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von Schnurz » 29. Mai 2011, 12:23
Nabend allerseits!
Wollen wir uns nichts vor machen und blicken wir doch einmal 12 Monate zurück: Soeben hatte der KSV zum zweiten Mal den Sprung in Liga drei verpasst, aufgrund unglücklicher Vertragsinhalte der Spieler (fehlende Leistungsorientierung) bei gleichzeitig leistungsorientierter Sponsoringgestaltung, begleitet von verheerenden Einbrüchen bei den Zuschauerzahlen in der Rückrunde wurde uns Angst und Bange. War das Geschäftsjahr 2009 schon mehr als mies (Defizit jenseits von 200T€), dürfte den finanziell Verantwortlichen beim Blick in die Kassen das kalte Grausen nicht mehr aus dem Gesicht gewichen sein.
Gleichzeitig gab es jedoch keinen Südabsteiger aus Liga drei, stattdessen nur einen verschobenen sportlichen Grenzanbieter aus dem Westen (Worms), sportlich und finanziell gerupfte Mitkonkurrenten (SVD und Kickers) sowie einen scheinbaren sportlichen Überaufsteiger (Hoppenheim). Was machte der KSV? Er investierte und zwar massiv! Er ging und dessen bin ich mir absolut sicher, finanziell weit über den Bereich hinaus, der vertretbar gewesen wäre, insbesondere vor dem Hintergrund der katastrophalen Rückserie im Frühling 2010. Man holte gestandene Spieler (Damm, Weigelt, Grembowitz, Mayer etc.) und ließ das Jugendkonzept fallen, man machte sogar etwas vollkommen Neues: Man verbannte Spieler aus dem Kader der Ersten, trotz vorhandener Verträge (Habib), kümmerte sich nicht "so" um sie (Wölk) oder ließ sie einfach links liegen (Lamczyk), da man glaubte, schon adäquaten Ersatz selbst gezogen zu haben (Wolf). Die Zeichen waren eindeutig: Das Konzept lautete: Alles neu und alles oder nichts, die Verträge waren darüber hinaus erfolgsorientiert, eine gewisse Absicherung des Vereins war damit gewährleistet.
Die Saison ging los, spielerisch oftmals ein Armutszeugnis, doch die Ergebnisse und auch das Verhalten der Schiedsrichter passte. Elfmeterpfiffe in geradezu unglaublicher Weise und unerwartete Punkte stellten sich ein. Gleichzeitig kletterte man im Klassement und auch die Stadionvollendung rückte näher. Mit einem Mal explodierten die Zuschauerzahlen und der Schatzmeister rieb sich die Hände, zu allem Überfluss überwinterte man auch noch am Platz an der Sonne. Die Sponsorengelder flossen vertragsbedingt. Ein finanzielles Seuchenjahr hatte sich mit einem Mal gewandelt in einen kaum für möglich gehaltenen Geldsegen. Ein dickes Punktepolster hatte sich angesammelt. Man gab schlecht nachgestellte Interviews und musste dann doch zur Kenntnis nehmen, dass das Polster schmolz und die Konkurrenz diesen Umstand zur Kadernachbesserung nutzte. In Kassel wurde während dieser Zeit ein Geschäftsführer gesucht, gefunden und begrüßt. Doch sollte man jetzt wieder zurückswitchen in den Sommer 2010? Sollte man wirklich noch einmal einen derartigen finanziellen Drahtseilakt heraufbeschwören, trotz der guten äußeren Umstände? War das nötig? Ein "Sonderangebot" griff man ab, dabei blieb es dann auch.
Jetzt sind wir schlauer aber ich denke nicht, dass wir chancenreicher in die neue Saison gehen.
Für mich haben wir nach wie vor ein hausgemachtes Torwartproblem, aber was soll´s, RWE freut sich ja.
Wir haben keine Verteidigung und schon gar keine eingespielte.
Wir haben kein kreatives Mittelfeld und keine gefährlichen Außen im Überfluss.
Daneben haben wir leider schon wieder ein gefühltes "altes" Stadion, dass keine neuen Zuschauer anzieht und außerdem die dritte Enttäuschung in Folge in den Knochen.
Wir wissen jetzt, wie sich der FSV 2006 gefühlt haben muss, der Unterschied ist nur, dass ich nicht ansatzweise den Optimismus aufbringen kann, den die damaligen Krankfurter Macher aufzubringen im Stande waren, schließlich droht uns jetzt noch mit den aufgerüsteten Kickers und den kleinen Bayern ein ganz anderes Mitstreiterkaliber.
Ich habe immer noch fertig.
schnurz