbstverständlich ist, dass man so vorbereitete „Viererträger“ aus Pappe zum Freundschaftspreis von € 8,50 anbietet. Die Teile sind, soweit ich es gesehen habe, auch ganz gut weg gegangen...

Die Halle selbst ist ein kleines süßes Rund, das ca. 2000 Zuschauern Platz bietet. Es gibt gerade mal 500 Sitzplätze, also auf dem überwiegenden Teil der Ränge ist Stehen angesagt - wie es sich halt für einen Sportfan gehört :) ! Die Plätze verteilen sich in erster Linie auf die beiden Seitengeraden - auf einer Seite sämtliche Sitz- und einige Stehplätze und auf der anderen Seite ausschließlich Stehplätze. Naja, und dann stehen halt noch ein paar Leute hinter den Toren hinter der Bande, wie man das auch aus anderen Hallen kennt.
Da ich ein paar Fotos gemacht und mich mal hier und mal dort aufgehalten habe, ist noch zu erwähnen, dass man dort nicht wie andernorts :wink: von „besonders wichtigen“ Fans, die für zig Leute die Plätze freihalten, sofort wieder weggejagt wird sondern sich überall mal aufhalten konnte (zumindest war das da, wo ich so stand, überall der Fall).
Was von Anfang an sehr auffällig und weniger angenehm war, war die Tatsache, dass es in dem Eisstadion arschkalt war. Ich war schon winterlich angezogen und habe trotzdem gefroren. Ich frage mich in dem Zusammenhang, ob eigentlich die Kasseler Eissporthalle beheizt ist oder ob ich einfach schon zu lange nicht mehr beim Eishockey war :-? ... Wie ich jetzt im Internet gelesen habe, soll die Halle in Bremerhaven an beiden Enden offen sein - oder zumindest soll dies 2003 (als derjenige, der das geschrieben hat, dort war) so gewesen sein. Hmm, also es klingt vielleicht bescheuert, aber ich habe da keine „offenen Enden“ gesehen. Frage mich dann halt, warum es da so extrem kalt war...

Nun denn, durch mein mehrfaches „Wandern“ war ich wenigstens ein bisschen in Bewegung. Was ich in dem Zusammenhang regelrecht genossen habe, war dass man ohne weiteres zwischen Heim- und Gästefans hin und her spazieren konnte, also ohne von der Polizei daran gehindert oder dafür zumindest kritisch beäugt zu werden. Letzteres war schon deswegen nicht möglich, weil erst gar keine Polizei da war. Ja, sowas gibt’s noch im höherklassigen Mannschaftssport! Ist man als Fußball-Fan gar nicht mehr gewohnt... Und dabei hatte man doch als leidgeprüfter Anhänger eines Fußball-Regionalligisten so fest mit Bullerei gerechnet, dass man vor Beginn des Spiels erstmal die vermeintlich von einem Podest die Fans filmenden Uniformträger fotografierte ... ehe einem klar wurde (und man sich bestätigen ließ), dass das das Fernsehen war und es bei den Eishockeyspielen in Bremerhaven eigentlich selten Probleme gibt :oops: .

Irgendwann, als das Spiel schon lief, habe ich dann aber doch einen mehr oder weniger festen Platz bezogen, der sich natürlich ganz in der Nähe der Fans aus der Lausitz befand. Es dauerte nicht lange, ehe mir unmissverständlich klar wurde, dass die Jungs ja in Wirklichkeit weit weniger sächseln, als wir uns das immer ausgemalt hatten. Es war fast schon enttäuschend, sie ein klares „Füchse“ oder „Weißwasser“ skandieren zu hören anstelle der erwarteten „Fichse“ oder „Weeßwosser“ :) :( .
Habe ich mir das Ganze während des ersten Drittels erstmal aus ein paar Metern Entfernung angesehen und angehört, was die etwa 50 anwesenden Füchse-Fans so an Support hinlegten, so fasste ich mir in der ersten Drittelpause ein Herz und sprach den Trommler an. Ich erzählte ihm von dem Kult, den sein Verein bei einigen von uns darstellt(e) und von meinem Wunschtraum, einen Schal tauschen zu können. Leider hatte ich mir in ihm einen rausgesucht, der keinen Schal dabei hatte. Er fragte zwar netterweise andere Fans im Block, ob sie tauschen wollten, aber wie ich mir das schon dachte, wollte das keiner machen. Sowas entsteht halt eher aus dem direkten Gespräch heraus und weniger über Dritte. Aber es war ja noch Zeit. Und es war auch so ganz nett, mit Christian - so hieß der Trommler - bei ´nem Bierchen ein bisschen zu labern und dabei ein paar interessante Dinge in Erfahrung zu bringen. So sprach ich ihn darauf an, was denn diese „Dynamo“-Sprechchöre, die es teilweise während des ersten Drittels gegeben hatte, bedeuteten. Da einer von ihnen auch noch mit einer weinroten Dynamo-Jacke mit dem Wappen von Dynamo Dresden rumlief, fragte ich, ob die Füchse-Fans mit den Fußball-Fans von Dynamo Dresden befreundet seien. Dem ist aber keinesfalls so, sagte er, das käme schon daher nicht in Frage, weil die Dresdner Fußball-Fans doch eher Randalebrüder seien und man mit denen daher nichts am Hut habe (bzw. die Dresdner mit ihnen halt auch nicht). Er klärte mich auf, dass ihr Verein zu DDR-Zeiten Dynamo Weißwasser geheißen hat und man zudem das gleiche Wappen und die gleichen Vereinsfarben wie Dynamo Dresden hatte („no“ sagte er zu meiner verdutzten Nachfrage). Das hat mich wirklich überrascht, muss ich sagen. Von Dynamo Berlin als Vorgänger der heutigen Eisbären Berlin wusste ich, aber das nicht. Eissport Weißwasser sei dann nach der Wende der Nachfolger von Dynamo Weißwasser gewesen (ich dachte, dass die auch früher schon Eissport hießen). Im Laufe des Gesprächs wurde (auch durch Andere) noch mal bestätigt, was ich schon mal gehört hatte, aber nie so recht glauben konnte: Es gab wirklich nur zwei Eishockeyvereine in der DDR, und die haben immer und immer wieder gegeneinander gespielt und untereinander den Meister ausgespielt. Eine Saison bestand damals wohl aus vier Blocks á Best Of Seven. Wenn jedes Team einen Block gewonnen hatte, dann stand es quasi 1:1. Dagegen ist der heutige Modus der DEL und 2. Liga ja regelrecht abwechslungsreich - es gibt viele viele Teams, und sie spielen (von den Playoffs abgesehen) „nur“ viermal gegeneinander ;-)...
Als das Spiel wieder begann, animierte mich Christian, mich doch zu ihnen zu stellen. Und so ergab es sich natürlich zwangsläufig, dass ich die Füchse auch mit anfeuerte. Wer von uns „Füchse-Fanatikern“ unter den KSV-Fans hätte das vor zehn Jahren gedacht, dass mal einer von uns derart Karriere machen würde :P ...?

Im weiteren Spielverlauf und auch während der zweiten Drittelpause gab es natürlich noch weitere Gespräche. So war es für Christian zum einen interessant zu erfahren, dass es im Gegensatz zu dem, was er dachte, „bei uns auf der Ecke“ mitnichten viele Clubs gibt, sondern wir zwischen Erfurt und Dortmund sowie Hannover und Frankfurt der einzige höherklassige Club sind (und Frankfurt eben noch weit von uns entfernt ist :wink: ...). Und zum anderen staunte er nicht schlecht, als ich ihm im Bezug auf Spiele, die man als Derbys bezeichnen kann, von der Hooligan-Unterstützung aus Jena erzählte, die der FSV Frankfurt und sein ansonsten eigentlich immer friedlich gewesener Anhang seit ein paar Jahren erfährt.
Ich kam mit einem anderen Fan ins Gespräch, und natürlich machte ich auch hier keinen Hehl aus meiner Absicht, einen Schal zu tauschen. Aber auch mit ihm war ich ausgerechnet an einen geraten, der keinen trug... Derjenige wollte dann wissen, was ich denn so an Eishockey-Schals zuhause habe. Hier konnte ich neben den Huskies nur auf Starbulls Rosenheim, Preußen Berlin und die Hammer Eisbären verweisen. Da der Schal der Eisbären natürlich ein recht exotischer ist (nicht nur weil es den Verein nicht mehr gibt sondern weil das noch ein einfach genähter ist), machte er den Vorschlag, dass er mir seinen Füchse-Schal von zuhause aus zuschicken würde, wenn ich ihm den Eisbären-Schal schicke. Hierüber war ich aber weniger begeistert, denn irgendwie geht einem Tausch per Post so ein bisschen die Wirkung verloren, finde ich. Außerdem geht es ja darum, den eigenen Schal zu tauschen und nicht irgend einen. Ich dachte trotzdem kurz drüber nach, sagte ihm dann aber, dass ich das Angebot nicht fair finde, denn ich wollte ja auch keinen Nostalgie-Schal vom SC Riessersee, sondern einen aktuellen von den Füchsen. wo man also viel leichter dran kommt als an so eine Rarität, wie ich sie habe. Seine Argumentation war, dass sie eben Eishockey- und keine Fußball-Fans sind, was ich natürlich auch nachvollziehen konnte. Bei uns im Fanblock würde auch kaum jemand „hurra“ schreien, wenn ein Eishockey-Fan aus z.B. Crimmitschau auftauchen würde und seinen Schal gegen einen KSV-Schal tauschen wollte. Nun denn, dann hatte ich halt Pech gehabt.
Übrigens ist mir bei ihm noch eine Sache sehr verdächtig vorgekommen. Er meinte, ich würde den Schal dann doch bestimmt verkaufen wollen (vermutlich war das Spaß, ansonsten würde ich mich fragen, in welcher Welt er lebt, denn wem außer mir bedeutet ein Schal eines abstiegsbedrohten Eishockey-Zweitligisten etwas...). Und als ich das verneinte und das mit dem Beispiel zu untermauern versuchte, dass ich auch einige Schals aus der Türkei habe, die damals nur ein paar Mark gekostet haben und ich trotzdem nicht zu Geld gemacht habe, fiel er mir andauernd ins Wort und winkte ab. „Ich hab’ sogar Schals aus der Türkei...“ - „Oh nee...!“ - „Nein, was ich sagen wollte, ist dass ich sogar die...“ - „Nee, hör’ auf...!“, und er verdrehte den Kopf. Hat echt lange gedauert, bis ich ihm klar machen konnte, was ich sagen wollte (naja, vielleicht hat’s auch gar nicht geklappt...), denn er schien so eine Abneigung gegen die Türkei zu haben, dass es ihm wichtiger war, derselben Ausdruck zu verleihen, als mich meinen Satz zu Ende sagen zu lassen. Da es von der „Frisur“ her auch gepasst hat, wurde man schlagartig an das Problem erinnert, welches es leider in sehr vielen ostdeutschen Fußball-Fanszenen gibt. Natürlich hoffe ich, dass das nur eine Einzelmeinung war und nicht als symptomatisch für die ESW-Fanszene anzusehen ist. Jedenfalls hörte ich aus dem Fanblock keinerlei rechtes Gedankengut, und entsprechende Aufnäher sind mir auch nicht aufgefallen. Ich war auf alle Fälle letztlich froh, mich mit ihm auf keinen Deal eingelassen zu haben.

Als das Spiel für die Sachsen knapp verloren ging, verabschiedeten sich Christian und ich, und man wünschte sich gegenseitig alles Gute. Leider hat er wohl kein Internet, so dass man auf diesem Wege nicht in Kontakt bleiben konnte. Die Möglichkeit, Handynummern auszutauschen, zog ich gar nicht erst in Erwägung, denn erfahrungsgemäß meldet man sich meistens ja sowieso nicht...
Die Felle, noch an einen Füchse-Schal dran zu kommen, schwammen mir jetzt, da die Gästefans die Halle verließen, natürlich so allmählich davon. Da ich nichts unversucht gelassen haben wollte, folgte ich der Anhängerschar und versuchte im Dunkeln rund um den Fanbus noch mein Glück, aber auch hier fand’ ich keinen Tauschwilligen. Ich fragte mich, ob ich wohl bereit wäre, statt zu tauschen notfalls auch einfach zu bezahlen oder ob das für den Spaß dann vielleicht doch ein bisschen weit gehen würde. Naja, letztlich zog ich alle Register, aber weder fand sich von den abwandernden, teilweise in der Nähe wohnenden Fans jemand, der tauschen oder verkaufen wollte, noch war im Mannschaftsbus ein Schal vorhanden (jedenfalls laut Aussage des Busfahrers und der paar Spieler, die zu dem Zeitpunkt schon am Bus waren).

Es schien also so, als sollte ich leider kein Glück gehabt haben. Hätte ich - ehrlich gesagt - nicht für möglich gehalten, dass man nicht einen einzigen Schalsammler trifft, dem so ein Tausch sogar gelegen kommt. Schließlich wird es nicht alle Tage vorkommen, dass ein Fußballfan mit einem Eishockeyfan tauschen will.
Ich bin dann noch mal zum Eingang gegangen, wo noch ein paar Piguins- und Füchse-Fans beim Bier zusammen standen. Nach einem weiteren erfolglosen Tauschversuch verharrte ich einfach noch ein bisschen in der Nähe des Eingangs und beobachtete das Geschehen. Mal wieder eine schöne Sache, das zu erleben, wie sich gegnerische Fans locker unterhalten können, ohne dass es Ärger gibt. Wie schön, wenn man nicht auf jeden Gegner immer gleich „scheißt“, obwohl nichts vorgefallen ist (ich erinnere mal an unsere dämlichen Anti-Gesänge gegen alle möglichen Gegner in der letzten Zeit), und wie schön, wenn es keine uniformierten Wichtigtuer gibt, die durch ihre unerwünschte Einmischung manchen Zoff erst entstehen lassen!

Kurz bevor ich dann sicherlich auch gegangen wäre, hat mich glücklicherweise ein Füchse-Fan, der sich mit einem Bremerhavener unterhalten hat, aus Spaß angezeckt: „Und dann gibt es noch Leute, die stehen einfach rum und gucken...“. Und er ließ sofort ein „Spaaaaaß!“ folgen. „Schon klar“, signalisierte ich, und so war das nächste Gespräch entstanden. Ich klagte ihm gleich mein Leid, wie schwer es doch ist, an einen Füchse-Schal zu kommen, und erzählte ihm natürlich auch die Geschichte, wie bei uns in Kassel dieser Kult um die Füchse Sachsen entstanden ist. Tja, er selbst konnte wohl auch nicht tauschen, da es sich bei dem Schal, den er um den Hals trug, um einen Fanclub-Schal handelte. Den hätte ich aber auch nicht haben wollen, das war halt nur ein Balkenschal mit einem Wappen drauf. Es sollte ja nach Möglichkeit schon was sein, wo der ganze Vereinsname und vor allem „Füchse“ drauf steht :) . Mike - so hieß derjenige - organisierte mir netterweise aber spontan einen Tauschschal! Ich weiß es gar nicht mehr, ob ein anderer Fan einen Schal trug, der eigentlich Mike gehörte oder ob der sich von Mike überreden ließ, seinen zu tauschen. Jedenfalls war es auf die letzte Minute doch noch zu meinem lange ersehnten Tausch gekommen, so dass ich jetzt stolzer Besitzer eines Füchse-Schals bin :) !

Auf diese super nette Aktion hin gab ich natürlich erstmal einen aus, und man unterhielt sich noch ein bisschen. Ein Bremerhavener hatte schon vorher so Andeutungen gemacht, dass er mit Kasselern so seine Probleme hätte, und ich wollte das natürlich genauer wissen. Er bezog sich dann ausschließlich auf die Kasseler Eishockeyfans und meinte, dass das mit uns Fußball-Fans ja nichts zu tun habe. Jedenfalls wäre er bei der Eishockey-WM 2001, die ja in Deutschland war, auf Huskies-Fans getroffen und habe diese als sehr arrogant erlebt. Bei einer Eishockey-WM sei das eigentlich so, dass alle Fans zusammen stehen, egal aus welchem Lager sie stammen, und dass man auch Kontakte knüpft. Mit den Kasselern sei aber praktisch gar kein Gespräch möglich gewesen, die hätten sich offenbar für was Besseres gehalten. So nach dem Motto „Wer seid IHR denn...? - Ein Zweitligist...?“. Ich konnte es kaum glauben und schämte mich irgendwie ein bisschen für diese Leute, die damit schön die ganze (Kasseler) Innung blamiert haben, und drückte dem Bremerhavener gegenüber mein Unverständnis über dieses Verhalten aus.

Während des Gesprächs mit dem Bremerhavener stimmte Mike, dessen Kumpel ja jetzt den KSV-Schal um den Hals trug, übrigens mehrfach ein „HEEESSSEN KAS - SEL“ an, was ich mit dem entsprechenden Klatschrhythmus beantwortete, und woraufhin auch noch andere Füchse-Fans mit einstimmten. Das war dann natürlich die günstige Gelegenheit für mich, mal ein gepflegtes „Öläää - Süper Fichse - üh üh - schololo lololololo“ zu schmettern, was einen Füchse-Fan zu der Aussage „der sächselt ja mehr wie wir“ veranlasste :D . Natürlich machte den Gesang (auch auf Hochdeutsch) keiner mit, weil das bei denen halt wahrscheinlich noch nie gesungen wurde. Stattdessen machte mir, nachdem ich das Lied zum zweiten Mal angestimmt hatte, ein Anderer (ich glaube, das war sogar mein Tauschpartner) vor, was bei denen wirklich gesungen wird. Nämlich „ESW, Du bist unsre Welt, ja wir ficken für Geld! Nur der harte Kern, zieh’ ihn raus, steck’ ihn rein für den Verein!“ Alles klar, wieder was gelernt :wink: ...

Gelernt habe ich auch so eine Menge, u.a. die für uns KSV-Fans, die wir die Füchse-Fahne hochhalten, fast schon ernüchternde Tatsache, dass in Weißwasser - mit Ausnahme des zustimmenden „no“ - anscheinend kaum bis gar nicht gesächselt wird. Jedenfalls hat keiner, mit dem ich mich da oben unterhalten habe, Dialekt gesprochen oder zumindest nicht so, dass es mir deutlich aufgefallen wäre, und die Gesänge und Sprechchöre sind halt „leider“ auch alle auf Hochdeutsch gehalten. Leute, ist das nicht bitter :( ...?

Unterm Strich bin ich total glücklich, wie alles gelaufen ist! Es war ein klasse Abend mit netten Leuten, und ich bin tierisch froh, dass ich da war! Gut letztlich auch, dass das mit dem Schaltausch vorher andauernd nicht geklappt hat, denn sonst hätte ich Mike & Co. vermutlich nicht mehr getroffen.

Für den Fall, dass der eine oder andere - auf welchen Umwegen auch immer - diesen Bericht liest, grüße ich hiermit mal ganz herzlich alle Füchse-Fans, die in Bremerhaven waren und besonders natürlich diejenigen, mit denen ich mich nett unterhalten habe und mit denen nach dem Spiel noch ein bisschen Party war! Besonderen Gruß und nochmals besten Dank an Mike für die Aktion mit dem Schaltausch! Grüße auch an die Bremerhavener, die am Ende noch mit dabei waren besonders an denjenigen, mit dem das interessante Gespräch zustande kam!

Außerdem grüße ich hiermit natürlich auch alle „Füchse-Fanatiker“ unter den KSV-Fans :) !


Jasch
Mahlzeit nach Hessen,

und erstmal herzliche Grüße aus der "Zone" :D

Freut mich daß wir uns auf diese Art und Weise mal wieder "lesen". Daß ich mal dazu komme mich in nem Fußballforum anzumelden :roll: Aber was trägt man nicht alles zur Völkerverständigung bei - hab ich jetzt halt einen Sportverein mehr, bei dem ich nen bissel beobachten kann wie er sich so schlägt. Ist übrigens ein genialer Bericht, den du da verfasst hast - vielen Dank dafür.
Im übrigen könnte das von dir festgestellte "nichtsächseln" damit zusammen hängen, das die Fanszene in Weißwasser sehr weitläufig ist. Das zieht sich von Dresden nach Osten über Bischofswerda, Bautzen, Görlitz, Niesky in Richtung Norden dann weiter über Spremberg, Cottbus bis teilweise Finsterwalde (ja und nu gucke mal in ne Karte 8) ) Und um das ganze zu verstehen muß man erwähnen daß die DDR damals in Bezirke eingeteilt war und Weisswasser zum Bezirk Cottbus also mehr oder weniger Brandenburg gehörte. Und noch früher gehörte es zu Schlesien, welches ein Teil von Preußen war. Zu Sachsen gehört Weisswasser, auf Grund eines Volksentscheides erst seit kurz nach der Wende. Ich für meinen Teil kann behaupten stolz darauf zu sein KEIN Sachse zu sein - nicht mal gedanklich. Ich wohne lediglich in diesem Bundesland. Das dürfte für ne grobe Erläuterung reichen - tiefgründigere Dialektgeschichten erspar ich euch jetzt mal.

So, dann hoffe ich mal daß man sich vielleicht mal irgendwo wieder sieht - hat mich nämlich gefreut.

beste Grüße

tanngrismir
Na dann mal herzlich willkommen in der großen weiten Welt des Fußballs :D !

Finde ich ja klasse, dass Du Dich hier zu Wort gemeldet hast! Übrigens ist das ESW-Forum auch das erste Eishockey-Forum, in dem ich mich je angemeldet habe. Tja, was bleibt einem Anderes übrig, wenn man keinen kompletten Namen und keine Telefonnummer von Jemandem hat, was :wink: ...?

Besten Dank auch für die Aufklärung in Sachen Weißwasser! Sowas konnten wir "dummen Wessis" natürlich nicht wissen :oops: .

Hm, da bricht die Welt ja erst richtig für uns zusammen - war doch der Kult vor allem darauf aufgebaut, dass wir Euch für "waschechte Sachsen" gehalten haben :cry: .

Naja, vielleicht setzt sich das Sächsische bei Euch ja noch irgendwann durch - arbeitet mal daran :P ...!

Sollten Füchse und Huskies den Klassenerhalt packen :wink: , dann besuche ich Euch nächste Saison mal bei einem Auswärtsspiel in Kassel. Ansonsten muss ich wohl doch mal das lang gehegte Vorhaben wahr machen und die Reise in die Lausitz antreten...


Schöne Grüße,
Jasch

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