Seit dem vegangenen Wochenende wissen wir nun endlich:
Geld schießt keine Tore !!
Ralf Rangnick neuer Trainer in Hoffenheim
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Samstag den 30.06.2007 02:54
„Mich schmeißt man nicht raus“
Als Hockey-Trainer galt Bernhard Peters als weltweit Bester seines Fachs. Nun, als Sportdirektor der TSG Hoffenheim, blickt er dem Alltag in der 2. Fußball-Bundesliga entgegen. Wie lange hält ein ehrgeiziger Mann wie er das aus?
Herr Peters, wann erleben wir die TSG Hoffenheim in der 1. Bundesliga?
Wir haben mit dem Aufstieg in die zweite Liga einen guten Schritt gemacht und müssen uns dort in einem extrem schwierigen Feld etablieren. Sicher, wir haben ehrgeizige Ziele, auch bis in die erste Liga. Aber bis dahin müssen wir step-by-step vorgehen, uns weiter stabilisieren.
Können Sie in Hoffenheim das verwirklichen, was Ihnen beim DFB verwehrt wurde?
Das sind zwei verschiedene Paar Schuhe. Der DFB ist ein Verband, Hoffenheim ein Verein. Ich bin sehr glücklich, bei der TSG gelandet zu sein. Wir hier können hier auf kurzem Dienstweg sehr viel bewegen, weil der Kreis von Entscheidungsträgern sehr klein ist. Wenn hier eine Idee entwickelt wird, wird diese mit Vehemenz verfolgt. Dies geschieht weitaus angenehmer und weniger politisch als bei einem großen Verband.
Ist die TSG Hoffenheim das Vorzeige-Modell eines perfekten Profiklubs?
Ein perfekter Profiklub zu sein ist nicht unser Anspruch, dementsprechend ungern werden wir als solcher deklariert. Unser Ziel ist es, eine gute, qualitätvolle Arbeit abzuliefern und nicht nach links und nach rechts zu schauen. Wir sind von diesem Weg überzeugt und gehen ihn ziemlich selbstbewusst.
Welche Rolle spielt Dietmar Hopp dabei?
Dietmar Hopp hat für alle hier eine grundsätzliche Bedeutung. Er ist eine Symbolfigur, eine Art Supervisor für die Ziele unserer Jugendarbeit. Die Förderung der Profimannschaft wird durch ihn erst sinnvoll, weil er den Jugendlichen eine interessante Ausrichtung auf die Zukunft bietet. Das Engagement im Jugendbereich ist für Hopp eine soziale Verpflichtung.
Er scheint ihnen jeden Wunsch von den Lippen abzulesen. Arbeiten Sie in Hoffenheim in einer Art Fußball-Paradies?
Ich weiß nicht, ob er mir schon einen Wunsch von den Lippen abgelesen hat. Er ist von unserer Arbeit überzeugt und kann sehr gut einordnen, was wir hier machen. Im Gegenzug dürfen wir uns sicher sein, ein optimales Arbeitsumfeld geboten zu bekommen.
Die Fans der anderen Vereine scheinen der TSG Hoffenheim nicht viele Sympathien entgegen zu bringen. Gefallen Sie sich in ihrer Rolle als Neidobjekt der Liga?
Ich glaube, diese Einstufung ist oberflächlich und populistisch. Wir haben als kleiner Verein wohl kaum bessere Möglichkeiten als zehn andere Klubs der Liga. Für mich ist das eine ziemliche Vereinfachung der Sachlage, die man unkommentiert so stehen lassen sollte.
Sie konnten ihren Erfolg als Hockey-Trainer stets an Titeln messen. Fehlt ihnen diese Perspektive in Hoffenheim nicht?
Keineswegs. Ich habe diese berufliche Weiterentwicklung ja bewusst gewählt. Meine neue Rolle erlaubt es mir, den gesamten Prozess der Leistungsentwicklung zu moderieren. So kann ich viele verschiedenen Expertenmeinungen zu einem guten Ganzen zusammen bringen. Das ist exakt die Aufgabe, die ich mir nach zwanzig Jahren als Trainer im Leistungsbereich gewünscht habe.
Nehmen wir mal an, Sie stellen demnächst fest, dass in Hoffenheim nicht mehr als Zweitligafußball möglich ist. Könnten Sie sich auch mit einem Mittelfeldplatz in der 2.Liga anfreunden?
Nein.
Hockey-Weltmeister Philipp Crone sagt über Sie: »Man muss ihn kennen, um ihn zu mögen.« Mögen Sie die Spieler in Hoffenheim schon?
Ob die Spieler mich mögen?
Ja.
Also, es ist schon schwierig an jemanden wie mich ranzukommen. Ich stehe hier nicht im eins-zu-eins Kontakt mit den Spielern, wie es beispielsweise ein Trainer tut. Meine Arbeit bewegt sich eher im konzeptionellen Bereich, auf der Schiene eines Mitarbeiters dahinter. Dadurch ist mein Kontakt zu den Spielern etwas weniger intensiv. Auf einer etwas anderen Ebene komme ich mit den Spielern gut zurecht. Aber umfassend kennen die mich sicherlich noch nicht.
Die Situation des deutschen Fußballs haben Sie einmal mit einem schwer manövrierbaren Riesentanker verglichen. Wie groß ist der Vorsprung der TSG Hoffenheim gegenüber den anderen Profiklubs?
Die TSG Hoffenheim entspricht am ehesten dem Bild eines kleinen Schnellbootes, das einfach und schnell auf neue Entwicklungen reagieren kann. Die Geschehnisse in unserem Verein sind leichter zu manövrieren als in einem großen Klub. Ein automatischer Vorsprung gegenüber diesen Vereinen leitet sich dadurch allerdings nicht ab. Wir sind ja erst in der zweiten Liga.
Sie kamen vor acht Monaten zur TSG. Wie vertraut war ihnen die Materie Fußball bis dato?
Ich war und bin Lehrling und muss mich weiter in die Materie Fußball einarbeiten. Viele Dinge konnte ich mir im Vorfeld anschauen. In anderen Bereichen muss ich mich erst weiterentwickeln. Fußball ist in seiner Komplexität dem Hockeyspiel sehr ähnlich. Gerade im Bereich der Nachwuchsförderung gibt es viele Übereinstimmungen zwischen beiden Sportarten.
Sie arbeiten als Berater mittlerweile auch für den DFB. Was ist noch übrig von der Skepsis gegenüber externen Einflüssen?
Das ist sehr unterschiedlich. Man hat den Eindruck, dass durch die neue Denkweise von Klinsmann und Löw eine Öffnung stattgefunden hat. In vielerlei Hinsicht tut man sich aber immer noch sehr schwer, was äußere Einflussnahme angeht. Das wechselt je nach Aufgabenbereich. Einige Gebiete des DFB sind da auf einem sehr guten Weg. In anderen herrschen weiterhin tradierte Mechanismen, die sich gegen eine breitere Öffnung wehren.
Sind Sie bei ihrem Amtsantritt beim DFB davon ausgegangen, dass diese Skepsis nicht mehr existiert?
Nein davon bin ich nicht ausgegangen. Ich habe trotzdem schon Unterstützung für meine Denkweise erfahren. Es ist wie im normalen Leben, da muss man auch kämpfen, um Skeptiker zu überzeugen. Das ist gut so!
Wie weit können Sie sich mit der Arbeit von Joachim Löw identifizieren?
Löw ist ein ganz anderer Trainertyp als ich. Er ist viel besonnener, ruhiger und ausgeglichener, als ich es je war. Ich bin auf dem Platz mehr ein Mann der Extreme. Dennoch kann ich mich stark mit dem identifizieren, was Löw macht. Er hat klare Vorstellungen von seinen Zielen. Die Art und Weise, wie er nach seiner Arbeit als zweiter Mann hinter Klinsmann jetzt die Rolle des Cheftrainers übernommen hat, zeugt jedenfalls von einer starken Führungspersönlichkeit. Dafür zolle ich ihm meine Annerkennung.
Sehen Sie ihre Hauptaufgabe in Hoffenheim darin, den Rahmen für die Zukunft zu setzen?
Auf jeden Fall. Es gibt noch viele Ansatzpunkte, das gut funktionierende Jugendsystem in Hoffenheim weiter zu verbessern. Gerade in der Talentförderung können wir den einzelnen Spielern den Übergang zur Profimannschaft noch einfacher gestalten. Diese Arbeit macht großen Spaß, weil es ein übergreifendes Aufgabengebiet zwischen der Jugend und dem Profibereich ist.
Im schnelllebigen Bundesliga-Geschäft könnte es passieren, dass Sie die Früchte ihrer Arbeit nicht selbst ernten dürfen. Stört Sie dieser Gedanke?
Wie meinen Sie das?
Ich meine die hohe Verschleißrate im Fußball, die ist doch deutlich höher als beispielsweise im Hockey...
Stimmt, aber mich schmeißt man nicht raus. Wenn ich irgendwo nicht erwünscht bin, dann habe ich die Sensibilität dafür und gehe selbst.
Sind sie sicher, dass Sie immer den richtigen Zeitpunkt finden?
...immer! Da können Sie ganz sicher sein.
Der öffentliche Druck wird in der zweiten Liga zunehmen. Ein Problem für Sie?
Druck ist etwas sehr Spezifisches und Normales im Leistungssport, wenn du etwas gewinnen willst. Das gefällt mir, dann bin ich bissig und hoch konzentriert. Wissen Sie, ich war fünfmal bei Olympischen Spielen und in vielen Endspielen einer Europa- oder Weltmeisterschaft dann bereitet Ihnen Druck einer 2. Liga keine Schlaflosigkeit.
Marcus Weise, Ihr Nachfolger als Trainer der Hockeynationalmannschaft, hat über Sie gesagt: Von hundert Puzzleteilen hält Peters alle in der Hand. Wie viele sind es in Hoffenheim?
Ich glaube, Weise wollte damit sagen, dass ich immer den Anspruch habe, alle Dinge beeinflussen zu wollen. Das ist in Hoffenheim überhaupt nicht der Fall. Ich bin gerade acht Monate hier und habe eine sehr teamorientierte Rolle.
Teilen Sie gerne mit Ralf Rangnick?
Was soll ich denn teilen?
Die Arbeit zum Beispiel...
Stimmt, ich teile in der Tat sehr gerne mit Rangnick. Er ist ein sehr ungeduldiger, perfektionistisch veranlagter Trainer, der viele Dinge möglichst innovativ angehen möchte. Ich denke, da passen wir sehr gut zusammen. Er hat mich als Entwicklungsdenker immer im Hintergrund, was viel herausforderndes Denken in einem Bereich erfordert, der zuletzt für mich Neuland war. Die Arbeit mit ihm ist eine interessante Herausforderung, die mir in den letzten acht Monaten großen Spaß gemacht hat.
In wie weit werden Sie mit Rangnick das Training den gestiegenen Anforderungen der zweiten Liga anpassen?
Es gibt noch etliche Ideen, die wir zur Verbesserung der Mannschaft voranbringen wollen. Ich könnte Ihnen jetzt einige nennen, aber da werden wir das Rad nicht neu erfinden. Die interessanten Sachen behalten wir sowieso lieber für uns.
Machen wir es mal an einem Beispiel fest: Ihr Team spielt gegen den 1.FC Köln in einem Stadion mit 40.000 Zuschauern. Wie bereiten Sie ihre Mannschaft auf solche Dimensionen vor?
Wir thematisieren diese große Veränderung vor den Spielern ständig und haben mit Fachleuten wie Hans-Dieter Hermann den richtigen Mann an unserer Seite. Die psychologische Arbeit war schon in der dritten Liga sehr intensiv und wird in der zweiten Liga den Umständen angepasst werden.
Welches Saisonziel müsste die TSG erreichen, damit Sie ihre Arbeit als erfolgreich bezeichnen?
Ich habe meinen Erfolg lange genug über Ergebnisziele definiert. Meine jetzige Arbeit bewegt sich eine Stufe dahinter. Es geht mir darum, unser Team weiter zusammenzubringen und die Umsetzung von Ideen zu stabilisieren. Ergebnisziele hat bei uns der Trainer.
Herr Peters, zum Abschluss konfrontiere ich Sie mit zwei Zitaten und Sie urteilen darüber:
»Peters ist ein absoluter Perfektionist« (Hockey-Weltmeister Sebastian Draguhn)
In gewisser Weise stimme ich dem zu. In der Vergangenheit war das mein übertriebener Anspruch. Inzwischen versuche ich, von diesem Anspruch etwas weg zu kommen. Ich muss nicht perfekt sein, es reicht, gut zu sein.
»Ich bin extrem in meinen Anforderungen« (Bernard Peters)
Dem ist nichts hinzuzufügen.
„Mich schmeißt man nicht raus“
Als Hockey-Trainer galt Bernhard Peters als weltweit Bester seines Fachs. Nun, als Sportdirektor der TSG Hoffenheim, blickt er dem Alltag in der 2. Fußball-Bundesliga entgegen. Wie lange hält ein ehrgeiziger Mann wie er das aus?
Herr Peters, wann erleben wir die TSG Hoffenheim in der 1. Bundesliga?
Wir haben mit dem Aufstieg in die zweite Liga einen guten Schritt gemacht und müssen uns dort in einem extrem schwierigen Feld etablieren. Sicher, wir haben ehrgeizige Ziele, auch bis in die erste Liga. Aber bis dahin müssen wir step-by-step vorgehen, uns weiter stabilisieren.
Können Sie in Hoffenheim das verwirklichen, was Ihnen beim DFB verwehrt wurde?
Das sind zwei verschiedene Paar Schuhe. Der DFB ist ein Verband, Hoffenheim ein Verein. Ich bin sehr glücklich, bei der TSG gelandet zu sein. Wir hier können hier auf kurzem Dienstweg sehr viel bewegen, weil der Kreis von Entscheidungsträgern sehr klein ist. Wenn hier eine Idee entwickelt wird, wird diese mit Vehemenz verfolgt. Dies geschieht weitaus angenehmer und weniger politisch als bei einem großen Verband.
Ist die TSG Hoffenheim das Vorzeige-Modell eines perfekten Profiklubs?
Ein perfekter Profiklub zu sein ist nicht unser Anspruch, dementsprechend ungern werden wir als solcher deklariert. Unser Ziel ist es, eine gute, qualitätvolle Arbeit abzuliefern und nicht nach links und nach rechts zu schauen. Wir sind von diesem Weg überzeugt und gehen ihn ziemlich selbstbewusst.
Welche Rolle spielt Dietmar Hopp dabei?
Dietmar Hopp hat für alle hier eine grundsätzliche Bedeutung. Er ist eine Symbolfigur, eine Art Supervisor für die Ziele unserer Jugendarbeit. Die Förderung der Profimannschaft wird durch ihn erst sinnvoll, weil er den Jugendlichen eine interessante Ausrichtung auf die Zukunft bietet. Das Engagement im Jugendbereich ist für Hopp eine soziale Verpflichtung.
Er scheint ihnen jeden Wunsch von den Lippen abzulesen. Arbeiten Sie in Hoffenheim in einer Art Fußball-Paradies?
Ich weiß nicht, ob er mir schon einen Wunsch von den Lippen abgelesen hat. Er ist von unserer Arbeit überzeugt und kann sehr gut einordnen, was wir hier machen. Im Gegenzug dürfen wir uns sicher sein, ein optimales Arbeitsumfeld geboten zu bekommen.
Die Fans der anderen Vereine scheinen der TSG Hoffenheim nicht viele Sympathien entgegen zu bringen. Gefallen Sie sich in ihrer Rolle als Neidobjekt der Liga?
Ich glaube, diese Einstufung ist oberflächlich und populistisch. Wir haben als kleiner Verein wohl kaum bessere Möglichkeiten als zehn andere Klubs der Liga. Für mich ist das eine ziemliche Vereinfachung der Sachlage, die man unkommentiert so stehen lassen sollte.
Sie konnten ihren Erfolg als Hockey-Trainer stets an Titeln messen. Fehlt ihnen diese Perspektive in Hoffenheim nicht?
Keineswegs. Ich habe diese berufliche Weiterentwicklung ja bewusst gewählt. Meine neue Rolle erlaubt es mir, den gesamten Prozess der Leistungsentwicklung zu moderieren. So kann ich viele verschiedenen Expertenmeinungen zu einem guten Ganzen zusammen bringen. Das ist exakt die Aufgabe, die ich mir nach zwanzig Jahren als Trainer im Leistungsbereich gewünscht habe.
Nehmen wir mal an, Sie stellen demnächst fest, dass in Hoffenheim nicht mehr als Zweitligafußball möglich ist. Könnten Sie sich auch mit einem Mittelfeldplatz in der 2.Liga anfreunden?
Nein.
Hockey-Weltmeister Philipp Crone sagt über Sie: »Man muss ihn kennen, um ihn zu mögen.« Mögen Sie die Spieler in Hoffenheim schon?
Ob die Spieler mich mögen?
Ja.
Also, es ist schon schwierig an jemanden wie mich ranzukommen. Ich stehe hier nicht im eins-zu-eins Kontakt mit den Spielern, wie es beispielsweise ein Trainer tut. Meine Arbeit bewegt sich eher im konzeptionellen Bereich, auf der Schiene eines Mitarbeiters dahinter. Dadurch ist mein Kontakt zu den Spielern etwas weniger intensiv. Auf einer etwas anderen Ebene komme ich mit den Spielern gut zurecht. Aber umfassend kennen die mich sicherlich noch nicht.
Die Situation des deutschen Fußballs haben Sie einmal mit einem schwer manövrierbaren Riesentanker verglichen. Wie groß ist der Vorsprung der TSG Hoffenheim gegenüber den anderen Profiklubs?
Die TSG Hoffenheim entspricht am ehesten dem Bild eines kleinen Schnellbootes, das einfach und schnell auf neue Entwicklungen reagieren kann. Die Geschehnisse in unserem Verein sind leichter zu manövrieren als in einem großen Klub. Ein automatischer Vorsprung gegenüber diesen Vereinen leitet sich dadurch allerdings nicht ab. Wir sind ja erst in der zweiten Liga.
Sie kamen vor acht Monaten zur TSG. Wie vertraut war ihnen die Materie Fußball bis dato?
Ich war und bin Lehrling und muss mich weiter in die Materie Fußball einarbeiten. Viele Dinge konnte ich mir im Vorfeld anschauen. In anderen Bereichen muss ich mich erst weiterentwickeln. Fußball ist in seiner Komplexität dem Hockeyspiel sehr ähnlich. Gerade im Bereich der Nachwuchsförderung gibt es viele Übereinstimmungen zwischen beiden Sportarten.
Sie arbeiten als Berater mittlerweile auch für den DFB. Was ist noch übrig von der Skepsis gegenüber externen Einflüssen?
Das ist sehr unterschiedlich. Man hat den Eindruck, dass durch die neue Denkweise von Klinsmann und Löw eine Öffnung stattgefunden hat. In vielerlei Hinsicht tut man sich aber immer noch sehr schwer, was äußere Einflussnahme angeht. Das wechselt je nach Aufgabenbereich. Einige Gebiete des DFB sind da auf einem sehr guten Weg. In anderen herrschen weiterhin tradierte Mechanismen, die sich gegen eine breitere Öffnung wehren.
Sind Sie bei ihrem Amtsantritt beim DFB davon ausgegangen, dass diese Skepsis nicht mehr existiert?
Nein davon bin ich nicht ausgegangen. Ich habe trotzdem schon Unterstützung für meine Denkweise erfahren. Es ist wie im normalen Leben, da muss man auch kämpfen, um Skeptiker zu überzeugen. Das ist gut so!
Wie weit können Sie sich mit der Arbeit von Joachim Löw identifizieren?
Löw ist ein ganz anderer Trainertyp als ich. Er ist viel besonnener, ruhiger und ausgeglichener, als ich es je war. Ich bin auf dem Platz mehr ein Mann der Extreme. Dennoch kann ich mich stark mit dem identifizieren, was Löw macht. Er hat klare Vorstellungen von seinen Zielen. Die Art und Weise, wie er nach seiner Arbeit als zweiter Mann hinter Klinsmann jetzt die Rolle des Cheftrainers übernommen hat, zeugt jedenfalls von einer starken Führungspersönlichkeit. Dafür zolle ich ihm meine Annerkennung.
Sehen Sie ihre Hauptaufgabe in Hoffenheim darin, den Rahmen für die Zukunft zu setzen?
Auf jeden Fall. Es gibt noch viele Ansatzpunkte, das gut funktionierende Jugendsystem in Hoffenheim weiter zu verbessern. Gerade in der Talentförderung können wir den einzelnen Spielern den Übergang zur Profimannschaft noch einfacher gestalten. Diese Arbeit macht großen Spaß, weil es ein übergreifendes Aufgabengebiet zwischen der Jugend und dem Profibereich ist.
Im schnelllebigen Bundesliga-Geschäft könnte es passieren, dass Sie die Früchte ihrer Arbeit nicht selbst ernten dürfen. Stört Sie dieser Gedanke?
Wie meinen Sie das?
Ich meine die hohe Verschleißrate im Fußball, die ist doch deutlich höher als beispielsweise im Hockey...
Stimmt, aber mich schmeißt man nicht raus. Wenn ich irgendwo nicht erwünscht bin, dann habe ich die Sensibilität dafür und gehe selbst.
Sind sie sicher, dass Sie immer den richtigen Zeitpunkt finden?
...immer! Da können Sie ganz sicher sein.
Der öffentliche Druck wird in der zweiten Liga zunehmen. Ein Problem für Sie?
Druck ist etwas sehr Spezifisches und Normales im Leistungssport, wenn du etwas gewinnen willst. Das gefällt mir, dann bin ich bissig und hoch konzentriert. Wissen Sie, ich war fünfmal bei Olympischen Spielen und in vielen Endspielen einer Europa- oder Weltmeisterschaft dann bereitet Ihnen Druck einer 2. Liga keine Schlaflosigkeit.
Marcus Weise, Ihr Nachfolger als Trainer der Hockeynationalmannschaft, hat über Sie gesagt: Von hundert Puzzleteilen hält Peters alle in der Hand. Wie viele sind es in Hoffenheim?
Ich glaube, Weise wollte damit sagen, dass ich immer den Anspruch habe, alle Dinge beeinflussen zu wollen. Das ist in Hoffenheim überhaupt nicht der Fall. Ich bin gerade acht Monate hier und habe eine sehr teamorientierte Rolle.
Teilen Sie gerne mit Ralf Rangnick?
Was soll ich denn teilen?
Die Arbeit zum Beispiel...
Stimmt, ich teile in der Tat sehr gerne mit Rangnick. Er ist ein sehr ungeduldiger, perfektionistisch veranlagter Trainer, der viele Dinge möglichst innovativ angehen möchte. Ich denke, da passen wir sehr gut zusammen. Er hat mich als Entwicklungsdenker immer im Hintergrund, was viel herausforderndes Denken in einem Bereich erfordert, der zuletzt für mich Neuland war. Die Arbeit mit ihm ist eine interessante Herausforderung, die mir in den letzten acht Monaten großen Spaß gemacht hat.
In wie weit werden Sie mit Rangnick das Training den gestiegenen Anforderungen der zweiten Liga anpassen?
Es gibt noch etliche Ideen, die wir zur Verbesserung der Mannschaft voranbringen wollen. Ich könnte Ihnen jetzt einige nennen, aber da werden wir das Rad nicht neu erfinden. Die interessanten Sachen behalten wir sowieso lieber für uns.
Machen wir es mal an einem Beispiel fest: Ihr Team spielt gegen den 1.FC Köln in einem Stadion mit 40.000 Zuschauern. Wie bereiten Sie ihre Mannschaft auf solche Dimensionen vor?
Wir thematisieren diese große Veränderung vor den Spielern ständig und haben mit Fachleuten wie Hans-Dieter Hermann den richtigen Mann an unserer Seite. Die psychologische Arbeit war schon in der dritten Liga sehr intensiv und wird in der zweiten Liga den Umständen angepasst werden.
Welches Saisonziel müsste die TSG erreichen, damit Sie ihre Arbeit als erfolgreich bezeichnen?
Ich habe meinen Erfolg lange genug über Ergebnisziele definiert. Meine jetzige Arbeit bewegt sich eine Stufe dahinter. Es geht mir darum, unser Team weiter zusammenzubringen und die Umsetzung von Ideen zu stabilisieren. Ergebnisziele hat bei uns der Trainer.
Herr Peters, zum Abschluss konfrontiere ich Sie mit zwei Zitaten und Sie urteilen darüber:
»Peters ist ein absoluter Perfektionist« (Hockey-Weltmeister Sebastian Draguhn)
In gewisser Weise stimme ich dem zu. In der Vergangenheit war das mein übertriebener Anspruch. Inzwischen versuche ich, von diesem Anspruch etwas weg zu kommen. Ich muss nicht perfekt sein, es reicht, gut zu sein.
»Ich bin extrem in meinen Anforderungen« (Bernard Peters)
Dem ist nichts hinzuzufügen.